Es ist ja so, dass wenn jemand krank ist, man ihm oder ihr zunächst mal gute Besserung wünscht.
Tun wir das also: Gute Besserung, Frau Pegoraro.
Und weil es sich bei einem Bandscheibenvorfall zwar um eine sehr schmerzhafte, in der Regel jedoch gut kurierbare Krankheit handelt, wird diese Besserung über eher kurz als lang auch tatsächlich eintreten.
Soweit der Vorspann von Mensch zu Mensch.
Von Politbloger zu Politikerin hingegen betrachtet, wirft der spontane Abgang ins Krankenbett doch ein paar Fragen auf.
Zum einen die, wie spontan denn dieser Abgang tatsächlich gewesen ist.
Gestern Nachmittag war Frau Pegoraro noch an einer Pressekonferenz anwesend und gab launig Interviews zum Herzstück, dem Basler S-Bahnprojekt (dessen Sinn sich mir, ehrlich gesagt, nicht ganz erschliessen will).
Zum anderen die, ob Frau Pegoraro nach zwei, drei Monaten Auszeit, tatsächlich wieder in ihr Amt zurückkehren wird und alle dann so tun, als ob nichts gewesen wäre.
Fakt ist, dass die vorfallbedingte Auszeit zusämmenfällt mit der offen geforderten (BaZ) und hinter den Kulissen (eigene Partei, andere Parteien) genuschelten Forderung nach einem Rücktritt.
Man kann also festshalten, dass Frau Pegoraro sowohl körperlich als auch politisch einen Tiefpunkt erreicht hat.
Einen Tiefpunkt, der bei jedem dazu führt, sich Gedanken über die Zukunft zu machen. Frau Pegoraro kann sich dafür nun reichlich Zeit nehmen.
Sie wird am Ende zur Einsicht gelangen, dass es nach der Politik auch noch ein Leben gibt, ein weitaus angenehmeres Leben sogar.
Und deshalb wird sie zum Schluss kommen, dass das mit dem Regierungsamt gelaufen ist.
Mit einem Rücktritt aus Rücksicht auf ihr Gesundheit wird sie überall auf Verständnis stossen. Weil das der für alle Beteiligten beste Rücktrittsgrund ist. Niemand hat mehr Lust, sich mit Frau Pegoraro noch weitere Monate politisch herumstreiten.
Ziemlich rasch reagiert hat Eric Nussbaumer auf Twitter:
Die linksgrüne Opposition wittert Morgenluft.
Denn der Grüne Isaac Reber kommt nun an den Schalthebel eines Schlüsseldepartements.
Und das Beste an der Situation: Niemand erwartet von ihm einen Erfolg, zum Beispiel beim wichtigsten Geschäfts des Jahres, dem Energiegesetz, das im Juni vors Parlament kommt.
Es wird so oder so abgelehnt.
Aber er kann mit ein paar Korrekturen grüne Akzente setzen und damit für die Ersatzwahl Pegoraro dem links-grünen Lager eine Steilvorlage liefern.
Sofern die überhaupt jemanden finden werden, der oder die überzeugt.
Bei der FDP ist Herr Hiltmann der Kronfavorit. Selbst SVP-Parteigänger finden den gut. Immer, wenn alle in Minne vereint über einen Kandidaten jubeln, werde ich skeptisch.
War schon bei Frau Gschwind so.
Es gibt noch andere valable Kandidaten in den Reihen der FDP.
lha meint
Hey, Nussbaumer liegt kaum daneben. Isi Reber kann jetzt endlich in dem Departement mitwüten, für das er sich fachlich qualifiziert hat. Vielleicht geschehen noch Wunder. Stawa und Polizei regeln sich schon selbst, jetzt da alles reorganisiert ist. Immerhin: Rebers Departement war notabene das einzige, dass auf organisatorischer Ebene derart tiefgreifend reorganisiert wurde und heute tatsächlich den Eindruck einer effizient arbeitenden Behörde macht. Damit hat er auf Ebene Reformen den grössten Leistungsausweis im Regierungskollegium, das sollte man, unabhängig von der politischen Gesinnung, nicht ausser Acht lassen.
Beat Hermann meint
Was soll @isaacreber hinkriegen? …. auch das wird er nicht! Twittern wird er trotzden.
Redbüll meint
Man muss hier nicht mal zwischen den Zeilen lesen, um zu sehen, dass Sie, werter MM, der Frau RR Pegoraro nicht abnehmen, die Diskopathie sei so wesentlich und dass es nach Sich-in-die-Krankheit-retten aussehe.
Wäre dem so, könnte Ihr Mensch-zu-Mensch-Vorspann als alibihaft und damit als umso zynischer bezeichnet werden.
M.M. meint
Da unterstellen Sie mir was.
Wenn operiert werden muss, dann ist das ein ernsthafter Vorfall. Insofern ist mein Vorspann durchaus ernst gemeint.
Der Rest aber auch.
Heiner Schäublin meint
So ein läppischer Vorfall wirft doch eine Vollblutpolitikerin nicht aus der Laufbahn. Sie kommt zurück: Energiegeladen und überzeugend (wie wir sie halt so kennengelernt haben).