Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie sich ein Politiker in der eher ereignislose Sommerpause im Gespräch halten kann.
Zum Beispiel mit politischen Vorstössen, die niemanden interessieren. Oder mit einer Homestory. Oder mit exotischen Ferienzielen.
Oder man liebäugelt mit dem eigenen Rücktritt, wie dies FDP-Landrat Stückelberger seit Sonntag online bei der BaZ tut.
Nun könnte man ihm ja zurufen: „Was soll denn dieser Quatsch?“. Oder einfach denken: Soll er doch, Schwamm drüber.
Allerdings ist Herr Stückelberger ja nicht irgendwer. Und er steht ja nicht für irgendetwas in dieser Partei.
Wäre die Baselbieter FDP nicht derart heruntergewirtschaftet, wäre der Liberale aus Arlesheim einer jener Hoffnungsträger, auf den die Partei setzen müsste. So wie es die FDP Schweiz tut, die ihn schon vor Jahren in ein spezielles Förderprogramm aufgenommen hat.
Doch die FDP Baselland ist dort angelangt, wohin sie sich vor ein paar Jahren auf den Weg gemacht hat: am Boden.
Das kann man gut am Führungspersonal ablesen – ein intellektuelles Trockengebiet (Definition: geistige Verdunstung während zwölf Monaten im Jahr).
Das fängt bei der in vielerlei Hinsicht unfähigen letzten Vertreterin der Partei in der Regierung an, (die Frau kann insbesondere eines nicht: eine Rede halten), über den Fraktionsvorsitzenden (ein Polterie aus dem Laufental) und die Parteipräsidentin, (deren bisher grösster politischer Erfolg, nach der vermasselten Landratswahl, der Verzicht auf den zweiten FDP-Sitz war), bis hin zur Heulsuse im Nationalrat.
Gesteuert wird die Partei von der Wirtschaftskammer. Dort sitzt derzeit Herr Buser an den Hebeln der Macht, ein schon jung gealteter Gewerbeapparatschik.
Die FDP hat in den letzten fünf, sechs Jahren das Personal auf allen Ebenen praktisch vollständig ausgewechselt.
Nachgerückt für Rhinow, Koellreuter, Nordmann und so weiter und so fort, sind Leute, die dank dem Etikett „FDP – die Liberalen“ auf ihrer Brust ein upgrade erfahren und nicht umgekehrt die Partei durch den verstandesmässigen Neuzugang.
In dieser Partei haben auf kantonaler Ebene Leute wie Herr Stückelberger keinen Platz mehr, das ist schon so.
Und das ist auch gut so.
Schliesslich befindet sich, wer sich zu den „die Liberalen“ in der FDP zählt, bei dem Personal in schlechter Gesellschaft.
Ist Stückelberger erst mal weg – ein politisches Ausnahmetalent, den die FDP Arlesheim hervorgebracht hat – ist die FDP Baselland endlich dort, wohin sie seit den letzten fünf Jahren tatkräftig hingestrebt ist: glückstrunken vereint im politischen Mittelmass.
Intellektuell gesäubert, kann man nun endlich Parolen fassen, die vor Geschlossenheit nur so strotzen – im Kulturbereich, bei der Frage der Kantonsfusion zum Beispiel.
Sollte der Arlesheimer Stückelberger seinen Landratssitz nach der Sommerpause tatsächlich der Frau Frey, ehemals Pezetta, aus Münchenstein überlassen, dann wäre dieser Wechsel nicht nur symbolträchtig, sondern für die Liberalen auch eine Zäsur .
Rampass meint
Ich hab ja sooooo Mitleid mit Herrn BS. Hört doch auf mit Gejammere!
Henry Berger meint
Die Baselbieter FDP übernimmt doch ganz eindeutig eine nationale Vorreiter-Rolle 😉 – in dieses intelektuelle Trockengebiet will sie doch auch Herr Müller führen….
Generell nervt es mich als Wähler, dass ich von allen Parteien mittlerweile so behandelt werden, wie wenn ich nur eine Stimme hätte und es in der Schweiz absolut verboten ist, veränderte Listen einzulegen – dies entspricht einfach nicht der Realität und es sind genau solche Personen wie ein Balz Stückelberger oder ein Peter Malama, welche mächtig viel Stimmen von anderen Listen „abgeholt“ haben. Oder erhofft sich die BL-FDP oder die nationale FDP Panaschierstimmen auf Listen der SVP? Liebe Leute, da gibt es nichts zu holen, SVP-Wähler sind die Gruppe, welche am meisten unveränderte Listen einlegen, wieso sollen die auch einen „Soft-SVP-ler“ wählen, wenn das Original zur Verfügung steht???
Blindtext meint
Das Problem der Baselbieter FDP ist doch, dass man sie nicht mehr von der SVP unterscheiden kann. Ein Trauerspiel.
Christoph Schwegler meint
Dann hätte Mann (und Frau?) in Arlese wohl auch keinen Grund mehr, sich für diese Partei zu interessieren!
Urs P. Haller meint
@ Christoph: Das ist leider so. Ist Stückelberger, Hoffnungsträger und echt liberaler Gegenpart zur Stahlhelm-Fraktion im Schlepptau einer SVP tatsächlich mal weg, gibt es wohl kein Halten mehr und Parteiaustritte wären unvermeidlich. Noch dies: Dann müsste auch ich mir wohl oder übel Gedanken über meinen künftigen Verbleib im „glückstrunkenen politischen Mittelmass“ machen. Ungern zwar….
Jakob Rohrbach meint
Parteien entstehen durch den Zusammenschluss ähnlich Gesinnter. Eine hundertprozentige Ähnlichkeit wird es wohl kaum geben, es ist immer etwas zwischen 0% und 100%. Sollte allerdings die Ähnlichkeit näher bei 0%, als bei 100%, liegen, so wäre es vielleicht ratsam die politische Zugehörigkeit zu überdenken. Oder man bleibt Opportunist aufgrund von Vorteilen.