Der Star der Baselbieter Nationalratswahlen ist ohne Zweifel Frau Graf, die Grüne. (Keine Angst, ich fange jetzt nicht von Neuem an.)
Die Frau ohne Stimme, die es in vier Jahren auch spielend in den Ständerat schaffen wird, erwähne ich hier nur, weil in der FAZ diese PolitikerInnen mit dem treffenden Begriff „Bionadebourgeoisie“ umschrieben werden.
„Bionadebourgeoisie“ – finde ich originell und treffend.
„Die Grünen sind eine Partei der Satten, Saturierten und Abgesicherten, die sich einen Lebensstil leisten können, der vorrangig auf Fragen des ,guten Lebens’ abzielt: Authentizität, Selbstverwirklichung, kulturelle Reichhaltigkeit, unbedingter Schutz der Natur und der Lebenswelt.“
Wir haben früher mal geschrieben, dass sich das grüne Ideal in Arlesheim erfüllt hat: Das Dorf ist Oeko-, Energie-, Wollsocken-, Komposthaufen, Kinder- und auch noch Nähkursgemeinde. Tempo 30 flächendeckend und Tempo 20 im Dorfkern, na klar doch. Und das Wasser im Schwimmbad wird nur mit Quellwasser erneuert, der WiFi-Sender des Bademeisters wird nach Protesten auf der Gemeinde von wegen Strahlensmog sofort abgeschaltet.
Das ist so, weil sich hier die besten Steuerzahler der Region angesiedelt haben und sie sich all diese Selbstverständlichkeiten der Habenden selbst finanzieren. Entsprechend hoch sind die Grundstückpreise und Mieten, was selektiv wirkt.
Als wäre er also in Arlese gewesen, trifft der Politologe und CDU-Abgeordneter in der FAZ ins Schwarze:
Mittlerweile jedoch sei daraus ein eigener Lebensstil geworden. „Auf der Basis geregelter und gesättigter Lebensentwürfe wird die grüne Lebensweise zu einem Luxuslifestyle.“ So falle es nur dort leicht, auf Motorisierung zu verzichten, wo es ein gutes Netz des öffentlichen Nahverkehrs gebe. Und der „demonstrative Gebrauch des Fahrrads“ sei nur dort einfach, wo sich genug Geschäfte in Wohnungsnähe fänden. Und die Präferenz für gesunde Öko-Kost „ist der Lebensstil eines Milieus, das dafür auch das notwendige Kleingeld hat“.
Das sind die WählerInnen, welche die (steuergeldsubventionierte) Biobäuerin aus dem Baselbiet wählen (1’460 Stimmen und damit die klare Nr. 1 auch in Arlesheim), diese Projektionsfläche der High-End-Biogemüse-Naturabeef-KäuferInnen.
Mit den Grünliberalen ist die grüne Bourgeoisie um einen bürgerlichen Ableger reicher geworden.
PS: Arlesheim weist inzwischen in Urbanien wohl die grösste Dichte an Elektrovelos auf, das neue Statussymbol umweltbewusster Zeitgenossinnen.
Via Zettel.
Baresi meint
… wohl die grösste Dichte an Elektrovelos auf, …
Und die ersten zehn Arleser pro Kalenderjahr werden beim Kauf eines Elektrovelos mit 10% oder max. CHF 400.00 von der Gemeinde unterstützt. Zumindest bis vor zwei Jahren war das noch so.
Passend auch die neuste Tempo-20-im-Dorfkern-Kampagne.
Gotte meint
man könnte meinen, die exponenten, anhänger und wähler der anderen parteien darbten allesamt am hungertuch, während die grünen die satten und zufriedenen sind. das ist einfach lachhaft: unsere gesellschaft ist insgesamt satt und zufrieden, mehr als 50% der AHV-bezüger haben mehr als 1 mio vermögen und am herbstferienwochenende flogen 1 mio passagiere von der schweiz aus in die ferien. wenn die grünen lenkungsabgaben auf ölscheich-energie oder kostenwahrheit bei atom-energie fordern, dann nicht, weil sie es sich leisten können, sondern weil es sich die mehrheit ohne konforteinbusse leisten kann, mit der verschleuderung aufzuhören und es sinnvoll ist, in nachhaltige energiegewinnung zu investieren. blocher könnte mit seinen milliarden viel gutes für die schweiz tun, würde er sie in die forschung stecken statt in rassistische fremdenhetze – auch er, wie viele seiner anhänger, ein satt-saturierter.
Jamie oliver meint
gut gesagt Gotte! Und das Leben ist steht’s eine Prioritäten setzung. Die Frage ist wie und für was man sein Geld ausgeben möchte. Lieber 10 Pullis pro Jahr oder ein guter? 4 mal Fleisch pro Woche oder einmal dafür biologisch? flatscreen Widescreen tv, luv Auto, oder Einheimisches Holz und Elektrovelo?
Nur weil es wohlhabende Grüne gibt und grün Lifestyle geworden ist die Bewegung ja nicht grundsätzlich falsch. Ist es lächerlich gegen Tierfabriken zu sein und das jeder allein mit einem halben Lastwagen zur Arbeit fährt? Ist es lächerlich für weniger Abfall einzustehen, von dem ca 10% pro Sack mühsam in Sonderdeponien gelagert werden muss. Ist es lächerlich dafür einzustehen dass Kinder sicher mit dem Velo oder zu Fuss in die Schule gehen können? Spott und Hohn schreibt sich
schnell und liest sich gut aber beim etwas tun hat man keine Publikum.
Komet meint
Auch ich habe grün gewählt. Frau Graf ist allerdings als Bäuerin kein Guru, der der Bionadebourgoisie vorstehen könnte. Sie ist wirklich grün. Neben der Bionadebourgoisie gibt es natürlich auch noch echte Grüne. Es gibt sie noch, im Gundeli und Kleinbasel in grösserer Ansammlung, und auf dem Land, versteckt und durch seltene Sandalenspuren im Wald nachgewiesen. Aber natürlch ist grün sein auch trendig, und es zieht eine bestimmte Klasse von erwachsen gewordenen Wohlstandkids an.
Sie haben aber keinen Ecofootprint below zero, und fahren meist auch irgend ein trendiges Cabrio. Egal, die Umwelt gehört schützt, und Frau Graf habe ich ja bereits dieses mal als Ständerätin gewählt (andere haben Roger Federer gewählt – was für Steuerfluchthelfer..)