Die überwiegende Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger dieses Landes sind nicht Mitglieder einer Partei. Ja, weit über die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer stehen nicht mal mehr einer Partei nahe.
Herr Blocher hat recht: Die Classe Politique hat den Hang, sich in abgehobenen Welten mit sich selbst zu beschäftigen.
Nur – muss man ergänzen – ist Herr Blocher und die SVP schon immer ein Teil dieser Classe Politique gewesen und inzwischen so langweilig wie die anderen Mitglieder des exklusiven Clubs.
Die erdrückende Mehrheit des „Volkes“ kommt praktisch nie zu Wort. Ab und an wird in einer Strassenumfrage ein paar zufällig vorbeischlendernden Vertretern der Mehrheit das Mikrofon zum Reinbeissen hin gestreckt und andernorts reserviert man ihnen etwas Platz in den Leserbriefspalten.
Die Parteienlandschaft, wie sie sich derzeit darstellt, ist nicht nur nicht mehr zeitgemäss, sie ist nicht mal mehr repräsentativ.
Wenn man die Vertreter der Classe Politique mal beim Wort nimmt, mit ihrer Beschwörungsformel: Politik beginnt in der Schweiz kurz nach der Familie im Dorf, dann sind die Parteien in arger Bedrängnis: Immer mehr Gemeinderäte sind heute parteilos.
Frage an die Leserschaft: Wer hört überhaupt noch zu, wenn einer dieser sogenannten Spitzenpolitiker seine Phrasen drischt?
So kommt man nicht umhin, an diesem trüben Montagmorgen festzustellen, dass man sich als Volk gelegentlich nach einem Tahrir-Platz umschauen müsste. Warum nicht die Arena des Schweizer Fernsehens besetzen?
Das wäre doch mal ein neuer Ansatz: Bis zu den Wahlen findet die Arena OHNE die Classe Politique statt. Die Sendung wäre bestimmt nicht langweiliger als heute.
gotte meint
der begriff der „classe politique“ zeigt exemplarisch, wie sehr die svp-sprachregelung in den alltagswortschatz übergegangen ist. was meint denn „classe politique“? es ist der kampfbegriff der svp, der suggeriert, dass „die da oben in bern“ anders sind als „wir da unten das volk“. das ist aber genauso absurd, wie es zutiefst UNSCHWEIZERISCH ist. als die svp damit begonnen hat, von der „classe politique“ zu sprechen, waren weitaus die meisten politiker noch klassische milizionäre. die svp war es, die ein apparat von berufspolitikern und berufssekreatären aufgestellt hat und damit die anderen parteien wie handgestrickte miliz-anfänger hat aussehen lassen. niemand beherrscht den professionellen polit-talk so perfekt wie die bauern der svp, die durch unzählige rhetorik-kurse auf sprachregelungen eingeschwört werden! fazit: einmal mehr prangert die svp ein problem an, das wir ganz direkt ihr zu verdanken haben: die professionalisierung der politik.
h.s. meint
Ehrlich gesagt, könnte ich mir eher ein model, wie „nun Red I“ von Bayerische Rundfunk vorstellen. Die SRF geht zu die Menschen hin, in den Agglo, Stadt oder Dorf. Bereitet die Sendung vor mit junge Journalisten die auf die Suche gehen nach die alltägliche Problemen der Einwohner. Habe letztlich ein Politiker getroffen der tatsächlich dachte, dass dem Präsidium von eine landratliche Kommision und seine Arbeit dabei die Menschen als lechtendes Beispiel bekannt sei. Ich bin überzeugt, dass nicht mal 5% der Baselbieter über die Existenz diese Kommision infomiert sind. Wer Präsident ist, weiss nur die Classe Politique. Allgemeine Frage: Welche Subventionserhöhung an ein regionale Kultureinrichtung würde für etwa 7 Jahre abgelehnt?
p.s. Sarah-Jane Graben, auch bei Telebasel: Warum kriegen die kein Interview mehr von M.M.?
M.M. meint
Weil ich keine Lust mehr habe. Bin ja keine auskunftspflichtige öffentliche Person. Fand das im Übrigen ein Nullthema.
Hatte die Sendung verpasst. Und später dann gesehen: es gibt ihn tatsächlich, den Sarah-Jane-Graben.:-)