Gestern habe ich seit langem mal wieder bei der Arena vorbeigeschaut. Was sich trotz Corona nicht verändert hat: Länger als eine Viertelstunde halte ich das nicht aus.
Jetzt, in der Neuzeit sendet das früher gestylte Studio eine Botschaft aus, die exakt zu den Voten der Diskussionsteilnehmer passt: Die Arena findet in der Kommandozentrale eines um die Erde schwebenden Raumschiffes statt.
Verständlich deshalb, dass die geladenen Politiker und die eine -In Zeugs daher redeten und Forderungen stellten, welche mit dem aktuellen Desaster unten auf der Erde nichts zu tun haben.
Völlig losgelöst von der Erde, schwebt das Raumschiff schwerelos.
Da brachten selbst die paar Schaltungen nach Houston nichts.
Man hielt an den vorbereiteten Notizen fest: Wollte Modeläden öffnen und forderte Gewissheit für Beizer und Grossveranstalter ein, tat überhaupt so, als ob sich das Corona-Virus mit eingezogenen Noppen davongeschlichen hätte, nachdem es die tapferen Schweizer am Morgarten vernichtend geschlagen hatten.
Angeführt von ein paar aufrechten SVP-Männern.
Was mir wirklich zu denken gibt: In den fünfzehn Minuten, die ich da reingeschaut habe, vermittelte lediglich SP-Präsident Christian Levrat den Eindruck, noch den direkten Kontakt zur Erde zu halten.
Bei Frau Gössi (FDP-Präsidentin) ist in dieser Krisensituation nicht ein Hauch von Leadership auszumachen, weshalb die Partei sie subito auswechseln sollte.
Und SVP-Präsident Albert Rösti ist eh nur noch auf Abruf auf seinem Posten, weil Herr Blocher ihn, na ja, etwas schwach findet.
Was mich zur schmerzhaften Einsicht schubst: Blocher liegt nicht immer falsch.
CVP-Präsident Gerhard Pfister ist noch immer so wie früher: ein selbstverliebter Politdarsteller, der gerne bedeutend wäre.
Dabei wäre es an der Zeit, dass die Politik, die Parteien, statt eigenartige Forderungen zu stellen, den Menschen in diesem Land endlich ein paar Wahrheiten sagen würden.
Unbequeme Wahrheiten.
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- Dass das Coronavirus noch immer da ist und noch für viele Monate, ja Jahre unser aller Leben bestimmen wird.
- Dass wir erst die erste Welle hinter uns gebracht haben, es werden noch weitere folgen (siehe Singapur und China).
- Fünfzig Prozent aller Restaurants in der Schweiz werden die nächsten Monate nicht überleben. Mindestens fünfzig Prozent.
- Es wird bis im Herbst und wahrscheinlich darüber hinaus in diesem Land keine Grossveranstaltungen mehr geben. Weder Fussballspiele noch Openair-Konzerte.
- Beim Öffnen der Läden ist nicht die Hygiene innerhalb des Shops das Problem, sondern das Gedränge draussen, zum Beispiel in der Freien Strasse an einem Samstag.
- Die Sommerferien fallen flach (werden verkürzt). Weil man nirgendwo hin kann und verlorene Produktivität mit dem sanften Hochfahren der Wirtschaft aufholen könnte. Auch die Kinder brauchen keine sechs Wochen Ferien.
- Die Schweiz ist keine Insel. Auch wenn die feuchten Träume der Raumschiff-Politiker wahr würden – die Welt steckt tief in einer Rezession und wir mitten drin.
- All die husch-husch eingerichteten Provisorien zum Abstandhalten, werden zu Dauereinrichtungen.
- Das Tragen von Gesichtsmasken in öffentlichen Verkehrsmitteln, Läden und in Versammlungen wird selbstverständlich werden.
- Es wird mindesten zehn Jahre dauern, bis sich die Welt(wirtschaft) von diesem Schlag erholt hat.
Ich hab’s schon mal geschrieben: 2030 wird nichts mehr so sein wie heute
Es ist an der Zeit, dass wir die Corona-Krise für beendet erklären und das, wie es jetzt ist, zum neuen Normalen zu erklären.
Wer das kapiert, zählt zu den Gewinnern.
Christian Müller meint
Vielleicht ist alles nun ganz anders: https://infekt.ch/2020/04/sind-wir-tatsaechlich-im-blindflug/
Michael Przewrocki meint
Danke Manfred. Hab immer öfters den Eindruck dass nur Selbständigerwerbende, Rentner oder sonst Unabhängige die volle Wahrheit kapieren wollen.
Ich bin erstaunt wie sorglos die Leute mit der Gefahr umgehen. Es wird den ganzen Tag Hin-und Hergefahren. Abstände werden nicht eingehalten, Shakehands aber auch Umarmungen immer wieder. Mundschutz seh ich selten. Von wegen sei nicht zu erhalten. In China via entsp. Portale kein Problem.
gotte meint
ja, allerdings – wenn es so weitergeht, sprechen wir in 3 wochen wieder über lockdown. und es werden (wieder) die sein, die damals fanden, der bundesrat schliesse zu wenig schnell, die jetzt finden, er öffne zu wenig schnell, die dann finden werden, er schliesse zu wenig schnell. hoffentlich reicht es dann noch, die SP-200-stutz schnell zu verpulvern. am besten jetzt schon in easyjet -flug ab september investieren, die sause soll ja bald wieder wie früher abgehen.
Gaby Koller meint
Glasklar formuliert und nachhaltig gedacht…
Manchmal denke ich, wenn alles vorbei ist, werden wir staunen, wie viel wir auf uns nehmen mussten, um wie wenig zu erreichen??…
Daniel R. Prinzing meint
Ich gehe mit Ihnen 100%ig einig. Es gibt eine Zeitrechnung vor Corona, und eine danach. Wer das nicht wahrhaben will, ist ein Träumer. Als Hobbyfotograf interessieren mich Fotoreisen ins Ausland. Für Sommer 2021 habe ich mich im Dezember 2019 für eine solche nach Brasilien (Naturschutzgebiet Pantanal) angemeldet. Nun, ich stelle mir folgendes vor: Der Reiseveranstalter wird wohl 2020 nicht überleben (ich hoffe inständig, dass ich mich irre), die Fluggesellschaft wird vielleicht nur knapp überleben und ihre ursprünglichen Kapazitäten nie mehr erreichen (Direktflüge z.B.). Zum dritten: Das Destinationsland ist wohl nicht erpicht darauf, fremde Menschen in ihre Land zu lassen, wenn das eigentliche Gesundheitssystem am Boden ist und es an allem fehlt (wie bei uns). Ausser, man weist Antikörper nach (Zertifizierung) oder es gibt bis dann einen Impfstoff. Summa summarum: Es wird nie wieder so sein, wie vorher! Und ja, wir werden Jahrzehnte unter den Folgen der Pandemie leiden. Einen geschichtlichen Anhaltspunkt gibt die Depression 1929. Erst nach Beendigung des 2. Weltkrieges, 16 Jahre später, ging es in der westlichen Welt wieder aufwärts. Und solange müssen wir auch ausharren. Je schneller wir das realisieren und akzeptieren, desto besser. Ich werde dann 80 Jahre alt sein!
Paul Menz meint
Ein grosses Bravo für Ihre Ausführungen! Sie bestätigen auch meine Erkenntnis:
Nicht das Virus ist Problem – Wir MENSCHEN sind das Problem.
Mit freundlichen Grüssen
pm
gotte meint
danke! dem ist nichts hinzuzufügen.
M.M. meint
Bitte, gern geschehen 🙂