Der war nie mein Ding.
Deutsche Schlager – als Conny Froboes- und Peter Alexander-Zwangshörer ist man, sobald man sein erstes Kofferradio hatte, nachts zu Radio Luxemburg geflüchtet.
Aber Joe Cocker, der war ein Titan. Seit Woodstock gehört er zum festen Bestandteil meiner virtuellen Musiksammlung.
A.Schaffhauser meint
Nüd für uguet, werter Herr Haller: de gruftiebus schon eher. O Gott, bald 2015, und man disputiert hier ernsthaft über Cocker vs.Udo…
gotte meint
bravo herr schinzel! ich wähle Sie im februar in den bundestag!
Marc Schinzel meint
Sehen Sie! Ich gehöre eben nicht zu den Isolationisten, die die freundnachbarschaftlichen Beziehungen gering schätzen. Udo sei Dank. In seinem Liedgut finden sich Österreich, Deutschland und die Schweiz harmonisch vereint. Merci, Merci, Merci! Die Chérie lasse ich jetzt, das tönt so nach Frühfranzösisch …
gotte meint
wenn der schinzel gotte auf fruehfranzoesisch „cherie“ nennt, wird sie ihm auf filmenglisch make an offer he can’t refuse 😀
Urs P. Haller meint
Man mag mich nun als Banause einstufen, aber ich mochte – im Gegensatz zu den unzähligen Lobhudeleien, die man derzeit lesen kann – den Udo nicht. Nie. Wann immer man das Radio – damals war es eine grosse hölzerne Kiste mit eingebautem Lautsprecher und einem etwas dilettantischen Plattenspieler – einschaltete, dann plärrten zumeist deutsche Schlager mit stupidesten Texten aus der Membran; später, als TV Einzug hielt, stakelten gestylte Typen wie ein Rex Gildo, Peter Alexander, der oberschnulzige Heino, aber auch – sorry ! – der Langweiler Udo über die Bühne und sangen hirnlose und sinnleere Songs. Nein danke. De mortuis nil nisi bene, sagt man gemeinhin, doch mit diesen teutonischen Klängen konnte ich nie etwas anfangen. Bis heute nicht. Der Joe Cocker war da schon ein anderes Kaliber, die Beatles (live erlebt), die Stones (mehrere Male), Led Zeppelin und viele andere. Nun ja, de gustibus ist bekanntlich nicht disputandum…..
Marc Schinzel meint
Ich musste nie wählen zwischen Udo und Joe. Ich hatte stets beides. Cockers stimmgewaltiges Cover von „With A Little Help“ ist schlicht grossartig. Zumal für mich auch die Beatles ganz oben stehen. Udos „Griechischer Wein“ berührt mich auch, klimpere ich öfters für mich auf dem Klavier. Scharf trennen zwischen Pop und Rock, süsslich und verrucht, mag ich nicht. Gute Musik ist authentisch. Joe und Udo waren begabte Musiker, die authentische Musik machten, jeder auf seine Art. Bei Udo kommt für mich noch eines hinzu: Er war „BRD“. Vierzig Jahre Bundesrepublik Deutschland zwischen 1949 und 1989 sind etwas vom Besten, was Europa passieren konnte. Eine demokratischer Staat mit einer beispielhaft modernen, gut strukturierten Verfassung (Grundgesetz), von Grund auf aufgebaut auf den Trümmern der schlimmstmöglichen Diktatur, Wirtschaftswunder, bescheiden im Auftritt, mit dem rheinisch-beschaulichen Bonn als Hauptstadt, ernsthaft und beharrlich darum bemüht, sich mit der unbewältigbaren Nazi-Hypothek auseinanderzusetzen und auf die unzähligen Opfer in vielen Ländern zuzugehen, verlässlich in der Aussenpolitik, hilfsbereit und sensibel gegenüber schwächeren Staaten diesseits und jenseits des Eisernen Vorhangs, das war die BRD. Zur BRD gehörten nicht nur herausragende Politiker wie Adenauer (Westintegration), Brandt (Entspannungspolitik gen Osten), Schmidt (Abwehrkampf gegen den RAF-Terror) und Kohl (Packen der nur für Momente bestehenden Chance zur „Wiedervereinigung“). Zur BRD gehören auch die „Helden von Bern“ von 1954, der unvergessliche „Kaiser Franz“ von 1974, Alice Schwarzer und Beate Uhse, Gold-Rosi Mittermaier, Heinrich Böll, Heinz Rühmann, Maximilian und Maria Schell, Peter Frankenfeld, Harald Juhnke, Herbert von Karajan, Reinhard Mey, Udo Lindenberg und eben auch Udo Jürgens. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich Udo und Joe verstanden hätten, wären sie sich begegnet. Vielleicht war das ja einmal der Fall?