Die kommenden städtischen Wahlen sind nicht allein wegen des inzwischen gutbestückten Kandidatenfelds für die sieben Regierungssitze interessant geworden.
Vielmehr ist es auch so, dass es für die drei bürgerlichen Parteien CVP, FDP und LDP um Sein oder Nichtsein geht.
Während es auf der Hand liegt, dass für die CVP und die FDP der Verlust des Regierungssitzes den Abstieg in die EVP-Liga bedeutet, scheint es lächerlich, auch die Liberal-Demokraten in den selben Topf zu werfen.
Auf den ersten Blick.
Beim näher hinschauen kann man jedoch erkennen, dass mit der Kandidatur von Stephanie Eymann, dem Nachrücken von Frau Falkenstein in den Nationalrat und den Kandidaturen der Eymann-Kinder für den Grossen Rat, in der LDP ein tiefgreifender Umbruch stattfindet.
Das Selbstverständnis des Daigs ist in Frage gestellt.
Speiser, Bernoulli, Burckhardt, Oeri, Christ, Iselin, Koechlin, Sarasin, Merian, Preiswerk, Staehelin, Vischer, Von der Mühll, Heusler, Gloor – es sind ein paar Familien, welche in der LDP seit ihrer Gründung 1905 den Ton angaben. Familien plus Angeheiratete, die alle irgendwie miteinander verwandt, wie, als illustres Beispiel, der Stammbaum der Forcart zeigt.
Ausser mit den Eymanns.
Die Eymanns, der Aufsteiger-Clan aus dem Minderen Basel, mag da irgendwie nicht reinpassen, aber genau das ist das Bemerkenswerte an der Kandidatur Stephanies für den Regierungsrat.
Onkel Christoph verdankt seinen Einstieg bei der LDP seiner engen Freundschaft mit Ueli Vischer. Ihr politisch irrlichternde Vater Felix landete schlussendlich auch in der Partei.
Die LDP wiederum verdankt Christoph zehntausende von Stimmen, die der umtriebige Politiker in den letzten Jahrzehnten für sich und die Partei geholt hat.
Das letzte Mal, dass Eymann in einer Wahl nicht gesiegt hat, war 1987, als anders, als die Jungs in der LDP gemeint hatten, Martin H. Burckhardt in den Nationalrat gewählt worden war. In der LDP einen mit einem grossen Namen zu schlagen, war damals noch eine echte Herausforderung.
Eymann durfte dann vier Jahre später doch noch nach Bern. Die Jungs um Eymann/Vischer hatten den Rücktritt von Burckhardt mit der Begründung erzwungen, der Mann sei mit 70 zu alt fürs Amt. Ein Dolchstoss, der Eymann spätestens nächstes Jahr einholen wird.
Man kann es drehen und wenden wie man will: Christoph Eymann war immer gut als Stimmenfänger, doch wirklich dazugehören tut er bis heute nicht.
Das kann man an der Tatsache festmachen, dass trotz seiner langjährigen Tätigkeit als umtriebiger Gewerbeverbandsdirektor, Regierungsamt und Nationalratssitz ihn nie den Ruf in einen Verwaltungsrat erreicht hat. All die illustren Namen und top-Verbindungen haben ihm nichts gebracht.
Das ist wirklich bemerkenswert, wenn man sich erinnert, dass kurz nach seiner Wahl in den Nationalrat 1991 alle in seiner Echokammer davon überzeugt waren, jetzt gehe es richtig bergauf.
Ein VR-Sitz bei Roche, das müsste doch jetzt drinliegen.
Doch die führenden Köpfe in der Wirtschaft beurteilten Eymann als das was er bis heute geblieben ist: ein politisches Leichtgewicht.
Die spannende Frage in den Herbstwahlen ist also, wie stark inzwischen das Selbstverständnis der traditionellen LDP-Familien erschüttert ist.
Werden sie tatsächlich Stephanie Eymann auf ihren Wahlzettel schreiben und damit den Untergang der LDP, als Partei einer Familien-Elite, einleiten?
Sehen sie in einer Let’s rock-Frau, die im Landkanton politisch nirgendwo aufgefallen ist, ausser beim gemütlichen Beisammensein und deshalb bei der FDP auch nie den Hauch einer Chance hatte, in ein ernsthaftes Amt gewählt zu werden (Gemeinderätin von Eptingen – die sind dort froh, wenn sich überhaupt jemand meldet) tatsächlich ihre Zukunft?
Ich bin mir da nicht so sicher.
Lesen Sie morgen: Das Ende der LDP
Michael Przewrocki meint
Oder Christof Eymann ist auf Zusatzämter nicht angewiesen und schont so ebenfalls die Kräfte.
M.M. meint
Ein Leser schreibt mir;
gotte meint
schön wäre es doch, wenn bethli achermann verkünden würde, dass in basel 80% der strassenparkplätze verschwinden sollen. damit wurde in paris jetzt grad eine wahl gewonnen.
Daniel Seiler meint
Die sind ja bereits verschwunden 😉
gotte meint
das ist wie bei der halbwertszeit des atommülls: auch vom bestehenden kann man noch 80% reduzieren, das geht nie ganz weg. sonst müsste sich ja auch der gewerbeverband sofort auflösen 🙂
Franz meint
weiss nicht.
Jeder abgebaute PP in Basel gibt wohl einen zusätzlichen in BL.