Mal ganz ehrlich, würde ich in Basel wohnen, wäre gar noch Basler, ich wüsste nicht, ob ich tatsächlich dieser Fusionsgeschichte derart positiv begegnen würde.
Ich meine, was soll das mit diesen Rampassen, diesen Landnörglern.
Warum sollen wir mit diesen Leuten die Zukunft gestalten, mit Leuten die meinen, Dortheater und Jodlerabende seien Gipfel kultureller Leistungen? Wäre mein ernsthafter Gedanke.
Wenn ich ein Linker wäre, was in Basel „städtischer Liberaler“ bedeutet, dazu noch umweltgrün, wie das heutzutage jeder FDP-Mensch in Arlese ist, na dann ist doch der Kanton Basel-Stadt geradezu das Paradies auf Erden (gleich nach Arlese).
Die Finanzen stimmen, die Kultur ist auf einem metropolitanem Niveau, die Lebensqualität herrvorragend, das Angebot an Delikatessen und anderen hochwertigen Nahrungsmitteln unbeschreiblich, Multikulti entlang dem Rhein so, wie man sich das vorstellt, das Gesundheitssystem auf dem Spitzenplatz, die Alters- und Pflegeheime auf die demographischen Veränderungen vorbereitet.
Basel ist, um es plakativ zu bringen, eine 68er-Babyboomer-Stadt. Diese Generation hat in all ihren bisherigen Jahren wirtschaftlich und politisch vor allem ein Ziel verfolgt: sich das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten. Völker der Welt, schaut auf diese Stadt: Ist ihr das in den letzten sechzig Jahren nicht rundum und prächtig gelungen?
Leiden tut man in Basel mit Mass und an Dingen, die man sich selbst aussuchen kann. Fremdleiden halt.
Warum also, zum Vogel Gryff, soll ich, würde ich als Basler denken, unsere städtische Kultur wegen ein paar Quadratkilometern Wald- und Wiesenlandschaft verwässern? Weshalb soll ich mir Themen aufhalsen, die mich nun wirklich nicht interessieren? Warum sollen wir Oberbaselbieter Dörfer durchfüttern, die bis in zwanzig Jahren kaum noch bewohnt sein werden?
Warum also mit den Landschäftlichern fusionieren, die weder ihre Finanzen noch die demographische Entwicklung im Griff haben?
Wenn dieser Verfassungsprozess und das anschliessende Abstimmungsprozedere tatsächlich fünfzehn bis zwanzig Jahre in Anspruch nehmen wird, dann müssen wir doch gar nichts tun. Bis dahin erledigt sich doch der Landkanton von selbst.
Das ist der Kern der Diskussion in der von Remo Gysin und Roland Stark angeschobenen Kontroverse um die Sitzverteilung im dereinstigen Verfassungsrat.
In der Stadt wie auch auf der Landschaft wird die Fusionsdiskussion von älteren Herren bestimmt.
Tim Cuénod meint
Als überzeugter Demokrat aus dem Stadtkanton sage ich: was anderes als „one (wo)man / one vote“ geht gar nicht! Daher ist es auch vollkommen berechtigt, das die Baselbieter_innen in einem Verfassungsrat stärker vertreten sein wird. Denn schliesslich leben in Basel-Land va. 277’000 Menschen, in Basel-Stadt nur ca. 196’000! Und als überzeugter Sozialist sage ich: linkes Gärtlidenken bringt uns nicht weiter. Die Kantonsgrenze erschwert und verhindert z.T. eine sinnvolle Raum-, Verkehrs- und Spitalplanung. Unsere Region braucht mehr Zusammenarbeit und weniger absurde Doppelspurigkeiten, absurde Bürokratie und absurden Wettbewerb!
Steffi Luethi-Brüderlin, Basel meint
Ich bin auch „alt“, bin auch ein städtischer Linker, aber habe überhaupt keine Mühe, mir vorzustellen, dass wir uns jetzt, falls das „Volk“ hüben und drüben im September es so will, auf einen Weg begeben, um nach geraumer Zeit in einem Kanton Basel weiter zu leben, zu wirtschaften, zu politisieren. Ich stelle mir dabei nicht vor, dass alles besser und schöner sein wird, aber viele Doppelspurigkeiten, unnötige „partnerschaftliche“ Ränkespiele und nostalgisch verbrämte Eigenständigkeiten werden einer gemeinsam zu bewältigenden, realistischeren Verfassung, mit und ohne Anführungszeichen, Platz machen.
Yves Krebs meint
Diese nachträglichen Schienbeintritte von Stark/Gysin sind überflüssig wie ein Kropf. Das Thema ist durch. Jetzt gilt es, das Gesamtprojekt nicht zu gefährden. Ein Kompromiss lebt davon, dass am Ende alle gleich unzufrieden sind.
Auf welchem Planeten leben wir, wenn wir unsere Interessen gefährdet sehen, wenn mehr Städter oder Landschäftler im VR sitzen? Es geht um die Region und ums Gesamtwohl, nicht um BS oder BL! Von mir aus können ausschliesslich Zürcher im VR sitzen. Was einzig zählt, ist die Qualität der Arbeit.
Kämpfer und seine Jünger haben ihr Ziel voll erreicht: Mit ihrem völlig albernen Verhalten (bei mir gibts keine Kindergarten-Vergleiche. Ich will weder Kinder, Clowns noch Komiker beleidigen) haben sie nun sogar in der Stadt viele Leute von einem NEIN überzeugt.
Jede solche Wortmeldung der städtischen Linken und jede völlig überflüssige Diskussion um den Kantonshauptort ist Wasser auf die Mühlen von Kämpfer. Der sitzt zuhause in Therwil in seinem modischen Kurzarmhemd mit Siebedupf-Krawatte vor dem Gutzwiller-Denkmal und lacht sich ins Fäustchen. Dabei sollte Kämpfer lieber mal bei seinen Zürcher SVP-Kollegen in die Lehrstunde gehen:
NR Hans Fehr gestern im Sonntalk zum Thema Halbkanton ZH: „Diese SP-Politikerinnen haben ein bisschen Hitzestau. Wir müssen die Stadt retten und disziplinieren. Ich will eine Einheit des Kantons Zürich. Stadt gehört dazu, Landschaft gehört dazu. Das finde ich gut.“
BDP NR Lorenz Hess: „Stelle Euch mal vor wie das ist, neue Kantonsstrukturen aufzubauen. Neue Verwaltungsjobs und all die Delegationen zwischen den Parlamenten.“
http://www.telezueri.ch/sonntalk/flugzeugabsturz-fluechtlingswelle-halbkanton#verpasst …
Zürcher SVP-Kantonsrat Amrein hält Kantonstrennung für „Schnapsidee“:
http://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/zuercher-svpler-haelt-kantonstrennung-fuer-schnapsidee-128187861
Lasst den Verfassungsrat zuerst arbeiten. Dann schauen wir weiter. Die Gesamtkosten des VR über die ca. 5 Jahre sind weniger, als BL mit seiner verfehlten Hülftenschanz-Spitalplanung pro Jahr verbrät. Oder mit all seinen externen Beratern, weil man nicht gewillt ist, die Arbeit selbst zu erledigen (z.B. Rohrkrepierer-Alibi-Wirtschaftsoffensive).
Siro meint
Es steht Ihren sachlichen Argumenten nicht gut an, wenn Sie andere Personen persönlich beleidigen.
gotte meint
zum thema „persönliche beleidigung“ sei an dieser stelle lediglich an das fraktionsvotum von herrn kämpfer im landrat erinnert … („Wer diesen Kanton abschaffen und auflösen will, sollte inskünftig nicht mehr für den Liestaler Land- oder Regierungsrat kandidieren, sondern sich von den Basler Unitariern ins Basler Rathaus wählen lassen. Im selbständigen Baselbiet sollte sie/er keine Entschädigung, kein Salär und keine Pension mehr beziehen. Es ist schäbig, in die Hand zu beissen, die einen füttert!“)
Siro meint
Eben.
gotte meint
eben? empfinden Sie dieses votum nicht eine als eine ungeheure persönliche beleidigung, auch wenn man davon gar nicht betroffen ist? dass man personen, die sich im rahmen ihrer demokratischen rechte an der zukunftsdiskussion des kantons beteiligen, vorhält, dass sie am besten den kanton zu verlassen haben (damit sie ins basler rathaus wählbar werden) und dass sie weder lohn noch pension des kantons bl beziehen sollen? haaaallllooooooo?????????? sind wir denn schon so SVP-immunisiert, dass wir diese unglaubliche ungeheuerlichkeit und frechheit gar nicht mehr wahrnehmen? (Sie müssen nicht antworten, denn ich bin ja ein phantom und Sie lesen und kommentieren mich ja gar nicht).
Siro meint
Ich halte sowohl Krebs‘ wie auch Kämpfers Aussagen für unangebracht.
Nemesis meint
„Ein Kompromiss lebt davon, dass am Ende alle gleich unzufrieden sind.“ Voilà. Kann man das wollen, einen neuen Kanton mit lauter Unzufriedenen? Denn darauf läuft’s hinaus, und die Unzufriedenheiten würden mit jedem Gesetz wachsen, das die Fragen, die man jetzt nicht stellen darf, zu regeln versucht! Die Verfassung wäre so etwas wie ein Deckmänteli über den heissen Themen, die massiven Streitereien kämen nachher, wenn’s ums Fleisch am Knochen geht!
Meury Christoph meint
Lieber ein paar ältere Herren, welche paffend (was rauchen die eigentlich für ein Kraut?) über die Zukunft der kleinen Baselbieterwelt nachdenken, als Mummelgreise, welche uns von vergangenen & glorreichen Zeiten den Kopf voll labern. Ist doch ein netter Zeitvertreib für Ü60 und schadet ja nicht wirklich. Fassen sie’s als Erbvorbereitung auf und nehmen sie’s als das was es ist: Ein Nachdenken über die Zukunft und zukünftige Möglichkeiten.
Die Jüngeren artikulieren sich ja bereits auf ihren eigenen Plattformen: http://www.jugendfuereinbasel.ch
Ist ja klar, dass die sich nicht auf der Seniorenplattform austoben wollen.
Zu den Bedenken von Roland Stark und Co. (auf BaZ-Online): Es scheint mir vergessen zu gehen, dass der Diskurs ja nicht nur zwischen Stadt und Land oszilliert, sondern, dass die Parteien involviert sind, was heisst: Es gibt eine städtische SVP und eine SVP Baselland, sowie eine Basel-Stadt und eine Baselland SP, Grüne, usw. D.h. die Parteien müssten sich, was sie ja sonst auch tun, zusammenschliessen und optimale Vertretungen diskutieren. Bei der Frage der Vertretung stehen Übernahmeängste zur Zeit im Vordergrund. Dabei diskutieren wir eine Fusion, was ja nur Sinn gibt, wenn man versucht ein grösseres Gemeinwesen zu denken, welches seine beidseitigen Stärken besser einsetzen kann, Synergien nutzt, das Regelwerk verschlankt, die Verwaltung für die Gesamtbevölkerung optimiert, seine Ressourcen (personell & finanziell) besser einsetzt, die Dienstleistungen für die Gesamtbevölkerung effizienter und effektiver zu den Leuten bringt, seine neue Grösse politisch nutzt, um in Bern und im nahen Ausland (Umland) besser & stärker wahrgenommen zu werden, usw.
In Zeiten, wo wir in Netzwerken denken und funktionieren und unsere Kleider, Schuhe und Reisen via Internet buchen/bestellen, ist die Frage nach einer Hauptstadt nachgelagert. Auch wenn Ott & Co. Liestal präferieren, ist mir als Bürger das egal. Wenn ich die Steuerklärung ausfülle und Steuern bezahlen, mache ich keinen Schritt aus dem Haus und keinen Gang nach Liestal. Den häufigsten Verkehr mit der Verwaltung läuft sowieso über Mail oder über das Telefon. Da ist es mir eigentlich egal, ob die Behörde in Liestal oder in der Stadt sitzt. Okay: Es wäre mir nicht recht, wenn ich mit dem Callcenter in Mumbai verbunden würde.
Chienbäse-Baerti meint
Als Rampass und Landnörgler wundert es mich ja schon längst, warum die cleveren 68er-Babyboomer das überhaupt inszeniert haben.
Dass sich der Landkanton in 20 Jahren selber erledigt hat, glaube ich kaum.
Es dürfte länger dauern bis auch Tschoppenhof und Roggenburg ein Hallenschwimmbad haben. Dann d’accord!
Hp. Weibel meint
Das ist jetzt das absolute Totschlagargument: -DAS ALTER. In jungen Jahren bekam ich zu hören, dass ich für diese oder jene Aufgabe etwas jung sei. Was soll das? Wenn die jungen Wilden in 2 Jahren aus Karrieregründen wegziehen, dann hinterlassen sie uns für die nächsten 20-30 Jahre (Lebenserwartung) das Resultat. Da darf ich doch mitentscheiden? Gilt das Argument nur für die „anderen“? Und z.B. für Dich nicht?
Herrmann Elig meint
Und warum, Herr Weibel, ziehen die Jungen aus Karrieregründen weg? Weil das Baselbiet (besonders das obere) an Möglichkeiten nun wirklich nicht viel bietet. Vielleicht für Lehrer und Handwerker, aber nicht für Ingenieure, Chemiker, Forscher, etc. Aber da kämen wir wieder auf Herrn de Courten und die Wirtschafts-Rohrkrepierer-Offensive zu sprechen…
Unter einem zukunftsfähigen Kanton verstehen wir eben nicht alle das gleiche. Die einen denken an weitere geruhsame 20-30 Jahre, die anderen an konkurrenzfähige, interessante, abwechslungsreiche, zukunftsorientierte, innovative und familienfreundliche 50-70 Jahre. Vielleicht möchten die alten Herren dies bedenken? Danke.
M.M. meint
Ich stell mir einfach vor, dass du und dein Freund Kämpfer bis 75 in diesem Verfassungsrat rumgammeln. Als ob man in den verbleibenden Jahren nicht was anderes machen könnte. Aber gut, du hast die vorgenommen, weit übers Pensionsalter hinaus noch im Landparlament zu sitzen 🙂
Ganz ehrlich – mir ist es egal ob die Fusion kommt oder nicht. Ich hab nichts mehr davon.
Interessant ist einfach, dass Politveteranen wie Gysin und Stark sich ins Szene werfen. (Ich kenne noch andere ziemlich prominente Politvertreter in Basel, die sich diese Argumentation zu Eigen machen.)
Abgesehen davon, kann ich jederzeit in die Stadt ziehen, was wir auch irgendwann mal tun werden. Wobei es schon so ist, dass Arlese schon ziemlich Stadt ist.
gotte meint
zwar werde ich ja nicht mehr gelesen von gewissen älteren herren, aber für alle, die es trotzdem tun: es gibt ja im ausdruck „ältere herren“ nicht nur den aspekt des alters, sondern auch noch des geschlechts. ein blick in http://www.jugendfuereinbasel.ch/ zeigt, dass es da sehr viele sehr talentierte junge frauen gibt, die an grösseren podien und kleineren runden hoch intelligent und ausgesprochen differenziert argumentieren können. wer vom vielen heimatgeträller und dem lauten humbatäterä der älteren herren genug hat, dem sei wärmstens empfohlen, sein ohr den jüngeren damen zu leihen.
Thomas Hügli meint
Das mit den älteren Herren, Manfred, erinnert mich etwas an die Laufentaler Frage der 80er Jahr. Auch damals war das Thema „Generationen-Clash“ in der Entscheidungsfindung ein zentrales. Nur drehte sich die Frage damals nicht um „das Durchfüttern Oberbaselbieter Dörfer“ (das Laufental liegt ja notabene im Unterbaselbiet), sondern darum, was wir Laufentaler bitte schön denn eigentlich mit dem Niedersimmental zu tun und politisieren haben …
M.M. meint
Ja, die Laufentaler, diese neuen Ober-Baselbieter.
Ich habe seinerzeit über die Sitzungen des Laufentalerrates geschrieben. Das war lustig. Schon allein, wie die sich benannt haben, wie bei den Chinesen, zuerst der Familienname und dann der Vorname.
Auch als der SP-Parteipräsident den Basler Genossen erzählte, wie toll das sei, wenn er an einem Schützenfest teilnähme. Hui haben da die Gysins, Feldges, Starks die Augen verdreht.
PS: Nett, dass du wieder im Land bist.