Erstens: Ehrlich gesagt – am liebsten fahre ich auf der Autobahn im dichten Verkehr. Der kann von mir aus zwischendurch so dicht sein, dass man aus der Kolonne nicht mehr ausscheren und überholen kann.
Selbst Stopp-and-go-Verkehr beim Gubrist ist mir völlig egal.
Die Assistenzsysteme meines Elektroautos übernehmen das Kommando. Ich muss (derzeit) nur noch das Steuerrad halten. Das Auto bremst ab, bleibt stehen, fährt wieder an, beschleunigt – der Rest ist dahingleiten.
(Ich bin kürzlich im dichten Verkehr von St. Gallen nach Basel gefahren und habe kein einziges Mal gebremst und „Gas“ gegeben.)
Seit 2022 gilt in der EU – und damit auch in der Schweiz – die Pflicht für den intelligente Geschwindigkeitsassistenten und all die anderen Systeme, die mein Auto hat.
Dass Autos mit dem Internet verbunden sind, um jede Menge Fahrdaten an die Hersteller zu übermitteln, gehört ebenfalls zum heutigen Standard (weshalb ich nie ein chinesisches Auto kaufen würde.)
Woraus sich ergibt: Es fährt künftig nicht mehr jeder für sich, sondern vernetzt in eng getakteten Kolonnen durch den Gotthard.
Staufrei.
Zum Zweiten: Auch wenn es schwer fällt – die Leute müssen sich von der Idee des billigen Autos verabschieden. Man will es zwar nicht wahrhaben, doch die meisten können sich das eigene Auto schon heute kaum leisten. (Alle beklagen sich über die hohen Krankenkassenprämien – doch die realen Kosten fürs Auto in ähnlicher Höhe ist kaum ein Thema.)
Der persönliche Autobesitz wird von Abo-Modellen abgelöst werden. (Beispiel Musik: Heute hört man Musik (Streaming), man besitzt sie nicht mehr (Tonträger).)
Drittens: In den nächsten 15 bis 20 Jahren werden die starken Jahrgänge der Boomer aus alters- und gesundheitlichen Grünen ihren Fahrausweis abgeben (müssen). Weil dieser Abwärtstrend nicht durch Neufahrer wettgemacht werden kann, fehlen im Jahr 2040 (frühester Termin für den Rheintunnel) jede Menge Autofahrer.
Viertens: Wir können davon ausgehen, dass die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen unter dem Stichwort „Klimawandel“ einen massiven Einfluss auf unseren Lebensstil haben werden.
Nicht allein aufgrund von Verboten, sondern auch schlicht aus Einsicht und damit geänderten Gewohnheiten.
In Anbetracht all dieser Punkte, ist völlig klar, dass in den Planungsprozess für den neuen Rheintunnel mehr Aspekte als lediglich aktuelle Verkehrsdaten (Vereinfachung, klar doch) einfliessen müssen.
Selbstverständlich auch die Frage der Lebensqualität der Menschen entlang der Osttangente und darüber hinaus.
Noch deutlicher: Über allen Planungen steht die Lebensqualität der Menschen. Alles andere muss sich dem unterordnen.
Es geht also nicht um den Bau eines Strassentunnels – hat der einen Zweitnutzen? – sondern es geht, um die Frage, in welcher Stadt (zähle Arlese dazu) wir im Jahr 2040 leben wollen (müssen).
Deshalb wiederhole ich mich: Wir brauchen ein breites Spektrum an Echtzeit- und Trenddaten, um mit Simulationen unterschiedliche Szenarien modellieren zu können.
Aufgrund von solch faktenbasierten Szenarien können Entscheide getroffen werden, die mehr bringen, als der heutige parteipolitische Tunnelblick.
Michael Przewrocki meint
BVB fährt seit einiger Zeit bis 2230 Uhr(gecheckt beim 36 er) im kurzen Takt. Genial und einsichtig. Nach dem Neugleisbau oder grosser Änderung dürfen wir dann nicht 2 sondern 3x umsteigen nach D von der anderen Allschwiler Stadtseite her. oder Umweg durch die City. Hab allerdings-als es in Birsfelden mal Bus betrieb gab-auch ins nahe F zum Shopping- abends volle 45 min, an Haltestellen verbracht . Mit E-Velo ginge es ringer. Sträube mich allerdings davor nachdem was ich alles erlebte und den unnötigen Toten.
Gsteiger Franziska meint
Das sind alles Thesen.
Ich glaube nicht, das der Verkehr in 20 oder 40 Jahren abnimmt, man beachte die angestrebte 18 Millionen Schweiz (das grösste der Gefühle)….
auch D und F wachsen durch Zuwanderung.
Wir werden in 40 Jahren eine sehr gute Übersicht über diese Themen haben = Vogelschau!…von den Wolken hinunter…..