Der Papst nervt.
Es ist ja okay, wenn er sich in Sachen Glauben heftig den Kopf zerbricht. Und danach seinen Anhängern den richtigen Pfad weist.
Aber seine Kommentare zur Weltlage sind völlig überflüssig.
Bei seiner Ankunft in Spanien sagte er zum Beispiel:
Die Wirtschaft kann nicht als selbstregulierte Wirtschaft funktionieren.
Das tönt ja nett, für manche gar klug.
Und lässt die Gläubigen – ob religiös oder politisch – zustimmend nicken. Aber für den Rest ist dieser Satz kompletter Unsinn.
Denn von „selbstreguliert“ kann in der Wirtschaft nun wirklich nicht die Rede sein.
Mal abgesehen davon, dass schon das schweizerische Obligationenrecht ein ziemlich dicker Schmöcker ist, werden Unternehmer in diesem Land von Bund, Kanton und Gemeinden noch mit allerhand weiteren Vorschriften und Gesetzen zugemüllt.
Ob nun ein Beizer ein Tisch aufs Trottoir stellt, ein Lörracher Gipser in Liestal was gipsen will oder ein paar Bänker eine neue Bank gründen, von Selbstregulierung kann keine Rede sein.
Und die EU publiziert neue Normen und Erlasse im Stundentakt.
Wer nur schon ein paar Kaugummis aus der Schweiz nach Amerika oder, genau so blöd, nach China exportieren will, erlebt sein blaues Papierkramwunder.
Also was will uns der Papst, der von Wirtschaften nicht den Hauch einer Ahnung hat, mit seinem Satz sagen?
Er hat das im übertragenen Sinn gemeint, so ganz allgemein???
Ah, verstehe. Ist so wie dieses völlig unregulierte Weinmachen während dieser Hochzeit, seinerzeit in diesem Kaff im Mittleren Osten. Wie hiess es doch gleich….
Da schaute tatsächlich kein Lebensmittelinspektor vorbei.
Mark meint
Dazu kommt, dass wir uns als Katoliken eine Diskussion über eine Aussage des Pabstes ersparen können: Der Pabst ist ja unfehlbar.
Mark meint
Ich glaube, ich habe den Satz verstanden: Er meint, dass die Wirtschaft noch mehr reguliert werden sollte als sie bereits ist.
Henry Berger meint
OK – der Ausspruch ist etwas „misslungen“- Andrerseits haben Sie schon einmal etwas von der katholischen Soziallehre gehört? Manchmal habe ich schon den Eindruck Sie und gewisse weitere Kommentatoren plädieren hier für einen ungehemmten „Manchester-Kapitalismus“. Ein Glaube, der sich völlig abkoppelt von der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung ist m.E. nicht wünschenswert
Henry Berger meint
P.S. Lassen Sie mich raten – Sie sind NICHT katholisch? Schon seit meiner Kindheit erlebe ich (in der Regel amüsiert), wie Nicht-Katholiken dem Katholizismus begegnen, welche (häufig sonderbaren) Vorurteile bestehen.
A propos Politik/Kirche – Sie wissen was das Wort „katholisch“ bedeutet?
h.s. meint
Katholisch, das ist mir zu allgemein
quer meint
„..Aber seine Kommentare zur Weltlage sind völlig überflüssig.“
Das mag schon sein. Nur wer sich darüber erregt, sollte wenigstens eine große Liste der Zeitgenossen/Politiker bereithalten, die ähnlich „wertvolle“ Hinweise geben. Ich fürchte, es würde den Server sprengen, alle hier aufzulisten.
Das einzig wunderbare daran ist, daß man sich völlig gefahrlos am Papst abarbeiten kann, was bei anderen Zeitgenossen möglicherweise Folgen hätte. Daher bleibt die ellenlange unendliche Liste auch geheim.