So um die Jahrtausendwende herum dachte ich, es wäre gar nicht so schlecht, wenn man sich in Ansätzen auf Chinesisch verständigen könnte.
Die Chinesen standen quasi vor der Tür.
Zudem fand ich es reizvoll, eine Sprache zu lernen, die man in unseren Breitengraden noch seltener spricht als Latein.
Also etwas Sinnloses zu tun, zumal es mich bis heute noch nicht gereizt hat, nach China zu reisen.
Wer jetzt meint, ein solches Unterfangen muss schon an der allzuhohen Hürde der chinesischen Schriftzeichen scheitern, irrt.
Denn Latein spielt im modernen China insofern eine bedeutende Rolle, als unter Mao in den fünfziger Jahren das Lateinische Alphabet eingeführt wurde. Die Lautschrift, die heute jedes chinesische Kind vor den chinesischen Schriftzeichen lernt, heisst Pinyin.
Die Absicht war, mit Pinyin das weitverbreitete Analphabetentum zu bekämpfen. Ursprünglich wollte Mao die chinesischen Schriftzeichen überhaupt kippen. Doch damit hätten die Chinesen 8000 Jahre tiefe Wurzeln zu ihrer Geschichte binnen einer oder zwei Generationen für immer gekappt.
Zhou Youguang heisst der Mann, der die chinesischen Schriftzeichen in lesbare Wörter umgeschrieben hat. 1955 war er in das Komitee berufen worden, welche im Auftrag der Partei Pinyin entwickeln sollte.
Inzwischen ist Herr Zhou 106 Jahre alt.
Seither lernen die chinesischen Schulkinder wie unsere Kinder zuerst das lateinische Alphabet und erst danach die chinesischen Schriftzeichen. Mit der Kenntnis von rund 3’000 Zeichen kann man die Tageszeitung lesen.
PS: Unsere Welt hat sich auch hinsichtlich der Schriftzeichen China genähert. Wie bei den chinesischen Schriftzeichen handelt es sich um Piktogramme.
Wer sich in unserer Welt zurecht finden will, muss mehrere hundert „Schriftzeichen“ beherrschen. Vom WC-Piktogramm für Damen und Herren, über allerlei Verbote im Strassenverkehr, Beschreibungen in Gebrauchsanleitungen, und dazu noch die vielen Apps auf meinem iPad.
Schönes Ostern.