Wie war das nochmals mit Herrn Leuenberger, Sie wissen schon, dieser SP-Bundesrat, der aus dem Bundeshaus raus und auf der anderen Strassenseite (bildlich gesprochen) bei Implenia reinmarschiert ist?
Grosse Empörung.
Herr Leuenberger verkaufte sein Insiderwissen für 190’000 Franken im Jahr an den Baukonzern. Und hatte weiterhin Anspruch auf sein Ruhegehalt. „Mit seinem Implenia-Mandat löst Leuenberger nicht nur Ärger aus, sondern auch einen gesetzgeberischen Prozess“, schrieb damals die BaZ. Der jedoch im Sand verlief. Der Ständerat wollte ,anders als der Nationalrat, keine Lex Leuenberger.
Schnitt.
In Basel ist Herr Conti seit Juli alt Regierungsrat. Mit Ruhegehalt. Bei ihm war es so, dass er sich (bildlich gesprochen) nicht mal auf die andere Strassenseite bemühen musste. Privatspitäler warteten schon draussen vor dem Tor mit lukrativen VR-Verträgen auf ihn. Den ersten VR-Vertrag unterzeichnete er noch während seiner Amtszeit. Und den zweiten als er gerade mal zwei Wochen nicht mehr im Amt war.
Mal abgesehen von der Vermutung, er sei getrieben von der Angst, in Vergessenheit zu geraten, könnte man zur Ansicht gelangen, Herrn Conti fehle es „es bitzeli“ an politischem Fingerspitzengefühl. Statt mit „Ich bin dann mal weg“ eine Abkühlphase zwischenzuschalten, was wir ihm nach anstrengenden zwölf Jahren im Amt durchaus gegönnt hätten, hallt sein Ruf aus dem Ruhestand: „Holt mich hier raus“.
Nun gebe ich jenen Lesern recht, die der Meinung sind, das gehe uns alle nun rein gar nichts an, was Herr Conti jetzt mache. Das sei seine Privatsache. Gut, er hätte noch ein wenig warten können, mit seinem Wechsel von der einen zur anderen Seite. Denn immerhin richtet sich sein künftiges Tun ab und an gegen die Interessen des Kantons.
Indes: Herr Conti wird hartnäckig als Nationalratskandidat der CVP gehandelt. Ihm werden denn auch grosse Chancen eingeräumt, Kollega Lehmann aus dem Amt zu drängen. Damit ist sein rascher Seitenwechsel durchaus von öffentlichem Interesse, weil er politisch relevant würde.
Denn der einschlägig interessierte Citoyen könnte den etwas schnellen Seitenwechsel des Herrn Conti nämlich so verstehen, dass hier von der einträglichen Gesundheitsindustrie ein Mann für die Lobbyarbeit im Bundesparlament aufgebaut wird.
Darüber müsste man in Basel öffentlich diskutieren.
Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 22. August 2014
grammel meint
Erklärt das zum Teil jetzt auch, wie relativ locker und schnell er zurückgetreten ist? Hatte er damals schon seine Zukunft entsprechend vorgespurt und und war nicht unglücklich, dass der Wechsel in die Privatwirtschaft etwas schneller ging?
Michael Przewrocki meint
Hab auch so meine Zweifel mit diesen Spesen. Er hatte doch genug. Wenn ers gut macht in Bern warum nicht. Dann wars ein cleverer Schachzug. Mit 60 hat man viel Erfahrung, kann es bestätigen.
gotte meint
in der baZ erschien heute noch ein bemerkenswerter kommentar, vielleicht müsste der mit Ihrer kolumne zusammengelesen werden. dort heisst es zum thema flughafen: „Die Region muss sich aber auch an der eigenen Nase nehmen. Es ist eine alte Leier: Ihr Einfluss in Bern ist schlicht marginal – und das, obwohl Basel ein sehr wichtiger Wirtschaftsstandort ist und massig in den Finanzausgleich zahlt. Es gibt kaum einflussreiche Parlamentarier aus der Region und sie funktionieren auch zu selten als schlagkräftiges Team.“
Chienbäse-Baerti meint
In der Pionierzeit, als der Euro-Airport noch Flugplatz hiess und aus drei, vier ausgedienten Militärbaracken bestand, Basel und die Schweiz allerdings den Pistenbau und diverse Verlängerungen (für die Concorde) berappte, war klar. Bàle-Muhouse wurde so konstruiert, dass es im Handumdrehen in eine Militärbasis hätte umfunktioniert werden können. Das Ding gehört (e schon immer) den Franzosen!
Zum Ausgleich zahlt die Schweiz den Bahnausbau Boncourt-Belfort, damit wir schneller zum Pariser Airport Charles de Gaule kommen.