Das Geschäftsmodell der Oberbaselbieter Bauernfamilie Graf ist simpel: Der Bruder bewirtschaftet den Bio-Hof und die Schwester die Bio-Partei „Grüne Baselland“.
Das schafft reichlich Auskommen für beide.
Der politische Teil des Geschäftsmodells der beiden Geschwister war lange Jahre sehr erfolgreich, keine Frage.
Die Grünen Baselland stellten mit Lukas Ott den Liestaler Stadtpräsidenten, zogen mit Isaac Reber in die Regierung ein, drängten mit Maya Graf die SP aus dem Ständerat, hielten 2019 nicht nur locker ihren Nationalratssitz, sondern stützten in der Listenverbindung auch die SP vor dem Absturz.
Logisch, dass ein solcher Erfolg Opfer fordert: Regina Wertmüller, Jürg Wiedemann, Lukas Ott, Esther Maag, Philipp Schoch und zuletzt Laura Grazioli wurden im Namen der reinen Lehre aus der Partei gedrängt.
Die Erzählung von der netten Frau Graf ist PR-Gag; wer sich ihr in den Weg stellt, wird alles andere als nett beiseite geschoben.
Mit kräftigen Ellenbogen.
2015 wollte sie die Partei nicht mehr für den Nationalrat aufstellen. Sie tat es dann doch, nachdem Maya Graf versprach, spätestens 2017 – nach 14 Jahren im Amt – zurückzutreten und der Nachrückenden Platz zu machen. (Zur Erinnerung: Graf selbst war 2001 für die zurückgetretene Ruth Gonseth nachgerückt.)
Doch die Nachrückende war Esther Maag, der andere Shooting Star der Partei. Graf dachte nicht daran, für ihre Rivalin den Stuhl zu räumen.
Graf blieb und Maag verschwand in der Versenkung.
Ein Meisterstück an Machtpolitik lieferte Graf mit dem Ständeratswahlkampf von 2019. Weil ihre Angst um ihre Einkommensquelle sich bestens mit der politischen Grosswetterlage paarte, liess sie sich für den Ständerat nominieren.
Weil sie gleichzeitig für den Nationalrat kandidierte, war das der Zehner und das Weggli.
Neben ihr traten Daniela Schneeberger (FDP) und Eric Nussbaumer an.
Der SP-Mann hätte gewonnen, keine Frage.
Doch dann überredete Maya Graf die völlig chancenlose Elisabeth Augsburger (EVP) zu kandidieren. Die taktische Absicht: Die Evangelikalen hätten Nussbaumer, ihren Bruder im Glauben, unterstützt.
Die grafsche Rechnung ging auf: Augsburger holte im ersten Wahlgang rund 3’000 Stimmen und half damit Graf für einen hauchdünnen Vorsprung von 467 Stimmen gegenüber Nussbaumer.
Schneeberger lag auf Platz 1.
Graf hatte ihre Wahlkampf mit dem Slogan bestritten, es sei endlich jetzt Zeit für eine Frau. Was bei der Ausgangslage für Schneeberger gesprochen hätte.
Das Manntotschlagargument fand in der SP grossen Zuspruch. Die Partei ging in die Knie: Der klar Beste der dreien wurde zurückgezogen.
Maya Graf ist seit 22 Jahren in Bern. Da stellt sich die Frage: Was hat die Frau in all den Jahren für Baselland oder auch sonst so politisch diesen Jahren erreicht?
Kurze Antwort: Nix!
Doch jetzt zur guten Nachricht: Maya Graf ist trotz Wahlsieg vom Sonntag Geschichte.
Sie ist Geschichte, weil was auch immer sie 2027 zu tun gedenkt – sie wird nicht mehr Ständerätin sein.
Denn egal, wen die Bürgerlichen ins Rennen schicken, er oder sie wird gewählt. (Zur Erinnerung: Inäbnit, dieser Nichtkandidat, machte 46 Prozent!)
Doch nicht nur Graf ist am Ende, auch die Grünen Baselland sind erledigt. Mit dem Rücktritt von Isaac Reber werden sie niemanden mehr in die Regierung kriegen.
Und neben dem Ständeratssitz werden sie 2027 auch ihren Nationalratssitz verlieren.
Baselland wird das Schicksal von Basel-Stadt erleiden: Der Kanton verliert einen Nationalratssitz. (Die Baselbieter könnten das nur verhindern, wenn sie subito 10’000 neu Bewohner fänden.)
Die Grünen werden auf Landratsniveau schrumpfen, weil nach 22 Jahren grafianscher Machtpolitik niemand mehr da ist, der mehr werden könnte als Landrat oder -in. Zwar gibt es immer wieder ein paar Junge, die für zwei, drei Jahre Lärm machen.
Und dann wieder verschwinden.
Die klugen und bekannten Köpfe sind weg, die Grünen erledigt.
So erledigt wie das Thema #wahlenCH23.
Nachtrag 18:00 Uhr:
Laura Grazioli tritt aus dem Landrat zurück.
Laura Grazioli hat genug. Genug von der Politik. Genug vom Rummel um ihre Person. Am Dienstag hat sie bei der Baselbieter Landeskanzlei ihr Rücktrittsschreiben eingereicht: Nach knapp viereinhalb Jahren beendet sie ihre Karriere im Kantonsparlament – vorerst zumindest.
Rampass meint
Nach 26 Jahren dürfte sie über 3 Millionen vom Staat abgegriffen haben. Was sie als SR für ihren Kanton getan hat, ist in den vielen Vorstössen schlicht nicht ersichtlich. Die vertritt nur grüne und sozialistische Ideen, mehr ist nicht.
Bauern tut die wohl schon lange nicht mehr. Immer, wenn der Rampass mangels P in Liestal nach Sissach ausweicht, kreuzt er die SR im sogenannten „Strichcode“. Wenn er in Bern unterwegs ist, sieht er garantiert die Trede im Kistenvelo über den Bärenplatz kurven. Zufälle gibt’s. Politiker, die ins Rampenlicht drängen, kennt man natürlich.
Schlussendlich wird die grüne Sesselkleberin 26 Jahren in „Bern“ verbracht haben. Voraussichtlich Rekord für BL.
Claude Wiedmer meint
Ihre Abneigung gegen Frau Graf kann ich nicht nachvollziehen. Ich sehe bei Frau Graf durchaus einen grossen Leistungsausweis. Ich vermute Sie haben aus persönlichen Gründen eine Aversion gegen die Frau? (Frauen?) Auch hat jeder Ständerat oder Nationalrat nette Bezüge durch sein Amt. Es sind wohl auch eher die bürgerlichen Politiker die sich mit lukrativen Pöstchen als eigentliche Lobbyisten hervortun.
Ich bin Wechselwähler und in keiner Partei, mag aber z.B. die SVP aus vielen Gründen gar nicht. Damit würde man mich in Baselland ja schon zum Mitte-Links Lager zählen. Claude Wiedmer