Ich musste schmunzeln, als ich diese beiden Sätze von Herrn Grübel las:
„Ich muss die Konsequenzen daraus tragen“. „Die oberste Verantwortung dafür liegt bei mir.“
Denn sie lösten bei mir ein ziemlich heftiges Déja-vu aus.
Anfangs der 90er Jahre war die BKB dank Herrn Rey und noch einem anderen Spekulanten ziemlich heftig in Schieflage geraten. Der damalige Bankratspräsident holte mich, um die bis dahin nicht-kommunizierende Geschäftsleitung zu coachen.
An einem Samstag übten wir in unserem Sitzungszimmer für die Pressekonferenz für Montag. Nach einer Stunde Anhören der von den Geschäftsleitungsmitgliedern vorbereiteten Statements, fragte ich etwas entnervt: Könnte mir mal jemand erklären, wer denn die Verantwortung für das Desaster trägt?
Der Geschäftsleitungsvorsitzende – er war damals lediglich primus inter pares – antwortete: „Ich“.
Schön, meinte ich, dann sagen sie das bitte auch.
Und so fiel denn am Montag so gegen halb elf der Satz: „Ich trage die volle Verantwortung.“
Es war der Satz, der die Schlagzeilen lieferte.
Und wenige Wochen später zum Rücktritt des Geschäftsleitungsvorsitzenden führte. Der Rest der Geschäftsleitung ist in den folgenden beiden Jahre ausgewechselt worden.
Elisabeth Schcoch meint
Lieber M.M.
Diesmal ging es nicht mal ein paar Wochen. Wie recht Sie mit Ihrem Artikel vor gerade mal 5 Tagen hatten. Im Nachhinein sagen jetzt natürlich alle, das war offensichtlich. Als ich Ihren Beitrag gelesen habe, dachte ich, dass das eine Hoffnung für das beschädigte Image der UBS sein könnte.
Wie kann man Vertrauen wiederherstellen, nachdem im Investmentbanking nur kurz nach dem Supergau wieder ein Verlust von 2.3 Mrd. auftaucht, wenn an oberster Stelle genau ein solcher Investmentbanker steht? Und wie kann ein Konzernchef sagen, er hätte von nichts gewusst, wenn es um 25% eines mutmasslichen Gewinns geht. Da überschätzen offensichtlich einige Leute ihre Fähigkeiten.
Lassen wir uns also überraschen, wer der Nachfolger ist.
Herzlichst
E.S.
bugsierer meint
ha, genau. an diese story rund um rey (was macht der eigentlich heute?) erinnere ich mich auch noch und der deschavü-effekt ist tatsächlich frappant.
Hp. Weibel meint
In meinen Unterlagen befindet sich seit Jahren die folgende Anmerkung: „Verantwortung ist nur dann gefordert, wenn etwas nicht wie vereinbart funktioniert; dann bedeutet es, dafür einzustehen, dass das vereinbarte Ziel erreicht wird. Alles andere bezeichnet man mit „zuständig“.“ Wenn Herr Grübel dies in diesem Sinne versteht, die Trennung von Investmentbanking und Vermögensverwaltungsgeschäft vorantreibt, dann heisst dies Verantwortung übernehmen.