Das war wieder mal ein Tag (mal unabhängig von den Abstimmungsergebnissen): Raus aus dem Zug, rin ins Auto und auf und los Tempel gucken.
Das Zeugs,das hier rumsteht, ist imposant, vieles gar einzigartig. Das Problem ist nur, dass man nicht so recht weiss, was ist nun alt und was ist neu auf alt gemacht.
Bei den Yungang-Grotten zum Beispiel sind die abertausenden in den Fels gehauenen Buddhastatuen alt, die gesamte Tempelanlage rundherum ist jedoch erst in den letzten fünf Jahren gebaut worden. Vor 2008 war da gar nichts.
Oder diese Stadtmauer als weiteres Beispiel: alles neu. Und weil Datong keine Altstadt hatte, hat man gleich hinter der Stadtmauer eine gebaut, eine Fussgängerzone mit Einkaufsgeschäften im Tempelstil.
Kernstück der neuen Altstadt ist eine rund sechshundert Jahre Tempelanlage.
Zuvor stand hier ein Mix aus sozialistischen Plattenbauten – ein paar stehen noch und sollen demnächst geschleift werden – und engen aneinander gebauten Ziegelsteinhäusern, viele mit kleinen Innnenhöfen.
Die Stadtmauer wird rund um diesen neuen Altstadtkern herumgezogen.
Das ist das Original der Stadtmauer.
Die Wohnhäuser vor der Mauer werden ebenfalls platt gemacht und durch grosszügig angelegte Grünanlagen ersetzt.
Das alles sei dem neuen Bürgermeister zu verdanken, sagt unser Guide. Der habe sehr viel bewirkt in den letzten Jahren.
Selbstverständlich geht da auch etwas verloren. Zum Beispiel verdrängen die neuen Hochhäuser Wohnquartiere, die eher ans Landleben erinnern als an das Leben in einer Grossstadt mit immerhin 4 Millionen Einwohnern. Man braucht also nur in die nächste Seitenstrasse einbiegen und ist in einer anderen Welt.
Ob die besser ist?
Auf alle Fälle sitzt, wer derzeit noch hinten wohnt, abends vorne am Boulevard und guckt sich die Leute an. Zum Beispiel diese beiden Europäer, die da eben vorbeispazieren. „Guck mal, die beiden“, zupft die eine Frau ihre Sitznachbarin am Ärmel und sie lachen sich eins. Deshalb grüsst man „Ni Hao“ und sie grüssen freudig zurück „Ni Hao, Ni Hao“.
Wir haben das Gefühl, jetzt in Asien angekommen zu sein (Ulan-Bator ist weniger eine asiatische als vielmehr eine sibirisch-russische Grosstadt). War auch Zeit, schliesslich sind wir mit dem Zug bis jetzt schon um die halbe Welt gefahren.
Und dass wir in China sind, zeigt sich am Essen. Dieses erste Mittagessen heute war schlicht köstlich. Auch fürs Auge.
Die Einkindfamilienpolitik Chinas als Bild: viele Alte und ein Kind.
Altes Viertel.
Wird von Neubauten verdrängt.
PS: Kurzkommentar zum Pensionskassengesetz: Grossartiger Sieg für Herrn Ballmer. Schuss vor den Bug des Herrn Buser. Weiterer Schlag für die konstruktive FDP und politisches Ende von Herrn Schafroth und möglicherweise auch von Herrn Weibel.
Jo meint
Hallo MM und Gemahlin. Vielen Dank für Eure einmalige Reisereportage. Viele Bilder und Eindrücke abseits von Medien- und „Doku“-Mainstream. Täglich Grund, die Seite anzuwählen.