Ein Schriftzeichen, das man sich merken sollte: Herrentoilette.
Die NZZ am Sonntag, bekanntlich eine Qualitätszeitung, war auch hier, hat sich von einer auf Stadtführungen spezialisierten Agentur nach Beijing einladen lassen.
„Wer tiefer in die Pekinger Gesellschaft eintauchen will, tut gut daran, sich zumindest für einen Tag einen Guide zu nehmen…“
Dann folgt der Name der Schweizer Agentur.
Sie kennen das: man besucht eine Stadt, kommt nach Hause, ein Bekannter fragt dich: „Habt ihr auch das Dudeldideldo gesehen? Was, nicht, da habt ihr aber das Beste verpasst?“
Und du stehst da wie ein Trottel.
Also bin ich den Bericht des Roberto Zimmermann (ein Volontär?) neugierig angegangen, schliesslich haben wir noch einen halben Tag, falls wir was verpasst hätten und überhaupt, „Tief eintauchen in die Pekinger Gesellschaft“ verspricht ja einiges.
Um es kurz zu machen: Der Beitrag ist eine Zumutung, eine Frechheit.
Man soll den Kaiserpalast. besuchen und die Mauer? Das Vogelnest? Man soll sich in die peinliche Situation begeben, sich von irgendeiner unbekannten „Hausfrau“ in einer Seitengasse bei der zu.Hause bekochen zu lassen – „Pekinger Gesellschaft“ -, um zu entdecken, dass man sich im Grunde genommen nichts zu sagen hat?
Die Vergnügungsmeile Shichahei mit ihren völlig überrissenen Preisen ist der Insidertipp des Guides? (Zwei Strassen weiter hat es mehre kleine und gemäss Altersgruppe der Besucher derzeit angesagte Restaurants, plus zwei kleine Konditoreien mit süssen Köstlichkeiten – u.a. Caramelköpfli – und dem billigsten (18 Yuan) und besten italienischen Espresso weit und breit. Gratis WiFi inklusive.)
Herr Zimmermann hätte beispielsweise erwähnen können, dass es keine Metropole in der Welt gibt, die eine derartige Dichte von öffentlichen Toiletten aufweist, wie Beijing.
Gratis, sauber und sogar mit gefüllten Seifenspendern. Ich meine, das ist doch eine Information, die nun jedermann/frau zu schätzen weiss.
Oder dass auch in Beijing H&M und Zara den Girls die modische Linie vorgeben. Dass sie und die Jungs wo immer sie gehen, stehen und sitzen ihr Handy fest im Blick haben, ja dass es einem manchmal so vorkommt, als sei das Kleinbasel um eine Spur exotischer als diese Millionenstadt.
Weshalb man dankbar das knipst, was man als Bild von dieser Stadt mitgebracht hat. Zum Beispiel Gleichschritt-Maschierer…
..oder Gleichritt-Marschierer-Imitierer,
Und dann halt noch eines dieser „Da-lang“-Denkmäler.
Was soll’s. Zum einen ist die neugestaltete NZZ am Sonntag vielleicht auf Papier ein Hingucker, auf einem Tablet ist sie zum Abwinken. Und zum anderen läuft auch diese Abo demnächst aus.
Heute fahren wir weiter. Eine eher kurze Bahnfahrt nach Xi’an steht uns bevor.
PS: Zum Frühstück chinesisch, zum Mittagessen und auch abends, mag ja für Chinesen das kulinarische Paradies bedeuten, aber für uns…