Ich bin ja schon ziemlich lange in diesem Medienbusiness. Ich bin jedoch der einzige Zyniker im Umzug. Alle anderen nehmen ihr Metier verdammt ernst.
Und haben dazu noch die Moral mit Löffeln gefressen.
Allen voran ein gewisser Herr Köppel, dessen Wochenzeitung möglicherweise zu grossen Teilen der Tochter des Herrn Blocher gehört.
Es müsste ja nur mal einer nachfragen.
Weil ich also der Zyniker im Umzug bin, stelle ich fest, dass so eine Hildebrand-Geschichte gut für die Leserzahlen ist. Für meine Leserzahlen.
Von mir aus könnte jede Woche eine Hildebrand-Woche sein.
Wie man sieht, ging’s am 4. Januar los. Und selbst übers Wochenende (7./8.) sackten die Leserzahlen nicht in den Keller. (Leute, die Blocher-BaZ-Woche war noch besser, der Spitzentag war der mit fast 2’500 Visits und über 5’000 Page Loads. Korkenknall!)
Nun ist ja das hier nur ein unbedeutendes Blog, die Zahlen, bezogen auf die Onlinemenschheit, kaum der Rede wert.
Doch sie sind ein Hinweis.
Deshalb kann man an diesen Zahlen einfach ein paar Nullen ranhängen und erkennt dann, welche Festfreude bei den grossen Newsportalen in diesen ansonst trüben ersten Januartagen herrscht.
Wenn also bei der SVP und bei der WELTWOCHE die Champagnerkorken knallen, dann tun sie dies auch bei Newsnetz, 20min.ch, blick.ch, sf.tv.
Diese Klickzahlen sind bares Geld wert.
Und jetzt kommen wir zur Antwort auf die Kernfrage, weshalb Herr Hildebrand derart schnell gestürzt wurde: Weil er während Tagen von den Onlineportalen IM MINUTENTAKT die Dorfgasse rauf und runter gejagt wurde.
Wer in diese medialen Prügelgasse gerät, der hat kaum eine Chance, heil da rauszukommen.
Und wenn der so durchs Dorf Gehetzte kurz Halt macht, um Luft zu holen, wird von der Printmeute auf ihn eingedroschen.
Auch am Sonntag.
Das sind die neuen Regeln des Mediengeschäfts.
Und die Medienmenschen tun den ganzen Tag so, als ob sie der Wahrheit und nichts als der Wahrheit verpflichtet seien. Und fressen die Moral mit Löffeln.
Merke: Das kann allen passieren, die sich öffentlich exponieren. Heute, Morgen, Übermorgen. Online stürzt nicht nur Diktatoren, sondern kann auch demokratische Institutionen destabilisieren.
Update 11.01./ 08:54 Uhr: Eben schreibt mir der Herausgeber von BEST OF BASEL, die tollen Leserzahlen hätten wohl weniger mit Hildebrand als vielmehr mit dem Portrait über mich in der aktuellen Ausgabe zu tun. Ich bin jetzt etwas verunsichert.
Peter Schlemihl meint
Grundsätzlich bin ich mit Ihren Äusserungen zum „Fall Hildebrand“ sehr einverstanden:
http://schlemihlsblog.wordpress.com/2012/01/12/parteipolitische-hetze-auf-dem-buckel-der-nationalbank/
Nur Prognosen betreffend Verbleiben im Amt scheinen auch für einen Messmer Glücksache zu sein…
C.P. meint
Damit Ihr morgen alle nicht verschläft, die Sonntagsmedein zu kaufen: Die Soap: Fortsetzung folgt: Der halbseidene Emporkömmling hat, Kraft seines (illegal) erworbenen Vermögens, eine Imagekampagne gestartet und seine „Ziele“ den Subalternen diktiert. Raggenbass wird also EWS „dennunzieren“. Man hat ihm seine Restamtszeit dafür garantiert,.) Die baselländische Primadonna des ideolo(t) igschen Miefs wird dazu vorgeschoben..:-)Sie wettert und wittert völlig irrlichternd , ganz gewaltig (jenseits von Gut und Böse) und fordert! Weit mehr als ihr zusteht. Wie immer. Warum ist eigentlich diese Randregion (BL)BS) neuerdings die Zentrale des eidgenössischen Schwachsinns und seiner Ausdünstungen? Diese Frage sollten sich,m.E. die Randregiöndler mal stellen. :-9 Schönen Sonntag!
Gotte meint
waz mig nog woonder nymt: waroom sprigt der felix mit them philippe in english? ig glaube, dy synd dog byde in swiss geborn, other?
Liberopoulos meint
Die Weltwoche hat aktuell eine sehr hohe Quote was das Abschiessen von Personen betrifft. Nur bei EWS haben sie sich bis jetzt die Zähne ausgebissen. Aber die Weltwoche ist wie ein Pitbull-Terrier die beissen immer fester zu…
viktor baranoff meint
Wieviel Personen hat schon das Hetz-und Revolverblatt BLICK abgeschossen?
War da nicht etwas vor Jahren mit Thomas Borer??
C.P. meint
Wenn Sie den Mörgeli heute Abendli in der Rundschau gesehen haben, seines Zeichens Pit-Pull- Terrier der Partei, im Auftrag des Chefs natürlich, dann wissen Sie auch, welche „Sau“ morgen durch die kleine Welt das Blättchen getrieben wird 🙂 Welch eine Ueberraschung! Es wird wohl Zeit, dass wir uns auf dem Bundespaltz wieder mal versammeln. Zur Verteidigung der Institutionen. Der geschnieglete Gauner- Mörgeli bewirkt nur noch Brechreiz. Wer sieht das anders und glaube er sei trotzdem noch „bei Sinnen“?
Peter Gysin meint
Ich bin froh, dass Blocher diesen „Augias-Stall“ endlich ausmistet. Als nächstes kommt der Bankrat und dann der Bundesrat dran.
merlinx meint
… und dem Thurgauer Anwalt möge das Reinigungsinstitut Dr. Blocher ein Pack Pampers liefern …
… dann warten wir ja mal gespannt auf die weiteren Grosstaten Ihres Helden – sein Tod war zwar schrecklich, mündete dann doch noch in eine Apotheose …
Im Ernst, Ihr Mann eignet sich im hohen Mass als perfekte Vorlage und Inspiration für viele Kunstschaffende, seien es Comic-Zeichner, Kabarettisten, Schauspieler etc.*
Das ist wahrscheinlich sein grösstes Verdienst!
Und ich hoffe doch sehr, dass bald ein richtiger Schweizer Film zu seinem Leben gedreht wird, seit den Gotthelf-Filmen gab’s ja nichts mehr Schönes und Gutes im Kino …
* (Weniger für Bildhauer, da fehlen ihm jetzt halt wie uns allen die sixpack …)
C.P. meint
P.H. ist „vom Sockel gefallen“ weil er kein Politiker ist. Für mich ist er gegangen – da mögen die vereinigten Meuten und Massen, das gesamte halbseidene Pack sagen und schreiben was sie wollen 🙂 Die Medienmeute lebt parasitär von den Politikern und umgekehrt. Hildebrand hatte Gescheiteres zu tun und ist dann in die Fallen der Meute (der sich gleichzeitig Bedienenden) gefallen. Gestern hat er angedeutet, dass er dies erkannt hat. Kurz und gut. Politik und Medien haben sich (wo findet man da noch Persönlichkeiten?) zu einer Subkultur entwickelt. Charakterlos und kurzlebig. Mit eigenen Gesetzmässigkeiten. Z.B. Herr Blocher. Er wurde der Lüge überführt. -Nichts Ausserdordentliches bei ihm, er befindet sich ja immer im Krieg, was ihn zur Lüge legitimiert- Was sagt so ein Halbseidener dazu: Wir lügen doch den ganzen Tag! Hildebrand hätte gesagt: Ich habe gelogen. Blocher sagt: Wir lügen doch den ganzen Tag. Das ist der Unterschied. Das ist Zeitgeist. Das ist dekadent. Aber keiner merkt es mehr. Onlinemeutendekadenz? Wer in diesem Haifischteich überleben will, muss diese Meute und ihre Gesetze kennen. Blochers nächstes potenzielles Opfer kennt diese durch und durch. Das ist zumindest insofern beruhigend, weil die Frau sich auch noch „Charakter“ bewahren konnte. Einer Frau fällt dies womöglich leichter. Macht Sie Karriere, wird Sie mit den männlichen Prinzipien des Haifischteiches sehr schnell konfrontiert und lernt diese zu „antizipieren“. Frau EWS wird, anders als Hildebrand, nicht in die Fallen tappen. Da sie zudem weit intelligenter ist als Blocher und seine Vasallen, bin ich zuversichtlich. Als „Wildsau“ wurde sie schon mal durchs Dorf gejagt. Sie hats überlebt und ist dadurch noch stärker geworden.
Martin Müller meint
Mit allem einverstanden ausser dem letzten Satz. Nicht Online destabilisiert demokratische Institutionen, sondern Leute wie Herr H. in B., die nicht wissen was richtig und billig ist, sowie deren Helfershelfer, welche reflexartig danach trachten, deren lusche Machenschaften schönzureden, unter den Teppich zu kehren und zu vertuschen.
Robert Schiess meint
Ja, das ist richtig. Die Meute – und bei diesen Journalisten handelt es sich wirklich um eine einander nachrennende Meute – kläfft, was das Zeuge hält. Alle Informationen abzuwarten, ist dieser Meute fremd. Jeder Windhauch schreckt die Meute in eine neue Richtung und alles mit dem Ziel, ein Opfer zu stellen. Warum eigentlich? Setzt bei den Journalisten das Denken aus, wenn sie an den Computer sitzen? Da lob ich mir die Zeit, als noch mit der Schreibmaschine geschrieben wurde, was die Schreiberlinge nicht nur zum Nachdenken zwang sondern auch das spätere Überlesen und das Gegenlesen von Redaktoren ermöglichte. Heute aber muss möglichst schnell was in die Tasten gedrückt werden, ganz egal was. Das Denken darf ausgesetzt werden