Nicht selten entpuppt sich ein Sieg im Nachhinein als Niederlage.
Nein, ich schliesse keineswegs aus, dass die LDP-Newcomerin Stephanie Eymann es im zweiten Wahlgang in die Basler Regierung schafft.
Auf Kosten von Baschi Dürr.
Es steht ausser Frage, dass im Vergleich mit den Kandidatinnen und Kandidaten, die für die Herbstwahlen antreten, Frau Eymann nicht diejenige ist, welche die geringste Qualifikation fürs Regierungsamt mitbringt.
Doch diese Wahlen sind eine Schicksalswahl für die Liberalen.
Sollten sie tatsächlich mit der Let’s rock-Frau einen zweiten Regierungssitz holen und die FDP ihren einen verlieren, dann ist das das Ende der LDP.
Weil ein solcher Wahlausgang den Untergang der FDP besiegelt. Von diesem Schock werden sich die „Die Liberalen“ auch in vier Jahren noch nicht erholt haben.
Deshalb muss ein solches Oktoberergebnis denjenigen in der LDP, die trotz Siegesbesoffenheit über den Tag hinaus denken können, schwer zu denken geben.
Weil eine Niederlage der Schwesterpartei FDP die raison d’être der LDP zerstört.
Schaut man zurück in die lange Geschichte der besonderen Rivalität zwischen der einst dominierenden Beamtenpartei und sich in der Familiennische wohlbefindlichen Partei der Intellektuellen und Freischaffenden, dann ist unschwer erkennbar, dass die eine ohne die andere nur halb soviel wert wäre.
Die Burckhardts, Vischers, Iselins et al konnten sich dank der Schwesterpartei immer im Glauben wiegen, sie seien die besseren Liberalen.
Man redete zwar der Öffnung das Wort, doch im Grunde genommen wollte man unter sich bleiben, weil es überhaupt keine Notwendigkeit gab, Mitglieder ausserhalb der Familien zu rekrutieren.
Das ging so lange gut, bis die schweizerische FDP Die Liberalen in den welschen Kantonen heim in die Partei holte. Dass die Basler Liberalen sich auf kantonaler Ebene weigerten, in der FDP aufzugehen, war wenig erstaunlich.
Nicht die Politik war dafür ausschlaggebend, sondern das persönlich-geschmäcklerische. Man setzt sich schliesslich nicht mit Dienstboten an den selben Tisch.
Allerdings, so selbstbewusst, wie man sich gegen aussen gab, war die LDP des Jahres 2009 nicht mehr.
Christine Wirz-von Planta, die als Vizepräsidentin der LDP Schweiz an der Vorbereitung der Fusion beteiligt war, hatte als einzige Baslerin für die Fusion gestimmt.
Was zu einem erbitterten Kampf zwischen ihr und Maria Iselin, der damaligen Parteipräsidentin, führte. Obwohl die Basler Liberalen an einer Mitgliederversammlung ihre Unabhängigkeit von der FDP bekräftigten, änderte das nichts an der neuen Realität: Die Basler Liberalen sind auf eidgenössischer Ebene als „Die Liberalen“ zu einem Teil des Freisinns geworden.
Die LDP, die nach der Fusion existenzielle Ängste plagten, blieb nur ein Weg offen, um der lokalen FDP zu entrinnen: Die Flucht nach vorne.
Und die ist durchaus gelungen: die Partei hat sich von einer fünf Prozent-Partei zu einer fünfzehn Prozent-Partei hochgearbeitet.
Auch auf Kosten der FDP.
Und zum Preis, dass neue Leute von ausserhalb den Ton mitbestimmen, wie beispielsweise der Herr Auderset.
Wie gesagt, aus einem Sieg wird leicht eine Niederlage. Sollte die LDP einen zweiten Sitz holen und damit die FDP marginalisieren, droht der LDP das Ende.
Zwar mag es das Etikett noch etliche Jahre geben, doch die Partei wird eine andere werden. Da sind zum einen die FDPler, die zur LDP übertreten werden. Oder die FDP gibt sich ganz auf und fusioniert mit einem solchen Akt einseitig mit den Liberalen.
Klar ist, dass eine Basler FDP, die politisch in Basel keine Rolle mehr spielt, also auch keine nationalen Wahlen mehr gewinnen kann, für die Schweizer FDP völlig uninteressant wird.
Für die Zentrale in Bern wird die LDP zur Ansprechpartnerin, zunächst auf sanften Pfoten, später ganz offiziell.
An „FDP.Die Liberalen“ führt nach einem Sieg im Herbst für die Basler Liberalen kein Weg mehr vorbei.
Weshalb weiterhin auf Verlierer setzen, wenn man in den eigenen Rund Sieger hat?
Marcus Denoth meint
Ich weiss nicht so recht, die LDP kann tun und lassen, was sie will, es wird dauernd gesagt, dass sie kurz vor ihrem Untergang stehe.
Verlor sie massiv Wähler an FDP/SVP, hiess es, die LDP werde es bald nicht mehr geben.
Die LDP gewinnt auf Kosten von FDP/SVP: Es heisst, die LDP werde untergehen.
Nun, was jetzt? Egal, was die LDP macht, sie wird untergehen. Sehe ich das richtig? 😉
Christoph Meury meint
Kürzlich wurde ich hiermit Blog als Sympathisant, oder gar Sprachrohr der Basler SP/BastA!/Grünen-Community beschimpft. Ich müsste mich also über die von MM prognostizierte Schwächung der Basler FDP & LDP und der gegenseitigen Kanniblisierung der Bürgerlichen freuen. Tut es aber nicht! Eine gesunde Parteienlandschaft sollte meines Erachtens vielseitig und bunt sein. Quasi eine Art politische Biodiversität im Ratssaal repräsentieren. Das kann alle Beteiligten nur beflügeln. Natürlich ist es mir mehr als recht, wenn der linke Flügel weiterhin gestärkt in sämtliche Wahlen und Abstimmungen steigen kann und entsprechend reüssiert.
Aber um adäquate «Herrschafts- und Machtansprüche« müssen wir im Baselbiet nicht bangen. Hier lahmen alle amtierenden Parteien und das politische Nach-Carona-Leben tendiert zum totalen Stillstand. Glückliche «Lame Ducks«!, aber eine langweilige Monokultur.
Chienbäsebärti meint
Bleibt nur das kleinere Übel: Baschi Dürr