Ich halte nicht viel von Strategien. Weil die meisten, die von Strategien reden, nicht verstehen, was eine Strategie ist.
Machen wir es kurz: Man muss in einem simplen Satz sagen können, was man will. (Schon das fällt den meisten Politstrategen ungemein schwer.)
Doch das Wesentliche, das was den Satz erst zu einer Strategie macht, ist das Timing, die Kunst den richtigen Zeitpunkt zu erwischen., um die strategische Absicht in eine operationelle Handlung umzusetzen.
Wer zu früh kommt, findet kein Gehör und wer zu spät kommt, den bestraft die Geschichte.
Das braucht zum einen Geduld und zum anderen Nerven. Über beides verfügen die wenigsten Politiker. Wie wir in den letzten Wochen miterleben konnten.
Und dann sieht man,wie sich die Dinge zu deinen Gunsten drehen, weil die Gegner beginnen, Amok zu laufen.
Weil du dich partout nicht aus der Reserve locken lässt.
Dann schlägst du zu.
Marc Scherrer, der talentierte Präsident der CVP, hatte die Chuzpe, die Parteipräsidentinnen der SVP und FDP in Sachen Büza während Wochen gegen sich und seine Partei anrennen zu lassen.
Und hat sie beide gestern mit einem einzigen Interview mit der bz einem gezielten Blattschuss erledigt.
Womit wir lernen, dass es zu einem im Nachhinhein als kluge Strategie erkannten Vorgehen eben auch eine gute Portion Glück braucht.
Und oftmals auch Verbündete mit ähnlicher Interessenlage.
Die Basellandschaftliche Zeitung, seit dem Dauerfeuer der BaZ gegen Herrn Scherrer und die CVP ebenfalls in die journalistische Defensive geraten, musste endlich reagieren.
Die kürzlich bei einem Tête-à-Tête von SVP-Parteipräsident Kämpfer und BaZ-Chefredaktor Markus Somm ausgeheckte Jermann-Story öffnete der bz die Arena für eine, wie es sich zeigt, heisse Story in diesem bisher einseitigen Schlagabtausch:
Mit dem simplen Satz (Strategie und operationelle Vorgabe)
«Ich werde Weber und Pegoraro unterstützen»
hat der 28-jährige Scherrer die Parteipräsidentinnen von SVP und FDP nicht nur auf ihre eigentliche Grösse zurechtgestutzt, dieser Satz ist vielmehr eine Kampfansage.
Dieser eine Satz hat denn auch in den Parteizentralen der beiden bürgerlichen Parteien wie eine Bombe eingeschlagen.
Das nennt man umgangssprachlich „grosse Klasse“.
Die SVP:
- Die beiden derzeitigen Topleute, Parteipräsident Oskar Kämpfer und Neovordenker Hanspeter Weibel, stehen schon seit längerem intern mächtig unter Druck des rechten Flügels der Partei, angeführt von Caspar Baader und Dieter Spiess. (Letzteren wollten die beiden vor zwei Jahren nach dessen massiver Kritik zur Partei rauswerfen.)
- Das liegt nicht nur am Schmusekurs, den Kämpfer und Weibel mit ihrem Amtsantritt gefahren sind und der zur bürgerlichen Wahlallianz im letzten Jahr geführt hat. Das liegt auch am SVP-Regierungsmann Thomas Weber, der nicht der Wunschkandidat der beiden war, sondern derjenige des rechten Flügels der Partei. Die Privatwirtschaflter Kämpfer und Weibel hatten an der Eignung des eidgenössischen Chefbeamten Weber so ihre Zweifel.
- Weil sie sich bestätigt fühlen, ist dies mit der Grund, weshalb Herr Kämpfer und Herr Weibel seit Wochen eine zweite SVP-Kandidatur forcieren. Sollte die auserkorene Frau Mall in die Regierung einziehen, wäre dies die von den beiden gesuchte Anerkennung. Sollte es nicht klappen, ja nicht mal zu einer zweiten SVP-Kandidatur kommen, wird es längerfristig keinen Parteipräsidenten Kämpfer mehr geben. (Herr Weibel, einer der hellsten Köpfe in der Partei und im Landrat, wird über sich selbst stolpern. Sein übersteigertes Ego macht am Ende jeden seiner Erfolge zunichte, siehe Pensionskassenabstimmung.)
- Mit dem Satz „Ich werde Weber und Pegoraro unterstützen“ hat Herr Scherrer, hat die CVP, den Herren Kämpfer und Weibel gesagt, dass sie nur einen SVP-Kandidaten akzeptieren werden und das ist Herr Weber.
- Und das ist genau die Position, die Herr Weber, unterstützt von seinen Oberbaselbieter SVP-Mannen schon seit Wochen fordert.
- Sollte also doch eine zweite Kandidatin aufs Schild gehoben werden, dann wird der Hauskrach in der SVP das laute Wahlkampfgetöse der Partei übertönen.
Die FDP:
- Vor ein paar Tagen hat Herr Buser dem SVP-Präsidenten in einer Unterredung zwei Botschaften zukommen lassen: 1. er unterstütze eine Kandidatur Pegoraro nicht mehr und 2. man solle aufhören, auf die CVP einzudreschen. Beides, so hört man, hat Herr Kämpfer irritiert.
- Herr Buser möchte mit Herrn Hiltmann antreten und wenn Frau Pegoraro nicht von sich aus das Handtuch wirft, dann halt mit beiden. Und überhaupt, Herr Buser will als Ständeratskandidat aller Bürgerlichen genügend Schub erhalten, um in den Nationalrat zu kommen. Auf Kosten von Frau Schneeberger. Deshalb auch sein Plädoyer für ein zurückfahren des CVP-Bashings.
- Die Parteipräsidentin ist mit diesem Schwenker von Herrn Buser in eine heikle Lage geraten. Gegen aussen muss sie wortkarg erklären, dass die Partei sich erst im Oktober entscheiden werde. Sie selbst ist jedoch schon seit längerem für eine erneute Kandidatur von Frau Pegoraro (Frauensolidarität in der FDP).
- Frau Pegroraro droht seit Januar mit einer wilden Kandidatur, sollte die Partei a) sie nicht mehr portieren und b) einen zweiten Kandidaten ins Rennen schicken.
- Mit dem Satz „Ich werde Weber und Pegoraro unterstützen“ hat Herr Scherrer, hat die CVP, die Kandidatenlage in der FDP geklärt. Der Partei wird nichts anderes übrig bleiben, als mit Frau Pegoraro – und nur mit ihr – nochmals anzutreten.
Die Regierungsräte Lauber, Pegoraro, Weber
Mit dem Satz „Ich werde Weber und Pegoraro unterstützen“ hat Herr Scherrer, hat die CVP, ihren Regierungsrat Lauber in die Schranken verwiesen, ihm klar gemacht, wer in der Partei das letzte Wort hat. Und die Position von Frau Pegoraro und Herrn Weber gegenüber ihren Parteien massiv verstärkt. So massiv, dass die Parteipräsidentinnen von SVP und FDP gar nicht mehr anders können, als dem Diktat des CVP-Präsidenten zu folgen.
Sullivan Frisch meint
Leider kann man zur Wirtschaftsoffensive und dem schönen Bild am Rhein keinen Kommentar mehr hinterlassen. Das beweist, dass ein Thema angeschnitten wird, und dann Ende der Diskussion. Ist das eine gute Strategie. Vielleicht hat ein 28 jähriger doch mehr Strategie Ziele, als manch ein Pensionär. Die Strategie des 28 Jährigen wurde nämlich vom ganzen Parteipräsidium abgesegnet, wie im BZ Interview klar und deutlich zu lesen ist. Der 28 Jährige muss dann nur noch antworten, wenn er gefragt wird. Es gibt halt doch langfristige Strategien in der Politik, und die sind meistens am erfolgreichsten, wenn sie gut sind, und man sie durchzieht. Der ungeduldigen Presse passt das natürlich nicht immer.
Zurück zum schönen Bild am Rhein. Das ist doch ein schöner Platz, um einen Kaffee Latte oder ein Glas Wein zu trinken. Nebenan wird Boulle gespielt, und es joggen die Basler sportbegeisterten durch diese schöne Kulisse. Marc-André Giger trainiert eher in Liestal und Umgebung. Er ist aber fit, und hat auch schon Ultra-Läufe gemacht. Er ist schlank, und produziert keine Gesundheitskosten. Viele im Alter von 50 und drüber sind da ganz anders. Sie sind übergewichtig, und leiden an diversen kleinen Bobos, die die Krankenkassenprämien extrem nach oben treiben. Der Anteil an Übergewichtigen steigt nicht nur in den USA, sondern in Europa und vor allem auch in der Schweiz stark an. Es wird ziemlich teuer werden, und ich bin der Meinung, man sollte ein Bonus-System für Leute einführen, die auf ihre Gesundheit achten.
Die Wirtschaftsoffensive hat nicht das gebracht, wovon allen „möchte gerne schnelles Geld verdienen“ träumen. Auch diejenigen, die darauf hoffen, dass nach Jahrzehnte langer Steuersenkung es immer so weiter geht, sind enttäuscht. Der Kanton und viele Gemeinden haben Geld Probleme. Die Wirtschafsoffensive soll nun sofort Resultate produzieren, in einem wirtschaftlichen Umfeld, dass eher stagniert oder nur ganz leicht wächst, und in einem Umfeld, in welchem durch die Angleichung des Schweizer Steuerrechtes an das Europäische Recht weniger Firmen, von vergangenen Dumpingsteuerkonditionen profitieren können. Die Weltwirtschaft wird sich nicht boom artig verbessern, und es stehen harte Jahre vor uns. In ein paar Jahren wird man sehen können, was die Salina Raurica an neuen Steuerzahlern beheimaten wird. Es wird nicht schneller gehen. Glücklicherweise hat der Kanton eine solidarische Bevölkerung, welche Sanierungen von Pensionskassen einfach durchwinkt. Sollten die Zinsen in den nächsten Jahren doch stark anziehen, würde sich die Situation für den Kanton und für viele Gemeinden noch drastischer verschlechtern. Es gibt also keine Wundermittel, keine Hetchfonds für die angeschlagenen Hetchfonds, Kredite zum Nulltarif. Es wird nur eines geben Steuern erhöhen oder/und sparen.
Wer eine langfristige Strategie hat, fängt heute bereits an, sein Budget und/oder Business plan entsprechend neu auszurichten. Diese Devise ist nicht mehr traditionell von der politischen rechten Seite zu erwarten, sondern auch von links. Wenn man von Nachhaltigkeit spricht, muss man sein Konzept danach ausrichten, und das verlangt, dass man auch ein worstcase Szenario mit einbezieht, um so nachhaltig, vorausschauend und sicher wachsen kann, ohne dass dabei zu viele Resourcen verschwendet werden. Es würde dem Kanton und den Parteien gut tun, sich dies von links bis rechts hinter die Ohren zu schreiben.
G. Koller meint
Es gibt ein Alter, da man gelassen zuschauen kann, wie der Wind die Spuren verwischt, und alles wieder unberührt und einladend daliegt, – für den nächsten, der es sich zutraut, diese Richtung zu nehmen …
G. Koller meint
Und die Ernte – falls es sie nicht noch verhagelt – wird eingefahren am:
8. Februar 2015: Gesamterneuerungswahlen des Landrates und des Regierungsrates,
18. Oktober 2015: Nationalrats- und Ständeratswahlen.
Mit zusätzlichen und erheblichen Turbulenzen ist zu rechnen durch:
Abstimmung Fusionsinitiative Ende September 2014.
Blindtext meint
Ich finde es niedlich, dass SVP und FDP, die sich bislang noch nicht mal zu ihren eigenen Regierungsräten bekennt haben, ein blindes Bekenntnis der CVP zu möglichen Regierungsratskandidaten dieser zwei Parteien fordern, ohne diese zu kennen.