Es gibt da diese Zahl, die mir nicht mehr aus dem Kopf will: 200’000.
Inzwischen wird die Zahl bereits mit der Präposition „über“ versehen.
Die Zahl steht für die 200’000 Kinder, welche die russische Armee aus den besetzten ukrainischen Gebieten entführt und in alle Teile Russlands deportiert hat.
Kinder aus Waisenhäusern, Kinder mit Eltern und Kinder, die von ihren Eltern getrennt wurden.
Vergesst den Stahl, den Weizen, den Schmuck, Handys, Autos und Waschmaschinen.
Sie nehmen der Ukraine ihr Wertvollstes weg: die Zukunft des Landes.
Weil wir in nur 100 Tagen gelernt haben, wie der moralische Zusammenbruch Russlands nicht mehr Denkbares hat Wirklichkeit werden lassen, muss man den Kinderraub als eiskaltes buchhalterisches Kalkül verstehen: Russland versucht seine verheerenden demographischen Zahlen (Link zu gutem Hintergrundbericht von Watson) wenigstens vorübergehend aufzupeppen (bewusst verwendeter Slang).
200’000 Kinder – das gleicht beinahe den Bevölkerungsschwund von 300’000 Menschen des Jahres 2020 aus.
Wir müssen aufhören, weiterhin historische Vergleiche zu dem, was gerade in der Ukraine geschieht, zu ziehen.
Vielmehr müssen wir erkennen, dass in der Ukraine ein neuer Massstab für das Böse geschaffen wird.
Der russische Überfall auf die Ukraine im Jahr 2022 ist etwas mit nichts vergleichbares Neues.
Thomas Kessler meint
Man muss für vergleichbar Grässliches in die Zeit des Osmanischen Reichs zurück. Putin bündelt gerade die Grauen der Geschichte.