Man kann davon ausgehen, dass in der EU Erleichterung herrscht: Der klare Sieg von Boris Johnson beendet das britische Hüst und Hot.
Jetzt herrschen auf der Insel endlich klare Verhältnisse.
Grossbritannien wird per 31. Januar seine EU-Mitgliedschaft nun definitiv aufkündigen.
Das ist für den
Moment auch schon alles.
Denn mit dem Austrittsvertrag ist vorerst nicht mehr erreicht, als dass man sich auf die Bedingungen geeinigt hat, zu denen die Briten die EU verlassen dürfen.
Dazu gehört, dass es künftig zwischen England und Nord-Irland eine Zollgrenze geben wird.
Ein Zugeständnis an die EU, das „kein britischer Premierminister je machen wird“, (Theresa May, die diese Austrittsbedingung rundweg abgelehnt hat).
Der irische Aussenminister meinte diese Woche, die Grenzkontrollen zwischen England und Nord-Irland seien unabdingbar, „weil wir wissen müssen, welche Waren in UNSEREN Markt gelangen“.
Mit „unser“ meinte er Nord-Irland, das mit der Unterschrift von Johnson unter den Austrittsvertrag de facto in der EU verbleibt.
Toller Deal.
Erst jetzt, respektive am 1. Februar, gilt es ernst. Ab dann wird über die künftigen Beziehungen verhandelt und über all die unerledigten Grundsatzfragen gestritten.
Für die nächsten fünf Jahre. Möglicherweise.
Am 1. Februar wird auch Trump auf der Verhandlungsbühne erscheinen und den Briten, wie versprochen, den besten Deal aller Zeiten offerieren.
Vielleicht.
Und dann sind da noch die SNP-Schotten, die ihren Erdrutschsieg als Signal für den Austritt Schottlands aus dem Vereinigten Königreich interpretieren.*
Und nicht zu vergessen die Autoindustrie, beherrscht von französischen, japanischen und deutschen Herstellern, die ihre Investitionen vom künftigen Zugang zum EU-Binnenmarkt abhängig machen werden.
Ja überhaupt ihre Autoproduktion auf der Insel.
Oder die französischen Fischer, die weiterhin in britischen Gewässern fischen wollen.
Und dafür dem zollfreien Import von Schafkoteletts aus Wales in die EU nicht im Wege stehen.
Oder so ähnlich.
Kurz: Grossbritannien wird per 31. Januar die EU-Mitgliedschaft aufkündigen, doch damit ist das Land noch längst nicht raus aus der EU.
Wahrscheinlich gehen sie den Schweizer Weg: man ist drin, ohne drin zu sein.
Eine Illusion, die man mit Endlosverhandlungen aufrecht erhält.
*Der Independent schreibt in einem ersten Kommentar zum Wahlsieg der Konservativen:
Boris Johnson may be prime minister for a long time – but he is likely to be the last PM of a united kingdom.