Als George W. Bush im Januar 2002 in seiner Rede an die Nation den Begriff „die Achse des Bösen“ einführte, dachte ich: Na ja der Bush und seine Bible-belt-Amerikaner.
„Das Böse“ war damals in unserer europäisch-säkularen Welt längst aus dem allgemeinen Sprachgebrauch verschwunden.
Schliesslich hatte Friedrich Nietzsche schon 1886 mit seinem epochalen Werk „Jenseits von Gut und Böse“ die beiden sich anscheinend bedingenden Begriffe „Gut“ und „Böse“ auf den Müllhaufen der christlichen Moralvorstellung geworfen.
Allein die Vorstellung, es gäbe so etwas wie das Böse, war absurd geworden. Vom Guten schon gar nicht zu sprechen.
Ersetzt wurde der Begriff durch „Völkermord“, „Holocaust“, „Genozid“, „Terrorismus“, „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ also durch verifizierbare Tatbestände.
Doch jetzt.
Sieht man die Bilder aus der Ukraine, liest man die Meldungen zum Kriegsverlauf, hört man von den Gräueltaten russischer Soldaten, orchestriert durch Putins irrer Rhetorik, dann muss man aufgeschreckt feststellen: Es gibt das Böse.
Das Böse ist zurück.
Ohne jeglichen Zweifel.
Weil der Begriff die Intention hinter all dem Grauen auf den rational nicht erklärbaren Punkt bringt.
Putin buchstabiert „das Böse“ für aufgeklärte Westmenschen unüberhörbar deutlich.