Auf Twitter folge ich seit ein paar Wochen dem Sprecher des chinesischen Aussenministerium Lijian Zhao.
Der hat aktuell 1 Million Follower.
Eine ziemlich grosse Schar an Interessierten bedenkt man, dass es sich da um den „Privat-Account“ eines Regierungssprechers handelt.
Auf ihn aufmerksam wurde ich im Juli durch einen Artikel in der New York Times „The Man Behind China’s Aggressive New Voice“.
Die ihn darin als Prototypen des neuen, selbstbewusst-aggresiven Vertreter Chinas beschreibt.
In his early career, Zhao gave few hints at his future emergence as China’s “wolf warrior” diplomat.
Bei einem Mittagessen mit einem früheren Mitarbeiter des amerikanischen Aussenministeriums soll er die amerikanische Pakistan-Politik ziemlich heftig angegangen sein, zu dem Zeitpunkt ein erstaunlicher Vorgang eines chinesischen Botschaftsmitarbeiters, pflegten Chinesen und Amerikaner damals noch ein relativ entspanntes Verhältnis im Umgang miteinander.
(„Wolf warrior“ – jener Repräsentant einer chinesischen Firma, mit dem ich ein paar Worte an der Smart City-Tagung in Basel wechselte, legte eine ähnliche Attidüde an den Tag. Seine Statments klangen wie ein Echo auf Lijians Tweets.)
Die NYT schreibt weiter:
Perhaps the most consequential outcome of Zhao’s time in the United States, however, was one that went unnoticed at the time: In May 2010, he opened an account on Twitter.
Zu der Zeit twitterte kein anderer offizieller Chinese privat auf diesem amerikanischen Kanal, noch dazu zu politischen Themen.
Doch richtig zu twittern begann Lijian erst mit seiner Versetzung an die chinesische Botschaft in Pakistan. Er reiste im Land herum, interessierte sich für Land und Leute, kümmerte sich auch mal um Visa für pakistanische Studenten.
Doch eigentlich war er für die Pakistani aus einem ganz Grund ein äusserst wichtiger Mann: Er war der Hüter über den Pot für chinesische Investitionen in Höhe von Dutzenden von Milliarden Dollar.
Nicht mehr ignorieren kann man die Tweets von Herrn Lijian seit er als Sprecher des Aussenministeriums die Amerikaner wegen ihrem Umgang mit Corona attackierte „It might be US army who brought the epidemic to Wuhan. Be transparent! Make public your data! US owe us an explanation!” und auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung mit Australien tweetete “Shocked by murder of Afghan civilians & prisoners by Australian soldiers,” Der Tweet war mit einem Bild versehen, das einen Soldaten zeigt, der ein totes Kind mit einer australischen Flagge zudeckt. Bildlegende: Wir bringen euch Frieden.
Doch bleiben wir beim Geld, dass die Chinesen in der ganzen Welt verteilen.
Eine wirksame Propaganda erzählt immer eine eingängige Story.
Die geht so: Der Ministerpräsident Kambodschas ruft Beijing an und sagt, hört mal, ich brauche etwas Bares für Rares. Da werden – frei nach Lijian – keine dummen Fragen gestellt.
Dumme Fragen wie, wie hält ihr es denn mit den Menschenrechten, der Gleichberechtigung, den Rechten für Minderheiten. Dem Umweltschutz.
Da kommt keine Frau von der Leyen und will Geld geben für „nachhaltige Investitionen in Digitalisierung, Klimaschutz und Energie, Verkehr, Gesundheit, Bildung und Forschung“ und nur zu Rahmenbedingungen, „die gleiche Wettbewerbsbedingungen gewährleisten.“
Von China gibt’s Geld zum moralischen Nulltarif.
Lijian Zhaos Märchenstunde wird fast täglich gesendet.
Man sollte sie nicht verpassen.