Vielleicht liegt es tatsächlich am Alter.
Weil ich manche Dinge einfach nicht mehr so tierisch ernst nehmen kann wie früher. Beispielsweise wenn der politische Weltuntergang proklamiert wird, sollte dieser oder jener Kandidat nicht gewählt werden oder dieses oder jenes Lager nicht tapfer zusammenstehen.
Ich kann das nicht mehr ganz so ernst nehmen, weil ich aus langer Erfahrung weiss, dass noch nie, aber auch noch gar nie ein prophezeiter Weltuntergang tatsächlich eingetroffen ist.
In diesem Sinn hat mir der Kommentar von Markus Somm von letztem Samstag ein Lächeln abgenötigt («Gedanken eines schreibenden Freisinnigen», BaZ 21. 3. 2015). Wegen der tonalen Ernsthaftigkeit. Sie hat mich, Herr Somm möge mir verzeihen, an Enkel Nr. 1, bald vier, erinnert, der sich kürzlich empörte: «Ich ha no gar nie ä Hängematte gha!»
Herr Somm stellte fest, dass die neue Zeit nur mit einem bürgerlichen Schulterschluss und nur mit Christoph Buser als Ständeratskandidat anbrechen kann. Klar steht hinter dieser Ansage nicht nur ein ideologisches Bekenntnis. Vielmehr interpretieren er und die Bürgerlichen des Landkantons die letzten Wahlergebnisse als Resultat ihrer Geschlossenheit. Ergo liegt es auf der Hand, dass man fest davon überzeugt ist, mit den Rezepten von gestern die Wahlen von morgen zu gewinnen.
Nun handelt es sich bei Wahlergebnissen um Zahlen, bei denen man nicht unbedingt auf eine lineare Fortsetzung hoffen kann. Vielmehr sind sie als Momentaufnahme eines chaotischen Systems zu interpretieren, wo geringe Veränderungen zu völlig anderen Ergebnissen als erwartet führen können.
Trotzdem stimme ich Herrn Somm zu: Die Bürgerlichen müssen mit Herrn Buser antreten, weil nur mit ihm der Beweis der neuen These erbracht werden kann: Wenn das bürgerliche Lager es will, stehen links die Räder still.
Überdies will man landauf, landab wissen, ob das Baselbieter Modell tatsächlich Vorbild für andere Kantone sein kann. Mit wem anderen als mit Herrn Buser kann man diesen ultimativen Labortest durchführen?
Der Direktor der Wirtschaftskammer ist unbestritten der mächtigste politische Akteur im Landkanton. Wenn das Stimmpotenzial des bürgerlichen Lagers bei etwas über 50 Prozent liegt, dann wird Herr Buser mit seinem schlagkräftigen Apparat diese locker ausschöpfen. Zumindest darf man das doch erwarten. Ich meine, der Gegner heisst ja nur Claude Janiak, ein SP-Mann, der seine besten politischen Jahre längst hinter sich hat.
Weil also die Bürgerlichen gemäss ihrer These vom Schulterschluss mit überschaubaren Risiko ins Rennen steigen, sollten sie, wie von Thomas Dähler am Montag als Ergänzung des Kommentars von Herrn Somm postuliert («Fair und erfolgversprechend», BaZ, 23. 3. 2015), auf Tutti gehen und Herrn Buser ohne Netz und doppelten Boden antreten lassen. Das heisst mit einer exklusiven Kandidatur für den Ständerat.
Ich bin davon überzeugt, dass Herr Buser dazu bereit ist. Denn er wird wohl kaum mit dem Etikett «Rückversicherungskandidat» in den Ring steigen wollen. Buser ist ein Winnertyp. Er wird sich ins Zeug legen, weil er weiss, was für ihn auf dem Spiel steht. Alles.
Rechts gegen links – im Baselbiet wird im Herbst zur grossen Schlacht angetreten. Hei wird das ein Spass.
Bleibt nur eine Frage: Will Herr Buser tatsächlich Ständerat werden oder einfach nur nach Bern?
Wer soll für den Ständerat kandidieren?
- Balz Stückelberger (72%, 81 Votes)
- Christoph Buser (28%, 31 Votes)
Total Voters: 112
Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 25. März 2015
Henry Berger meint
Schön, dass Sie wieder zurück sind. Balz Stückelberger könnte halt schon viele SP und Janiak-Wähler in „Versuchung“ führen, was bei Herr Buser sicher nicht der Fall ist. Stückelberger würde auch bei einer Kandidatur als NR sicherlich viele Panaschierstimmen holen…
A propos Panaschieren und kummulieren: Als bewusster Stimmbürger fühle ich mich hier von den Parteien mehr und mehr „verarscht“, werde ich doch wie ein Kindergärtner behandelt, der zwischen einem Schoggistängeli und einem Apfel wählen muss. Hallo liebe Politiker: Als Wähler im Kanton BL habe ich für den NR 7 Stimmen und nur etwas einfach gestrickte Naturen werfen unveränderte Listen ein. Konsequenterweise müsste sich insbesondere die SVP für das Abschaffen des Panaschierens einsetzen, wenn sie doch (anscheinend) ihr Heil in einer rein bürgerlich (dominierten) Regierung oder NR sieht. Es scheint, dass beim Stimmvolk noch ein letzter Rest von Konkordanzdenken vorhanden ist, während m.E. vorallem rechtsbürgerliche Kreise das bewährte Schweizer System grundsätzlich in Frage stellen….