Kaum kommt in Basel etwas Wahlkampfstimmung auf, meldet sich Noch-RR Christoph E. als politischer Klimapfleger zu Wort und plädiert statt für hitzige Debatten um Ideen und Positionen à la Markus S. für «Schpürschmi»-Apéros in der «Kunsthalle».
Womit er offenbart, weshalb er sich nicht traute, mit der kämpferischen Anita F. um den Ständeratssitz zu streiten: Er hätte seine Wohlfühlzone rund um ein Basler Speiselokal verlassen müssen.
Die liberale Umarmung von Linken und Grünen durch den zum Elder Statesman mutierenden Christoph E. ging sogar meinem linken Kolumnistenkollegen Roland S. zu weit.
Obwohl auch der auf unbequeme Fakten schampar gereizt reagiert. Es ist halt nun mal so, dass Eva H. nicht spart, sondern den Steuerertrag der Life Sciences grosszügig in alle Richtungen verteilt.
Dazu passt, dass die Partei von Eva H., die noch immer den Kapitalismus überwinden will, die jüngsten Restrukturierungsmassnahmen der Roche als «Vertrauensbruch», «verantwortungslos» und als «nicht erforderlich» bezeichnet.
Die Partei der Lehrer und Sozialarbeiter weiss also besser als CEO Severin S., wie man einen Weltkonzern führt und noch ganz nebenbei hohe Steuererträge für Basel generiert?
Als der Grosse Rat letztes Jahr eine Sparrunde durchsetzte, hat das harmoniebedürftige Regierungskollegium trötzelnd den Gratisverleih von Ski an Kinder finanzschwacher Eltern – Erziehungsdepartement – und die Behindertengleichstellung – Präsidialdepartement – gestrichen. Dass damit der «religiöse Sozialist» (Selbstdeklaration Guy M. ) einen 60-jährigen Fachmann auf die Strasse stellte, wurde als Kollateralschaden abgehakt.
Politisches Handeln wird nicht zuletzt vom Charakter geprägt, gerade wenn man in der Funktion des Stadtpräsidenten den Kanton «nach innen und aussen» zu vertreten hat.
Die Tragik des Guy M. war nicht seine mangelnde Redekunst, sondern dass er vor lauter Selbstverliebtheit schlicht seinen Job nicht gemacht hat. In Bundesbern kennt ihn niemand, auch seine Berner Lobbyistin nicht (O-Ton Guy M.: «unsere Späherin»).
Schon beim ersten Test, als es um die Standesinitiativen der beiden Basel für mehr Grenzschutz ging, ist das Lobbying, mit der grandiosen Absenz der Basler Deputierten, durchgefallen.
Und in Shanghai, Moskau und Madrid, wo er offensichtlich lieber war als in Bern, hat er die Gastgeber mit seiner Stillosigkeit regelmässig brüskiert.
Der vergeigte Auftritt bei der spanischen Königin L. war nicht ein lässlicher Fauxpas, sondern die Verweigerung des amtlichen Auftrags als Präsident und Kulturminister.
Er scheint nie wirklich begriffen zu haben, dass er nicht in eigener Sache auftritt, sondern dass er eine Kunst-, Kultur- und Life-Sciences-Stadt von Weltrang repräsentiert.
Wenn seiner grünen Nachfolgekandidatin und Gitarrenlehrerin Elisabeth A. dazu nichts einfällt, aber ankündigt, sie würde das Präsidialdepartement «straffer führen», fragt man sich bange, ob das Funktionsverständnis für das wichtigste Repräsentationsamt der Nordwestschweiz noch kleiner werden soll.
Ich meine, für 300 000 Franken im Jahr darf man von ihr es bitzeli mehr erwarten, als eine zweite Frau in der Regierung zu sein.
Aber was solls.
Eigentlich bin ich nach all dem bürgerlichen Jux so weit, der Basler Linken einen Erdrutschsieg zu wünschen, inklusive Heidi M. in der Regierung.
Dann können die Bürgerlichen vier Jahre weiterpennen.
Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 7. September 2016
Heiner Schäublin meint
ER wünscht sich in Basel einen «Erdrutschsieg» der «Linken».
Dies zur Strafe dafür, dass SEIN Herzenswunsch im Kanton Baselland in Erfüllung gegangen ist und die «Bürgerlichen» den Stand in den Abgrund reiten können.
Merke: Jedes Ross wird einmal alt. Und damit auch sein Besitzer.
Urbanus meint
Dieser Stil kommt mir bekannt vor.
Seit wann ist Michael Bahnert Ghostwriter bei M.M.?
Carla de Ponte meint
Schön zu wissen, dass Sie sich eine total links-grüne Regierung wünschen. Möge Ihr Wunsch in Erfüllung gehen. 🙂
Paule meint
Die Misere auf den Punkt gebracht.
Eymann ist immer dann besonders mutig, wenn er nichts tun muss für einen Wahlsieg. Was eigentlich schon immer so gewesen ist.