Europa im Spätsommer: Es tut sich Welthistorisches: Die europäische Welt, wie wir sie seit 1990 gekannt haben, ist gerade am zerbröckeln.
Was nicht wenige, auch bei uns, bejubeln.
Andere, wie ich, sind eher besorgt und versuchen zu verstehen, was da eigentlich abgeht.
Wir stehen an einem Wendepunkt und niemand weiss, wie es nach diesem Sommer weitergehen wird. So wie im Sommer 39.
Es sind zwei Dinge, die sich in den letzten Monaten grundsätzlich verändert haben: Zum einen ist es die Richtung, die Europa nach dem 2. Weltkrieg eingeschlagen hat.
Waren die Europäer – nicht nur die Politiker, auch die Menschen – in den letzten 70 Jahren auf das Gemeinsame fokussiert, so ist es nun das Trennende, das betont wird.
Die neue Losung: Jeder für sich ist mehr als die Summe aller zusammen.
Zum Zweiten ist da das erstaunlich Neue, dass der Gegner, der die Europäer vorsätzlich und mit allen Mitteln schwächen will, nicht mehr allein im Osten zu suchen ist.
Was Putin während der Brexit-Abstimmung begonnen hat – „Russian trolls sent thousands of pro-Leave messages on day of Brexit referendum, Twitter data reveals“, bringen die USA mit ihrem Präsidenten zum gelungenen Abschluss: Vereinigte Staaten würden No-Deal-Brexit begeistert unterstützen.
Niemand kann voraussagen, was in den nächsten Monaten geschehen wird.
Im Moment scheint es so, dass ein harter Brexit kaum mehr zu stoppen ist. Weil die Frist, welche die EU den Briten nach dem März-Chaos zur Klärung ihrer Position eingeräumt hat, abläuft.
Auch für last-minute-Manöver des Parlaments.
Statt sich auf eine Position zu einigen, haben O,1 Prozent der britischen Wähler – die Tory-Parteimitglieder – die Zeit genutzt, um einen neuen Premier zu wählen.
Der wird am 31. Oktober das Zerstrittene Königreich ohne Austrittsvertrag aus der EU führen – welch schönes Verb.
Weil alles gesagt ist und es nichts mehr zu verhandeln gibt.
Was wir erleben, ist eine Revolution der politischen Elite, finanziert von ein paar Milliardären.
Inszeniert von einem durchgeknallten Mastermind.
Am 1. November werden die Briten neue 50p-Münze bekommen.
Zumindest etwas, mit dem sie sich was kaufen können.
Peter Braun meint
Na ja, Upperclass- Boris tobt schlimmer als einst Cromwell. Die Zeche zahlen immer die Gleichen. Feudal ! Im Westen nichts Neues.