Weniger dramatisch ging es gestern Abend in der Elisabethenkirche zu und her, als so genannte Chefredaktoren – die eigentlichen Chefs der BaZ und der BZ sitzen bekanntlich in Zürich und in Aarau – und eine tatsächliche (TeleBasel) zu einem Talk versammelt waren.
Vor spärlicher Kulisse.
Was darauf schliessen lässt, dass das breite Publikum sich wenig bis gar nicht mehr für die Medienstadt Basel interessiert.
Mit dabei war auch ein Vertreter des Regionaljournals, wobei bei denen es nun wirklich ziemlich egal ist, wer dort der Chef ist (kaum jemand ausserhalb des Journikuchens kennt ihn).
Und dann noch zwei Journiblogger.
Der eine ist seit zwanzig Jahren im Geschäft und wird so lange weitermachen, hat er gesagt, bis er von der Stange fällt.
Beim anderen stellt sich derzeit einzig die Frage, ob er mit seinem Blog das erste Jahr überleben wird und danach die nächsten drei.
Sorry, man nennt das heute nicht mehr Blog sondern „Online-Portal“, was ja durchaus korrekt ist.
Denn ein „Onlineportal“ ist ja nichts anderes als ein anderer Begriff für „Website“, „die Präsenz eines privaten oder unternehmerischen Anbieters im weltweiten Netz“ (Wikipedia).
Woraus haarscharf geschlossen werden kann: Auch arlesheimreloaded ist ein Onlineportal.
Was während der Diskussion – der Moderator schien ehrlich interessiert – ziemlich deutlich wurde: die versammelte Führungsmannschaft blickt ziemlich ratlos in die Zukunft. Ausser der Mann von Primenews, weil der selbstverständlich derzeit noch voller Schwung sein muss.
Und der Chefredaktorin von TeleBasel.
Sie liess in dieser Männerrunde immer mal wieder ein erfrischendes „Feu sacré“ für den Journalismus und neue Projekte aufblitzen.
Der designierte BaZ-Chef gab nochmals den Inhalt der Tagi-Pressemitteilung zu seiner Einsetzung zum Besten und der neue Chef der BZ – ich habe nicht verstanden, was der will.
Ah ja, die BaZ konkurrenzieren. Was nur Journis mitbekommen werden und die Abonnenten beider Blätter.
Also Minderheiten.
Die Printler sind halt alle wegen dieses vermaledeiten Online ziemlich am A…..
Als Ausweg aus dem, von dem sie keine Ahnung haben, wohin es führt, wollen sie alle jetzt dort wenigstens Geld verdienen. Irgendwie was mit Bezahlschranken und solchem Zeugs halt.
Was weltweit tatsächlich nur ganz wenige Grosstitel geschafft haben.
Wenn jetzt alle Bezahlschranken hochhziehen wollen, dann stellt sich die Frage, bei wie vielen Portalen „mediale Allesfresser“ etwas bezahlen werden. Bei einem, bei zwei? Und bei wieviel Franken pro Monat ist Schluss – bei 5, bei 10, bei 20 oder ist jemand bereit, gar 50 Franken für Online-News zu bezahlen?
Bei solch ungeklärten Fragen beschimpft man vorerst lieber das Publikum, das gar nichts bezahlen will.
Weshalb soll denn etwas bezahlt werden für News, die weitaus weniger interessieren, nämlich dieses lokale Parteipolitikergekrümel, wenn die von 20Minuten den unterhaltsameren News-Mix gratis bieten?
Die junge Generation hat sich entschieden. Und die Alten sterben weg. (Seit die meisten Leute sich „im engsten Familienkreis“ bestatten lassen, sind auch die Todesanzeigen als Ergeigisse für den Terminkalender keine wichtige Information mehr.)
Das inzwischen bedeutendste journalistische Produkt – Reichweite in der Region von über 30 Prozent – war denn bezeichnenderweise nicht zum Talk in der Elisabethenkirche geladen worden.
Bester Satz beim Bier nach dem Talk: Früher war es klar, du hattest die BaZ und warst informiert. Punkt.
Franz meint
Herrlich.
Alles geht ein – 20 Min bleibt!
Wer zahlt …
… ist alt.
M.M. meint
Auf den Punkt gebracht!
Christoph Meury meint
Als News-Junkie kann man sich natürlich mit global gesammelten Info-Häppchen zumüllen. Aber bitte, was soll der Unsinn! Mir reichen ein paar sorgfältig recherchierte, von echten JournalistInnen zusammengetragene Artikel & Geschichten, um mir nicht nur zur Weltlage, sondern auch zur lokalen Politik ein Bild, respektive eine Meinung zu machen. Das könnten die lokalen Medien durchaus leisten. Das braucht neben guten JournalistInnen, aber auch ein bisschen Gelassenheit und weniger Misanthropie und Zwangspessimismus bei den LeserInnen. Das Showlaufen in der Elisabethenkirche fand ich durchaus erhellend. Dabei waren die vollmundigen KritikerInnen eher in der Minderheit und lediglich als Pausenzeichen wahrnehmbar.
M.M. meint
Jeder dreht halt so sein Ding. Und ist mit dem zufrieden, dass ihn zufrieden macht.
Walter Basler meint
Und Sie haben sich von diesem Anlass tatsächlich neue Erkenntnisse erhofft?
M.M. meint
Ich wollte mal die beiden Chefs live erleben, aus Interesse und damit auch beruflich bedingt.