Allmählich verzieht sich der Pulverdampf. Vom heroischen Schlachtruf „Global Britain“ ist nicht viel übrig geblieben.
Der Austrittsvertrag mit der EU markiert das definitive Ende des British Empire.
Seit dem Karfreitagsabkommen von 1998 , das den Bürgerkrieg (The Troubles) in Nordirland beendete, können die Briten nicht mehr uneingeschränkt und souverän über die Politik ihres Landes bestimmen.
Das zeigte sich bei den Austrittsverhandlungen. Zum einen ist die EU ist Garantiemacht des Abkommens und zum anderen Irland EU-Mitglied.
Die während 300 Jahren unter englischer Knechtschaft gehaltenen Iren müssen auf ihrer Insel keine Kompromisse mit den ehemaligen Grossgrundbesitzern mehr eingehen.
Wollten die Briten einen „Hard Brexit“ und damit künftig unabhängig „global“ agieren, müssten sie sich (auch noch) aus Nordirland zurückziehen.
Und das nicht wie in Hongkong mit Pomp and Circumstances.
Grossbritannien ist seit gestern geopolitisch ein Kleinstaat mit 60 Mio. Einwohnern, halb so vielen wie in Japan.
This deal isn’t a compromise, it’s a capitulation, meinte der umtriebige Tony Blair in einem ersten Kommentar.
Es sieht nicht nur so aus, sondern die Faktenlage spricht für die Einschätzung Blairs.
Die EU mag in Details Kompromisse eingegangen sein, aber im Prinzip bewegt sich der Austrittsvertrag genau entlang den Verhandlungslinien der EU.
Von den grossartigen Ankündigungen der britischen Politiker und den bombastisch inszenierten Reden von Theresa May ist nichts übrig geblieben.
Zero, Nothing, Zilch.
Wer noch immer meint, in Brüssel seien Dummköpfe am Werk, der sollte mal den Vertrag überfliegen. Hier kann man das Dokument herunterladen.
Für die Schweiz bedeutet dieses für viele ernüchternde Verhandlungsergebnis, dass wohl Schluss ist mit Sonderlösungen. Wenn den wirtschaftlich um einiges bedeutenderen Briten der automatische Nachvollzug der künftigen Gesetzgebung und neuer Regeln verordnet wurde, dann gilt das künftig auch für die Schweiz.
Das Rahmenabkommen ist gemessen an den noch verbliebenen anderen Varianten – GB-Austrittsdeal, Norwegen, Canada oder WTO, die wohl beste Lösung für den Kleinstaat Schweiz, mitten in Europa.
Man sollte sich nicht länger selbst belügen: Ab jetzt stehen die Bilateralen zur Disposition. Die EU will keine Sonderlösungen mehr.
PS: Eben hat der Chefunterhändler der Briten, Domnic Raab, seinen Rücktritt bekanntgegeben.