Die Medien plus linke Politiker sind sich einig: «Blocher & Co.» sind mit der Basler Zeitung gescheitert. Ich möchte noch einen draufsetzen: Sie sind grandios gescheitert.
Grandios in dem Sinn, dass wohl mancher Unternehmer gerne auch mal so scheitern möchte.
Als die Hagemanns am 8. Februar 2010 ihr Unternehmen für angeblich 70 Millionen Franken an Tito Tettamanti verkauft haben, war die BaZ ein Gemischtwarenladen mit 14 Tochtergesellschaften, hatte 92 Millionen Franken Bankschulden, und die Pensionskasse war mit 25 Millionen in den Miesen.
Weshalb der NZZ-Verwaltungsrat kurz vor der Vertragsunterzeichnung kalte Füsse bekam.
Es musste sich also jemand finden, der den Willen und die Chuzpe mitbrachte, den maroden Laden zu sanieren.
Als Tettamanti das Konglomerat an Christoph Blocher weiterreichte, kam mit Rolf Bollmann der Mann an Bord, der in der Branche als einer der Besten gilt.
Bollmann brauchte keine drei Jahre, um aufzuräumen.
Heute besteht das Unternehmen nur noch aus einem Verlag, der eine Zeitung herausgibt, die schwarze Zahlen schreibt. Und jetzt für 60 Millionen an den Tages-Anzeiger verkauft wurde. Mit all den übrig gebliebenen Verbindlichkeiten, plus fünf wirtschaftlich interessante Wochenblätter als Dreingabe.
Welch ein grandioses Geschäft!
Nun meinen natürlich die Journalisten, die sich über das vermeintliche Scheitern freuen, nicht die wirtschaftliche Seite. Sie meinen, dass Blocher und Somm in Basel mit «ihrem Rechtskurs» politisch gescheitert sind. Was man damit belegt, dass a) in Basel noch immer eine grün-linke Mehrheit am Ruder ist und dass b) die BaZ in den «Somm-Jahren» wegen des neuen Kurses massiv Leser verloren hat.
Wenn wir uns auf die ziemlich absurde politische Argumentation einlassen, dann kann man feststellen: Die BaZ war mit ihrem Kurs im Landkanton, dort, wo sie die meisten Abonnenten hat, ziemlich erfolgreich.
Seit vier Jahren hat dort eine klare bürgerliche Mehrheit das Sagen.
Was nun die verlorenen Leser anbelangt, so müsste man erwarten, dass diese in Scharen zur bz Basel und zur TagesWoche geflüchtet sind.
Tatsache ist jedoch, dass die von einer Basler Milliardärin finanzierte TagesWoche nur mit Auflagemanipulationen kurzzeitig Erfolg simulieren konnte. Trotz des in Basel scheinbar beliebten Anti-BaZ-Linkskurses.
Heutiger Wert des Titels: null, zero, zilch.
Nicht viel besser ist es um die von AZ-Verleger Wanner mit vielen Millionen und noch mehr Hoffnung gepushte bz Basel bestellt. Ende 2017 betrug die verkaufte Auflage gerade mal 23 015 Exemplare, hundert weniger als ein Jahr zuvor. Was der Auflage der 80er-Jahre entspricht.
Auf den Punkt gebracht: Wanner hat in Basel Millionen für nichts verbrannt. Die wirtschaftliche Lage der AZ-Gruppe ist derart ernst, dass sie sich mit der NZZ zusammentun muss.
Wo also sind sie hin, die vielen Tausend Abonnenten, welche die BaZ in den letzten Jahren verloren hat?
Ich habe drei Erklärungen: Der Trend – alle Tageszeitungen verlieren dramatisch an Abonnenten, weil es die wichtigsten News gratis online gibt. Die Demografie – die Abonnenten sterben schlicht und einfach weg.
Und schliesslich: Weil die BaZ keine Login-Sperre hat, nutzen unzählige Protestaussteiger die Login-Daten von Organisationen, Firmen, Familienmitgliedern und Freunden und lesen gratis mit.
Ich selbst verfüge über drei BaZ-Logins. Nur für eines bezahle ich den Abopreis.
Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 25. April 2018
Matthias meint
Lieber Manfred, da ist jetzt leider etwas zu viel falsch. Der von Dir genannte Kaufpreis 2010 müsste inklusive Schuldübernahme gerechnet werden, also 170 Mio. Und laut Medienberichten verstehen sich die 60 Mio. des jetzigen Verkaufs inklusive die Verlagsrechte der Anzeiger und inklusive gewisse Druckaufträge. Differenz wäre also 110 Mio, wenn die genannten Beträge stimmen würden.
Gruss.
Stark Roland meint
Eine kleine Korrektur ist doch nötig: Im Kanton Baselland haben die Bürgerlichen tatsächlich eine klare Mehrheit; allerdings nicht erst seit dem Kauf der BaZ durch Christoph Blocher, sondern seit 1833. Oder wirkt der Geist vom Herrliberg auch rückwirkend?