Das Bild hat mit dem Text unten rein gar nichts zu tun, dient einzig meiner Einstimmung auf den kommenden Frühling.
Also mal ganz ehrlich: Binningen interessiert mich überhaupt nicht.
Sie hatte jedoch kurz von ihrem iPad aufgeblickt – iPads haben den Vorteil, dass man sich kein Papier mehr teilen muss -, sie blickte also zu mir rüber und sagte: „Hast du das über Binningen gelesen, dort hat der Gemeinderat Visionen.“
Bei uns in Arlese hatte der Gemeinderat auch mal eine Wischn. Daraus ist nicht viel geworden. Ausser, dass die Diskussion darüber eine rege Bloggerei im Dorf ausgelöst hat, die bis heute anhält.
Doch zurück zu den Wischn der Binninger Gemeinderäte.
Die haben, schreibt das Lokalblatt, nebst zu Anderem auch eine Wischn zur Kommunikation.
Solche sind immer besonders lustig.
Die Sache ist nämlich die, dass es in der Nordwestschweiz keine einzige Gemeinde gibt, ja nicht mal einen Kanton, der nur annähernd auf der Höhe der heutigen Möglichkeiten liegt.
Die Abneigung, mit den BürgerInnen tatsächlich kommunizieren zu wollen, wird auch gar nicht verheimlicht. In dem seit Jahren sowohl in Unternehmensleitbildern als auch in Visionen von politischen Gremien immer die selben Sätze abgeschrieben werden.
Diese da:
Der Gemeinderat will mit seiner Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit Vertrauen schaffen und nimmt seine Dialogpartner ernst.
Der Gemeinderat will mit seiner Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation Vertrauen bilden. Er strebt daher eine offene Informationspolitik an, die darauf ausgerichtet ist, den Einwohnerrat, die politischen Parteien und die Bevölkerung frühzeitig in entscheidende Entwicklungen und Projekte einzubeziehen. Über Ereignisse und Entscheide kommuniziert der Gemeinderat aktiv, sachlich und möglichst zeitnah.
Delete „Gemeinderat“, paste „Grosspeter Garage“, zum Beispiel, weil die Autos von Opel verkaufen.
Die Schlüsselwörter in diesen paar Sätzen sind „strebt“, „frühzeitig“, „möglichst“. Damit wird Herrschaftswissen signalisiert: Na klar doch, wir können nicht alles immer öffentlich machen.Und wann wir das tun, bestimmen wir noch immer selbst. Aber: wir nehmen euch schon ernst, wenn uns vor Wahlen danach ist.
Dazu passt, dass der Gemeinderat das vom Volk gewählte Gemeindeparlament auf die selbe Kommunikationsstufe stellt, wie „die politischen Parteien und die Bevölkerung“. Alle drei sollen „frühzeitig“ einbezogen werden.
Was sagt also der Gemeinderat von Binningen im Klartext?
Dass sich an der bisherigen Praxis nichts ändern wird. Wäre dem nicht so, dann hätte man das für solche Gremien noch immer als Schreckenswort geltende „Transparenz“ gebraucht.
„Zeitnah“ ohne „möglichst“ also „transparent“ bedeutete beispielsweise, dass die Protokolle des Gemeinderates und aller anderen Gremien spätestens einen Tag nach deren Sitzungen auf der Website publiziert werden.
Mit einer Kommentarfunktion.
Aber da müsste der Gemeinderat wohl tatsächlich in Sachen Kommunikation umdenken. Und als erstes eine völlig neue Website einrichten, eine Kommunikationsplattform, welche den heutigen Einwegkanal ersetzt.
Doch wie gesagt, eigentlich interessiert mich Binningen überhaupt nicht.
PS für Kenner: Das ist die URL der Homepage: http://www.binningen.ch/xml_1/internet/de/intro.cfm und das ist eine der Unterseiten: http://www.binningen.ch/xml_1/internet/de/application/d43/d47/f1424.cfm. Hei haben da die Suchmaschinen ihre helle Freude daran.
Gerbi meint
Dieser Beitrag ist genial, er trifft nicht nur auf Binningen zu, die Zeit wird kommen und Gemeinderatssitzungsprotokolle werden wie im Beitrag geschrieben mit Kommentarfunktion im Web sein. Aber Achtung: Transparenz bedeutet Machtverlust. Im Kanton SO sind Gemeinderatssitzungen bereits öffentlich, in einigen Jahrzehnten wird BL auch nachziehen. Heute verschanzt man sich hinter dem Amtsgeheimnis, selbst erfundenen Anstands-Schweigeregeln und dergleichen Schutzinstitutionen – ich meine den Schutz vor den neugierigen Blicken der Steuerzahler oder noch schlimmer – vor mitsprachehungrigen Bürgern.
Gotte meint
wo doch die beste wischn immer noch die fuschn ist!
merlinx meint
… und wem dies weh tun sollte, für den gibt’s ne coole louschn, aber ka scheene floaschn …