Wer möchte schon nicht die Umwelt retten und die Klimaerwärmung stoppen. Also kauft man Bio-Gemüse und Tesla-Autos. Kostet zwar es bitzeli mehr als das Klimakillerzeugs, das sonst noch im Angebot ist.
Aber bitte – wenn es um die Rettung des Planeten geht, muss man Opfer bringen.
Sagt auch die Baselbieter Regierung über ihre Energiesteuer. So ist denn die Rettung von Mutter Erde ein Multi-Milliardengeschäft, von dem sich jeder ein Stück abschneiden will. Auch die Baselbieter Wirtschaftskammer.
Sollten die Baselbieter am 27. November die kantonale Energiesteuer gutheissen, erwartet sie das ganz grosse Geschäft.
Wenn ich «Wirtschaftskammer» schreibe, dann ist das nicht ganz korrekt.
Sie lässt eine ihrer zahlreichen Aktiengesellschaften arbeiten, die IWF AG, eine Polit-PR-Agentur. Delegierter des Verwaltungsrates und Geschäftsführer ist Christoph Buser, Direktor der Wirtschaftskammer.
Diese PR-Agentur bearbeitet für den Kanton die Subventionsgesuche der Hausbesitzer, weil bei einer «Routinetätigkeit ein externer Auftrag von Vorteil ist», so die Regierung in einer Medienmitteilung. Fast 1,6 Millionen Franken hat er in den letzten drei Jahren dafür bezahlt.
Doch das ist ein Klacks.
Denn mit der Energiesteuer ändert sich Entscheidendes. Galt bis anhin, dass Busers PR-Agentur von einer überschaubaren Anzahl von Hausbesitzern freiwillig eingereichte Subventionsgesuche bearbeitet hat, so wird sie künftig den Papierkram für die Energiesteuer administrieren.
Und die müssen alle Hausbesitzer des Kantons zahlen.
Dank dem zwangserhobenen Datenmaterial wird die von Herrn Buser geführte PR-Agentur über Nacht zu einer ganz grossen Nummer im Datennutzungsgeschäft.
Die Energiedaten sind der Jackpot.
Nicht von ungefähr hat Google unlängst für 3,2 Milliarden Dollar eine Thermostatfirma gekauft – und damit die Energieverbrauchsdaten von Millionen Haushalten.
Denn schon nach der ersten Erhebung – alle Hausbesitzer werden gezwungen, eine Selbstdeklaration über den Energieverbrauch ihrer Liegenschaften einzureichen – verfügt die Tochtergesellschaft der Wirtschaftskammer über eine exklusive Datensammlung über den gesamten Immobilienbestand im Landkanton.
Wie jeder weiss, ist das Kerngeschäft der Wirtschaftskammer der Handel mit Adressdaten. Die Auswertung der Energiedaten ist das neue Geschäft, das mit der Annahme der Energiesteuer lockt.
Denn bei den Energieverbrauchsdaten handelt es sich nicht um ein paar harmlose Zahlen mit zugehöriger Adresse.
Aus ihnen kann nicht nur die aktuelle Qualität der Bausubstanz herausgelesen werden, sondern beispielsweise auch Lebensgewohnheiten der Bewohner. Und vieles anderes mehr.
Mit den Energieverbrauchsdaten und entsprechenden Algorithmen kann die IWF AG ganz spezifische Fragen von Banken für die Kredit- und Hypothekenvergabe, von Immobilienmaklern für die Bewertung von Liegenschaften und – klar – auch von Handwerksbetrieben für die Erneuerung von Fenstern beantworten. Von personalisierter Werbung über massgeschneiderte Angebote ist also alles möglich.
Die Kantonalbank finanziert schon mal den Abstimmungskampf mit.
Kurz – die entscheidende Frage für Hausbesitzer und Mieter am 27. November ist nicht: Wollen Sie die Umwelt retten?
Sondern: Wollen Sie gezwungen werden, derart heikle Daten, wie ihren individuellen Energieverbrauch, an eine PR- und Eventagentur der Wirtschaftskammer einreichen zu müssen?
Redbüll meint
@MM: gratuliere zu diesem Post.
Diese üble Kungelei darf man keinesfalls unterstützen – also ein Nein am 27.11. einlegen.
Unbegreiflich dass die Intelligenzbestien der FDP das nicht sehen und die Blindgänger-Sozis machen mit. Die SVP ist zu komplimentieren, sie lehnt den Quatsch ab.
Und der Obergrüne Kirchmaiet schnallts wieder mal überhaupt nicht.
Bringold Margareta meint
Die Energieabgabe wird direkt bei den Endverbraucherinnen und Endverbrauchern und bei Mietverhältnissen bei der Liegenschaftseigentümerschaft erhoben. Folglich wird jeder Hüslibesitzer neben der Steuererklärung noch eine Energiesteuererklärung abgeben müssen, in der der Verbrauch an nicht erneuerbare Energie deklariert werden muss und zwar in Form einer Selbstdeklaration. Da wird eine Riesenbürokratie aufgebaut, die schwer zu kontrollieren ist (oder wird die Selbstdeklaration dann unbesehen in Rechnung gestellt?) Dieses ineffiziente Verwaltungsmonster gehört abgelehnt. Der Kosten-Nutzen-Effekt ist unterirdisch schlecht. Nützen wird die Energieabgabe nur der Wirtschaftskammer, die ja behauptet, nur sie habe das nötige Fachwissen. Und was mit den Daten passiert, die bei der Wirtschaftskammer gesammelt werden, wissen wir. Wir werden ja vor den Wahlen ständig mit persönlichen Mailings bombardiert, die uns die bürgerlichen Regierungskandidaten schmackhaft machen wollen.