Der Mann ist ja PR-Berater bei Farner. Dort arbeiten ausgewiesene Fachleute. Die verstehen also ihr Geschäft, insbesondere was die Public Relations für Politiker und Parteien anbelangt. Mit anderen Worten: Herr Dürr hat sich etwas dabei überlegt, als er entschied, alles auf eine Karte, respektive auf einen Bierdeckel zu setzen.
Seine Überlegung war wohl, zu seiner etwas verspannten Art einen Kontrapunkt zu setzen. Gesetzt der Fall, er hätte einen PR-Berater, der ihm diese Feierabendbierkampagne ausgeheckt hätte – er müsste ihn heute, nach dieser Schlagzeile in der Nordwestschweiz, vulgo az basel, feuern.
Nichts von locker, flocker Feierabend. Ab heute ist Herr Dürr der Bier-Baschi.
Und wie ein Bier-Baschi aussieht, malt dieses äusserst gelungene Bild: man trägt einen mausgrauen Anzug, eine dunkelgraue Krawatte, eine randlose Brille und raucht etwas gespreizt eine Filterzigarette. Fertig ist das Bild: farblos, bieder, spiessig, ein Exsgüsiraucher.
Dabei ist der Mann 35, ich meine: ERST 35. Und kommt daher wie einer, der schon in jungen Jahren nichts anderes sein wollte als älter. Und bedeutend. Stände da anstelle des Bierglases ein Glas Rotwein – das Bild des Frührentners wäre komplett.
Überhaupt dieses fast leergesoffene Bierglas.
Als PR-Mensch sollte Herr Dürr wissen, dass ein Politiker oder ein Mann der Wirtschaft oder sonst jemand sich für ein Portraitbild nie mit einem fast geleerten Bierglas fotografieren lassen darf. Fürs Bild muss das Glas immer frisch gefüllt sein. Sieht erstens besser aus und zweitens denkt sonst der Betrachter, was Herr Dürr freimütig zugibt: „Muss schauen, dass es im Wahlkampf nicht zu viel wird.“
Herr Dürr raucht.
Das kann er tun, kein Problem. Was optisch stört ist diese, wie soll ich mich ausdrücken, weibliche Geste, dieser aufgestützte, leicht nach hinten lehnende Arm, die offene Hand (dank Gegenlicht sichtbar männlich behaart), die frisch angezündete Zigarette. Einfach schnusig.
Das ist in der Tat kein locker-lässiger Zigarettenraucher oder gar einer, mit Sexapeal. Wie Humphrey Bogart, einer der Stilikonen der echten Zigarettenraucher dieser Welt. Man mag es bedauern, mit der Ächtung der Raucher ist halt auch der coole Raucher aus der Bildwelt der Illustrierten und des Fernsehens verschwunden.
Raucher haben heute einfach keine Haltung, keine Gesten mehr, weshalb sie auch so an den Rand geschubst aussehen.
Nachdem wir den Anzug schon als ziemlich übel bezeichnet haben – der sitzt zwar, aber die Farbe, mein Gott, der Mann ist erst 35 und kommt daher in einem Anzug wie von seinem Grossvater -, kurz: schwenken wir vom Anzug gleich zur Krawatte.
Im Tagesgeschäft tragen nur noch – im Wortsinn – Bankbeamte Krawatte. Und Versicherungsvertreter. Die dynamische Elite trägt, ausser zu wirklich offiziellen Anlässen, keine mehr. Nun muss aber Herr Dürr zu diesem mausgrauen Anzug eine Kontrast setzende Krawatte tragen. Denn ohne diese bliebe halt nur noch dieses Mausgrau.
Kommen wir also zurück, weshalb Herr Dürr seinen PR-Berater nach diesem Artikel feuern müsste. Denn der hätte ihm sagen müssen, dass man zu einem Feierabendbier einfach lockerer daherkommen muss. Weil, ich bitte Sie, wer will sich nach der Arbeit schon mit einem Versicherungsvertreter unterhalten?
Mit einem zumal, der mit seiner ganzen Haltung und seinem Outfit signalisiert: Ich weiss im Fall alles ein bisschen besser als Du.
PS: Randlose Brillen sind megaout.
Liberopoulos meint
Die 47% kommen glaub ich woanders her. Aber 53% sollte ja im Majorzverfahren für eine Wahl auch reichen.
Obwohl mir der Baschi auch nicht sympathisch ist, aber immerhin ist er bereit die PR-Karriere für ein Exekutiv-Amt zu opfern.
Heutzutage gar nicht mehr selbstverständlich.
Franz meint
47% militante Nichtraucher werden ihm die Stimme verweigern.
Aber wahrscheinlich hat Dürr schon immer gewusst, dass diese Wähler für ihn verloren sind.