Präsident Biden hat gestern das Ende des Afghanistankrieges erklärt. Ich habe seine Rede als angemessen empfunden.
Wenn doch die Frage lautet: Was kann man angesichts der aktuellen Lage überhaupt sagen, ausser: Wir haben den Sinn des Ganzen verloren?
Oder als Bild: Ist es die Aufgabe „des Westens“, jungen afghanischen Frauen das Fussballspiel zu ermöglichen?
Die Feststellung Bidens, mit dem Rückzug aus Afghanistan verabschiede man sich von der (romantischen) Idee des „Nation building“, ist insofern realitätsbezogen, als man nicht ändern kann, was selbst in zwanzig Jahren nicht zu ändern war.
Was jedoch gleichzeitig heisst, wenn „die anderen“ so sein können, wie sie meinen, es sei für sie richtig, dann ist das die Gelegenheit, uns ebenfalls mal wieder auf unsere Werte zurückzubesinnen.
Auch auf unsere eigenen Probleme.
Ohne uns dauernd zu rechtfertigen und zu hinterfragen – seien wir einfach mal wieder so, wie es unserer Art entspricht.
In europäischer Vielfalt.
Unsere Werte sind nicht einfach mal so vom Himmel gefallen, sondern sind in den letzten zweitausend Jahren unter vielen Opfern bitter erkämpft worden.
Deshalb erfüllt es mich mit Dankbarkeit und auch mit Stolz, ein Europäer zu sein, stolz auf dieses Europa mit seiner über zweitausendjährigen Geschichte.
Marc Schinzel meint
Gut gemeint. Aber der Rückzug ins Gärtchen der “eigenen Werte“ ist eine Biedermeier-Illusion in einer Welt, die so vernetzt und interdependent ist wie nie zuvor. Und unsere “europäischen Werte“ sind halt auch oft auch nur ein “dünner Firnis der Zivilisation“, wie es Gerhard Pfister mit Blick auf das Attentat von Zug vor 20 Jahren ausdrückt. Es wurden und werden auch heute noch in Europa ziemlich andere Werte propagiert als die, die uns hier vertraut sind. Russland, Belarus, die Türkei sind nicht weit. Und Afghanistan ist vielleicht auch näher, als wir denken. 1939 hiess es in Frankreich: Mourir pour Dantzig? Im Mai 1940 hatte sich die Frage von selbst erledigt. Werte sind nur so viel wert wie die Bereitschaft, sie zu verteidigen, auch wenn es unbequem wird. Eine Erkenntnis aus dem Ringen um europäische Werte, die leider immer wieder verdrängt wird, ist eben auch, dass so was wie “splendid isolation“ nicht funktioniert.
U. Haller meint
Wenn ich daran denke, was MM’s Vorfahren widerfahren ist und was auch meine Gross- und Urgrosseltern erleben mussten, können wir Babyboomer nur dankbar sein, in einer doch recht sorglosen Periode, die in der 2000-jährigen Geschichte Europas ihresgleichen sucht, gelebt zu haben. Das „Gärtchen der eigenen Werte“ zu pflegen ist doch weder eine Untat noch eine Illusion, lieber Herr Schinzel. Das lasse ich mir auf jeden Fall nicht nehmen. Und da gehört für mich auch eine gewisse Prise „Splendid Isolation“ dazu.
Betty Bossi meint
Fazit von der (linken) Frau Gotte: (wie immer)
die armen Andern sind gut
wir sind S – C – H – L – E – C – H – T !!!!!!!!
gotte meint
nein.
gotte meint
unsere werte: hier ehe für alle, dort absaufen im mittelmeerr? hier überbrückungsrente für alle, dort erdbeeren pflücken für 2 franken pro tag? hier schutzausrüstung und stahlkappenschuhe, dort abwracken in flipflops? hier me too, dort kinderpornoindustrie? wäre es doch so einfach.
M.M. meint
Eben.
Rampass meint
„Dort“ wird in Flipflops nicht nur simpel abgewrackt, sondern refurbished: https://www.youtube.com/watch?v=afwO_MZjRjA
Hut ab,so geht nachhaltig.