Die Basler Zeitung hat die kürzlich ins Regierungsamt gewählte Stephanie Eymann derart im Schongang behandelt, dass der Name der LDP-Frau kaum je in einem Artikel aufgetaucht ist.
Besorgte fragten sich, ob die Frau ihr Amt tatsächlich angetreten hat.
Doch die bisherige Bisshemmung war Programm. In der Redaktion galt die Devise: Nichts fragen, nur berichten.
Mann wollte nicht schon gleich zu Beginn ihrer Regierungszeit Frau zum Baschi machen.
Selbst als nach der Frauendemo (durch die Polizei eingekesselt) dreissig Polizisten, etliche mit Gummischrotgewehren bewaffnet, sechs Mädchen kontrollierten und eine 14-Jährige in Handschellen abführte, blieb es ruhig im Blätterwald.
Man stelle sich die mediale Empörung vor, wäre das unter Baschi Dürr passiert.
Aber mit Frau Eymann in der politischen Verantwortung – kein Ton.
Lediglich in der bz fragte eine Journalistin schüchtern „Ist das Eymanns Handschrift?“.
Ach wie putzig.
Doch seit gestern ist fertig Schonfrist. So scheint es wenigstens.
Anlass ist die Fete der FCB-Fans vor dem Stadion, die als Demo gegen Herrn Burgener bewilligt worden war.
Was ein ziemlich kurioser Bewilligungsgrund ist, mitten in der Lockdown-Pandemie.
Zur Überraschung der Basler Regierung (!!) wurde daraus ein Volksfest mit, gemäss Berichten, mehreren tausend Teilnehmern.
Nachdem die BaZ schon seit Wochen gegen Burgener anschreibt, ist man über die Folgen wohl auch am Aeschenplatz erschrocken.
Also bläst Chefredaktor Rohr zum Ablenkungsmanöver.
Mit der unverholenen Drohung, aus Eymann einen Baschi zu machen:
Die neue Justizdirektorin Stephanie Eymann sollte schleunigst ihre Strategie überdenken. Sonst verspielt sie ihren Goodwill noch schneller als einst Baschi Dürr.
Seit heute früh laufen zwischen dem Sicherheitsdepartement und der BaZ-Redaktion die Drähte heiss.
Kern der aufgeregten Diskussionen sind die Konditionen für ein Exklusivinterview diese Woche in der BaZ, in dem Frau Eymann ihre Position zu den Ereignissen der letzten Tage erklären darf.
Herr Rohr wird dann erneut einen Kommentar schreiben und uns mitteilen: Alles halb so schlimm.
PS: Die zwischen 2500 und 5000 Festenden (BaZ-Bericht) sind mal wieder ein Corona-Testfall. Sollte der Anlass ohne Masken in den nächsten zwei Wochen keine Spuren in der Statistik hinterlassen, dann muss Herr Engelberger ein paar unbequeme Fragen zu seinen Massnahmen bantworten.
gotte meint
bin jetzt grad etwas erschüttert: kommentar über ereignis vom samstag abend, seit sonntag abend online, ist heute in gedruckter zeitung – das papier dient TA-media wohl nur noch dazu, an die töpfe der papiersubventionierung aka medienförderung zu kommen.
Henry Berger meint
…ist das nicht immer so – dass die gedruckte Zeitung nur noch ein – im wahrsten Sinne des Wortes – Abklatsch der bereits im Netz publizierten Artikel ist? Oder umgekehrt: Es gibt m.E. keine „Exklusiv-Artikel“ (mehr), welche nur für Käufer oder Abonnenten der GEDRUCKTEN Zeitung zugänglich sind, wohl aber „Netz-Artikel“, welche nur für Abonnenten zugänglich sind. Frage mich sowieso, ob die „Rechnung“ im Journalismus noch aufgeht. Ich bin absolut nicht der Ansicht, dass Journalismus gratis sein muss. Aber die Kosten für einzelne Abos von x-Zeitungen summieren sich halt schon. Wieso kann man nicht – wie bei Swisscom-TV oder anderen Anbietern – für ein Portal bezahlen und kann sich dann dort eine eigene Auswahl von Zeitungen für einen vernünftigen Preis zusammenstellen. Jeweils einzelne Abos für BAZ, BZ, NZZ, Blick etc. etc., anzubieten, das wird m.E. nicht funktionieren und ist für die breite Masse schlichtweg zu teuer. Vielleicht kann der mehr in den Medien bewanderte Herr Messmer hierzu etwas ausführen….
Rampass meint
Zu einem „Volksfest“ gehören Bratwurststände und Bierschwemmen. Hat der Rampass was verpasst?
Jede Demo wird zum Corona-Testfall. Dummerweise herrscht in den Wochen danach immer dröhnendes Schweigen was den angekündeten Anstieg aller möglichen Zahlen betrifft. Was die angeblichen „Hotspots“ betrifft, herrscht dringenster Recherchebedarf. Ein Fall für Rohr & Co.
Henry Berger meint
Ja, Sie haben etwas verpasst. Eine normale Demo bewegt sich in der Regel durch die Strassen, die Personen schauen/gehen in die gleiche Richtung, was bereits ein tieferes Ansteckungsrisiko darstellt. Nach der Demo löst sich der Zug dann in der Regel auf…
Am Samstag stand man in grösseren und kleineren Gruppen zusammen und es wurde wacker dem Alkohol zugesprochen, was in der Regel durch unvorsichtiges Verhalten das Ansteckungsrisiko erhöht. Die ganze Sache hat mehr den Charakter eines feucht-fröhlichen Festes als einer Demo
Michael Przewrocki meint
Der genialste Zusammenfassung im letzten Satz den ich seit Langem in einem Bericht geniessen durfte. Die Euphorie hat wohl im Druckfehlerlein ein Spürlein hinterlassen.
Baresi meint
… dann muss Herr Engelberger ein paar unbequeme Fragen zu seinen Massnahmen beantworten. …
Und wer wird die Fragen mit Nachdruck stellen, die oben erwähnten Medien?
M.M. meint
Da werden sich schon ein paar Leute finden. 🙂
Marcus Denoth meint
Naja solche Dinge des Regionalteils des Tagesanzeigers….wen kümmert’s? Immer weniger. Je mehr „Tagi“ die BaZ wird, umso weniger Leser, umso weniger Relevanz. Das letzte Aufbäumen eines sterbenden Blattes / Regionalteils.