Die Basler Zeitung habe nur noch 40’000 Abonnenten in der Region, hat Peter Wanner, der Besitzer der AZ-Zeitungen, anfangs April einem seiner Journis in den Notizblock diktiert.
Die Reaktion von BaZ-CEO Rolf Bollmann kam umgehend: „Das sind kreditschädigende Aussagen.“ Die Zahlen seien nicht nur falsch, seine Aussage sei „ein absoluter Skandal“.
Er verwechselt offenbar sein eigenes Wunschdenken mit einer «verlässlichen Quelle». Es ist unglaublich, dass ein Verleger in seiner eigenen Zeitung solche Falschaussagen macht.
Bollman schickte „Konzernanwalt“ Martin Wagner los – Sie wissen schon, das ist dieser ehemalige FDP-Nationalratskandidat und einstiges BaZ-Mitbesitzerleinleinleinlein, der nach seiner Entmachtung die Ernennung von Herrn Somm als „dreist“ bezeichnete, die BaZ entferne sich damit von ihren Lesern – dieser Herr Wagner also reichte eine Anzeige bei der Wettbewerbskommission ein und intervenierte bei der Wemf, welche die Auflagenzahlen der Schweizer Zeitungen beglaubigt. Dort sitzt Herr Wanner im Verwaltungsrat.
Doch Herr Wanner bleibt bei seiner Aussage, wie er in einer E-Mail an verschiedene Empfänger darlegt:
Zieht man das alles in Betracht, komme ich zur Erkenntnis, dass ich meine Aussagen nicht revidieren muss. Im Gegenteil: Ich konnte sie durch zusätzliche Beweise, die mir aus Basel zugespielt wurden, erhärten.
Denn:
Ich habe in der causa Auflage Basler Zeitung recherchiert und versucht, meine Zahlen, die ich von unserem Verlag erhalten habe, durch andere Basler Quellen zu verifizieren.
Uns liegt diese E-Mail mit der Beweisführung des Aargauer Verlegers vor. Und so sieht das Ergebnis seiner Recherchen aus:
Die BaZ spricht von einer gesamten Druckauflage von „rund“ 65 000 Exemplaren. An einzelnen Tagen, z. B. Montag oder Dienstag, dürfte sie tiefer sein. Davon müsste man noch die Fern- und die Postauflage für die übrige Schweiz abziehen: sie macht nach meinen Recherchen etwa rund 15 000-17 000 Exemplare aus.
So ist die Aussage, dass die Druckauflage der BaZ für die Region Basel unter 50 000 gefallen sei, wahrscheinlich nicht falsch. Sie ist ganz bestimmt dann nicht falsch, wenn man die rund 5000 Ex., die die BaZ im Fricktal verteilt, noch abzieht. Denn beim direkten Vergleich bz-BaZ zählen einzig die Kantone Basel-Stadt und Baselland. Zieht man das Fricktal hinzu, müsste man die 6500 ex., welche die AZ im Fricktal verteilt, der bz hinzurechnen, womit die abonnierte Auflage der bz über die 30 000er Grenze steigt.
Die Druckauflage, schreibt Herr Wanner weiter, sei eigentlich nicht relevant, „denn man kann sie beliebig mit gratis verteilten Exemplaren erhöhen.“
Entscheidend ist die abonnierte Auflage in der Region Basel und zwar jene Auflage, deren Abos zu mindestens 50% bezahlt sind. Diese harte Währung ist massgebend für den Konkurrenz-Vergleich. Man kann das natürlich verwässern und die übrige verkaufte Auflage hinzuzählen: diese kann man beliebig rabattieren und so die „verbreitete Auflage“ erhöhen, bei der auch die Gratisauflage mit einbezogen wird.
Bei seiner Aussage habe er ganz bewusst von der „abonnierten Auflage in der Region“ gesprochen und damit „die harte Währung gemeint“. Und deshalb bleibt Peter Wanner auch bei seinen Zahlen.
Bei meiner Aussage habe ich mich auf die homepage der BaZ gestützt. Dort steht unter Tarife bei Prospektbeilagen Basler Zeitung, Preise und Leistungen 2013, dass für die Normalausgabe im WG 31 Frühzustellung insgesamt am Montag, Dienstag und Mittwoch 45 800 Prospekte benötigt werden. Am Donnerstag, Freitag und Samstag ist die Anzahl Prospekte höher, nur am Samstag über 50 000. Von diesen benötigten Auflagen muss aber ein technischer Zuschuss von mind. 1000-2000 Exemplaren abgezogen werden, die beim Produktionsprozess als Makulatur verloren gehen können.
Weiter kommt hinzu, dass in der „Normalauflage“ fürs WG 31 eine beträchtliche Anzahl Gratis-Exemplare oder stark rabattierte Exemplare dabei sein dürften oder solche Exemplare, deren Bezüger das Abo gekündigt haben, aber trotzdem die Zeitung weiter erhalten. Sodann muss man davon ausgehen, dass infolge weiterer Abbestellungswellen am Jahresende und in den Monaten Januar/Februar die Auflage erneut gesunken ist.
So gesehen sei seine Aussage, wonach die abonnierte Auflage der BaZ in der Region gegen 40`000 Ex. tendiert, „mit Sicherheit nicht falsch.“
Wohlverstanden: in dieser Auflage befinden sich auch noch rund 5000 Fricktaler Exemplare, welche die BaZ im Fricktal absetzt.
Nimmt man die Kioskauflage hinzu, so steigt die benötigte Auflage an Prospekten im Schnitt gemäss Verlagsangaben um 3500, interessanterweise am Samstag nur um 600. Laut offizieller Aussage von Rolf Bollmann werden „am Kiosk täglich rund 2000 Exemplare verkauft“. Wenn diese Aussage stimmt, dann wäre der Kiosk-Verkauf sehr hoch angesichts der in Basel stark verbreiteten Gratiszeitung 20 Minuten. Wahrscheinlich müsste man bei der Kioskauflage die Retouren noch abziehen, um zur effektiv verkauften Auflage am Kiosk zu kommen.
Ziehe man das alles in Betracht, komme er zur Erkenntnis, „dass ich meine Aussagen nicht revidieren muss.“
Im Gegenteil: Ich konnte sie durch zusätzliche Beweise, die mir aus Basel zugespielt wurden, erhärten. Mit meiner Mitgliedschaft im Verwaltungsrat Wemf hat dies rein gar nichts zu tun.
Hingegen seien Zweifel am Wahrheitsgehalt der Aussage von Rolf Bollmann angebracht:
Er behauptet nämlich in der BaZ vom 12.4.13: „Und in der Region Basel, dem WG 31, sind es noch mehr als 55 000 zahlende Abonnenten“. Wie das, wenn 10 000 Prospekte weniger angeliefert werden sollen? Da scheint der Wunsch der Vater des Gedankens zu sein.
Damit ist die nächste Runde in diesem Schlagabtausch eingeläutet.
Am nächsten Montag kommte es zur direkten Begegnung zwischen Herrn Wanner und Herrn Bollmann. Die beiden Kontrahenten sitzen gemeinsam auf einem Podium der Uni Basel und diskutieren mit anderen Teilnehmern über die Frage: Die Basler Medienlandschaft: Quo vadis?
(Montag, 29. April 2013, um 18.30 Uhr, mit anschliessendem Apéro, Seminar für Medienwissenschaft der Universität Basel, Holbeinstrasse 12, 4051 Basel)