Na ja, die Bürgerlichen sind jetzt schon ein wenig unter Zugzwang.
Sie müssten sich so langsam darauf einigen, mit wem sie im Herbst in die Regierungsratswahlen steigen wollen.
Doch müssen sie sich auf ein Viererticket einigen?
Müssen sie sich, wie es das Diktat der Wirtschaftsverbände fordert, auf einen SVP-Kandidaten einigen?
Nein, müssen sie nicht.
Die Sache ist doch die, dass die SVP weder mit Herrn Suter noch mit Frau Hablützel in die Basler Regierung einziehen werden.
Warum also sollte irgendjemand Lust verspüren, erneut die selben Diskussionen der letzten Wahlen um die SVP zu führen?
Wo doch die bürgerliche Sache schon so ernst genug ist: Mit der FDP und der CVP müssen gleich zwei flügellahme bürgerliche Parteien um ihren Regierungssitz (und um ihre Parteistärke im Parlament) bangen.
Baschi Dürr ist angeschlagen und muss fast schon sicher in die zweite Runde.
Sollte ihm das erneut passieren, macht er wohl den Facklam.
Der warf in dieser Situation 1992 beleidigt das Handtuch; die LDP zauberte nach einer heftigen Parteileitungssitzung über Mittag Ueli Vischer aus dem Hut.
Die CVP hat mit Herrn Engelberger dasselbe Problem. Zwar wird im allseits attestiert, er habe während der Corona-Krise eine gute Falle gemacht.
Was einerseits richtig ist und was ihm andererseits nicht besonders schwer fiel.
Er war so, wie er immer ist – eine ehrliche Haut, doch hölzern, zögerlich und ohne Charisma.
Fakt ist jedoch, dass er die Spitalfusion grandios in den Sand gesetzt hat, weil es eben damals eine ganz andere Qualität für die politische Überzeugungsarbeit gebraucht hätte.
Er war der falsche Mann mit dem falschen Parteibuch für diesen Job.
Was die Corona-Krise anbelangt, so ist ja inzwischen bekannt, dass sich das Unispital in Sachen Testzentrum in der Predigerkirche gegen Engelberger durchsetzen musste.
Es werden aber auch noch andere Geschichten herumgeboten, zum Beispiel die wegen des Einsatzes des Militärs. Auch da habe sich das Unispital gegen Engelberger durchsetzen müssen.
Mit anderen Worten: Wenn Baschi Dürrs Wiederwahl gefährdet ist, dann ist es auch die von Lukas Engelberger.
Was uns zur LDP führt, einer bürgerlichen Partei ohne Sorgen um die Wiederwahl Cramers, ja überhaupt bar jeglicher Zukunftssorgen.
Nach dem Vorpreschen der glp mit Frau Keller ist die Partei jedoch unter Zugzwang geraten.
Sie muss sich schleunigst entscheiden zwischen SVP und eigener Kandidatur.
Mit Frau Eymann hat sie eine Kandidatin in der Rückhand, welche weitaus bessere Wahlchancen hätte als das Duo der SVP und, ja, auch als Baschi Dürr von der FDP.
Das Problem derzeit ist, dass man sie, von wegen Besitzstandswahrung der anderen Bürgerlichen, in eine Kandidatur fürs Regierungspräsidium drängen will.
Vergesst es: Stephanie Eymann wäre eine gute Polizeidirektorin, aber als Regierungspräsidentin ist sie zu sehr „in dubio prosecco“.
Dann doch lieber leitende Staatsanwältin bei der Basler Kriminalpolizei, ein Amt, das sie durchaus reizen könnte.
Sollte es mit der Politik nichts werden.
Die LDP hat dank Eymann zwei strategische Optionen: Sie schickt Stephanie Eymann in Rennen um, vordergründig, die SP-Dominanz zu brechen.
Doch eigentlich ginge es darum, im liberalen Lager endlich für Klarheit zu sorgen.
Denn eine Eymann-Kandidatur wäre eine Kampfansage an die FDP. Sollte die Eymann tatsächlich gewinnen, würden sich die Die Liberalen nach diesem Schlag nicht mehr erholen.
Einer Übernahme der Rest-FDP durch die LDP wäre dann nur noch eine Frage der Zeit.
Oder die zweite Option: die FDP wartet ab und nominiert Eymann erst, wenn Dürr das Handtuch wirft. Quasi als Retterin in der bürgerlichen Not.
Die LDP ist (alleine) am Zug.
Vielleicht noch ein Wort zu Frau Keller. Ein Leser hat mir eine E-Mail zur Kandidatur Keller geschickt:
Sie ist nicht die neuseeländische Ministerpräsidentin, ich weiss, auch nicht die dänische nicht einmal Viola Amherd.
Aber erstens weiss sie genau, wie beschränkt die Macht des Amtes ist, und dass ihr Ziel – zunächst- fast nur sein kann, der Stadt und Regierung ein besseres Gesicht und verständliche Aussagen zu verschaffen.
Und zweitens hört sie zu.
Und drittens bringt man gegen Links-Grün keine organisierte Bürgerliche durch.
So ist es.
M.S. meint
Wiedermal köstlich, bei ARL reinzuschauen. Gute Kommentare mit Witz (Gotte).
Freue mich auf die Wahlen!
gotte meint
heute im regi das gespräch zwischen ldp-auderset und svp-thüring gehört zu corona. verkehrte parteiwelt: stammtisch-fasnacht-populisten-dampfplauderi vs reflektiert-staatstragendem-vernunfts-politiker. zum abwinken, dieser auderset. planen die beiden einen wechselseitigen parteiwechsel?
M.M. meint
Thüring verblüfft auch mich in letzter Zeit immer mal wieder. Frage mich, weshalb die den nicht ins Regierungsrennen schicken. Wir zwar ebenfalls chancenlos bleiben, könnte jedoch die SVP neu justieren.
Ah ja, da war ja dieser innerparteiliche Knatsch. Aber das ist doch normal bei denen.
Marc Schinzel meint
Das ist nicht neu bei Joël Thüring. Mit dieser offenen, respektvollen Haltung hat er schon das Grossratspräsidium ausgeübt. Auch in den Social Media tritt er gegenüber Andersdenkenden stets fair auf.
Arlesheimreloadedfan meint
„Die Polizei ist bei uns keine Besatzungsmacht“
Nach diesen Worten dürfte Herr Dürr,seinen Sitz behalten.
Joel Thüring gibt sich seit längerem staatsmännisch.
Aber die Basler haben ein gutes Gedächtnis.
Will die GLP einen Sieg,soll sie eine Initiative für einen fünfköpfigen Regierungsrat machen.
Dann ziehen all die bürgerlichen Kleinparteien Bilanz.
Wenn Gruppen,die an einem Küchentisch Platz finden,nicht mehr auf einen Sitz in der Regierung spekulieren,wird in Basel wieder Politik gemacht.
Und die von Herr Mesmer ersehnte Reform kommt in Gang.
Philipp Waibel meint
Bin zur Wette bereit:
Soland, Jans und Sutter sind durch.
Engelberger war in der Krise top und wird am Wahlsonntag ganz vorne landen.
Dürr wird von der Linken durchgewählt, weil sich die Linke keinen besseren Sicherheitsdirektor vorstellen kann.
Cramer wird am 25. Oktober aus dem vierjährigen Sabbatical zurückkehren und knapp wieder reinrutschen.
Ackermann, Keller und der Herr Suter, der im zweiten Wahlgang durch Frau Hablützel ersetzt wird, müssen in den zweiten Wahlkampf, wo sich Ackermann dank der Linken noch einmal durchsetzen kann.
2024 ist die Keller dann in der Regierung und übernimmt das neu formierte DBD (Departement für Bildung und Digitalisierung).
Hinzukommen vier SPler (Geheimtipp: Alexandra Dill als Regierungspräsidentin) und zwei Liberale (Gesundheit und Sicherheit).
Erstens, weil Dürr und Engelberger nach zehn Jahren genug haben.
Und zweitens, weil SP, Liberale und GLP Mitte links und Mitte rechts aufgesogen haben.