M.M. /h.s. Es ist ja gut möglich, dass sich in den letzten Wochen, insbesondere in den letzten Tagen, Unglaubliches abgespielt hat: Völlig unbemerkt von Wahlstrategen, Parteivorderen, Kandidaten und Kandidatinnen, ja selbst von Journalisten (und vor allem von diesem Blog) hat sich im Untergrund, dort wo sich die Wähler tummeln, die grosse Wende abgespielt.
Was bedeutet, dass sich ein Wahlergebnis zusammenbraut, mit dem nun wirklich niemand gerechnet hat.
Weil ein solches Wunder sich nur im Reich der Märchen abspielt, können wir uns auf das möglichst Objektive und den gesunden Menschenverstand stützen.
Und da sieht es beispielsweise für die SP nicht sehr gut aus, sie wird – wenn nicht eben dieses Wunder eintritt – einen Sitz verlieren.
Denn die Volksfront – die grün-sozialistische Wahlfreundschaft – muss 150% der Stimmen der Mitte plus eine machen, um ihren drei Sitze zu in die neue Legislatur hinüberzuretten.
Konkret muss man das so rechnen: Erreicht die Mitte einen 22%gen-Wähleranteil, braucht die Volksfront ein Minimum 33% für ihre drei Sitze. Jedes weitere Prozent der Mitte drückt die Latte für die Links-Grünen nach oben: Mitteergebnis 23%: Volksfrontminimum 34,5%; Mitteergebnis 24%: Volksfrontminimum 36%; Mitteergebnis 25%: Volksfrontminumum 37.5% ; Mitteergebnis 26%: Volksfrontminimum 39%.
Daraus kann man unschwer erkennen, dass die links-grüne Wahlgemeinschaft schon sehr schnell vor einer ziemlich schwierigen Aufgabe steht.
Doch rechnen wir mal konkret durch: Im Kanton Baselland gibt es 181’000 Wahlberechtigte, von dieser Zahl müssen alle, die rechnen, ausgehen.
Die SPS erreicht bei Nationalratswahlen normalerweise 2’800 Listenstimmen oder fast 20’000 Stimmen mehr als bei Landratswahlen; die Grünen normalerweise 3’000 Listenstimmen oder 21’000 Stimmen mehr bei Nationalratswahlen als bei Landratswahlen
2007 war ein starkes Wahljahr, Herr Janiak war das Zugpferd, „Blocher schlagen“ lautete auch im Kanton Baselland die Losung. Diese Stimmung und das Zugpferd schlugen sich in konkreten Zahlen nieder: SPS 7’300 Listenstimmen mehr als bei Landratswahlen, Grüne 4’300 Stimmen mehr als bei der Landratswahl, macht ein einmalige Abweichung nach oben von 5’800 Listenstimmen, was einem halben Sitz entspricht.
Aktuell können wir nun folgende Modellrechnungen anstellen: Die Volksfront kann mit 27‘500 bis 28’500 Listenstimmen rechnen. Bleiben wir bei 28‘500:
- macht die Mitte 22%, dann muss 28’500 mindestens 33% der Wählerstimmen entsprechen, die Wahlbeteiligung liegt dann unter 47.7%;
- macht die Mitte 23%, müssen 28’500 mindestens 34.5% der Wählerstimmen entsprechen, die Wahlbeteiligung liegt dann unter 45.6%;
- macht die Mitte 24%, muss 28500 mindestens 36% der Wählerstimmen entsprechen, die Wahlbeteiligung liegt dann unter 43.7%;
- macht die Mitte 25%, muss 28500 mindestens 37.5% der Wählerstimmen entsprechen, die Wahlbeteiligung liegt dann unter 42.0%;
- macht die Mitte 26%, muss 28500 mindestens 39% der Wählerstimmen entsprechen, die Wahlbeteiligung liegt dann unter 40.3%.
Korrigieren wir den Reber-Effekt mit 1’000 Listenstimmen, dann braucht die Grün-Linke ein sehr niedrige Stimmbeteiligung bei einem gleichzeitigen mageren Mitteergebnis, um ihre drei Sitze retten zu können.
Weder glaubt jemand ernsthaft an eine hohe Wahlbeteiligung, noch rechnet jemand mit einem mageren Mitteergebnis.
Wir können aufgrund des derzeitigen Rücklaufs der Wahlcouverts – (man muss halt ein paar Telefonate machen) – von einer Wahlbeteiligung so um die 42,5 % ausgehen. Im Oberen Baselbiet ist der Rücklauf besser als im unteren Kantons. Das bedeutet, dass die Mitte mit etwa 23% Wähleranteil den 2. Sitz sicher macht.
Weil Maja Graf als gewählt gelten darf und ebenso Frau Leutenegger Oberholzer, wird Bundesbern auf Eric Nussbaumer verzichten müssen. Wir sagen das schon seit Wochen voraus.
PS: Es scheinen auch sehr viele Leute im SP-Lager nicht gerade happy mit Eric Nussbaumer sein. Eine Gewerkschafterin sagte mir dieser Tage, sie habe den Eric gestrichen. Der habe die letzten vier Jahre nichts gebracht und würde auch die nächsten vier nichts bringen.
Henry Berger meint
Sehr geehrter Herr Messmer
Besten Dank für Ihr Feedback auf meine „Kritik“.
By the way: Wieso fusionieren die SP und die Grünen in der Schweiz nicht?
Im Gegensatz zur BRD, wo die Grünen m.E. verschiedene Strömungen „vereinigen“ stehen die schweizerischen Grünen schon eindeutig links (daher ja auch die GLP). Das Umweltanliegen manchmal sogar besser bei der SP besser aufgehoben sind, hat ein Politiker-Ranking kürzlich gezeigt.
Michael Przewrocki meint
Meeh gueti Bilder bitte.
Henry Berger meint
Schade Herr Messmer, dass Sie nun auch so fleissig an der Vergiftung des politischen Klimas in der Schweiz „mitarbeiten“.
Ist es wirklich nötig, die Grüne Partei und die Sozialdemokraten als „Volksfront“ abzukanzeln?
Es ist genau dieser fehlende Respekt vor dem demokratischen „Gegenüber“ der SVP und die absolut mangelnde Abgrenzung der FDP (insbesondere in BL) von solchen „Methoden“, die es mir unmöglich macht, meine SP-Liste mit einen FDP-Vertreter zu „panaschieren“.
Jetzt kommen sicherlich wieder welche, die sagen werden „Die SP geht aber auch nicht zimperlich mit dem Gegner um“ – dies mag im Einzefall sicherlich so sein, aber die Ausgrenzung und Diffamierung ganzer Bevölkerungsteile ist halt schon eher im rechten Parteien-Spektrum angesiedelt.
Vor ein paar Tagen haben Sie über die unsägliche Hitler-Diktatur geschrieben. Das Unheil dort hat u.a. eben auch mit der Diffamierung des politischen Gegners begonnen. Man schrieb eben nicht mehr von Sozialdemokraten sondern von „Vaterlandsverätern“ etc.
M.M. meint
Okay, nehme ich als Kritik entgegen. Mein Gedanke war jedoch nicht die „Volksfront“ im realpolitischen Sinn, sondern Monty Python’s Life of Brian. „Volksfront von Judäa“ respektive die „Judäische Volksfront“.
Grüne und Sozialdemokraten gepaart – das erinnert schon etwas an die „Volksfront von Judäa“, zumindest den, der diesen speziellen britischen Witz mag.
Man kann ja die Parteien nicht gar so ernst nehmen und die Politik schon gar nicht, zumindest in unseren Breitengraden.