Nadine Jermann war Mitglied des Bankrats der BLKB, ist Gemeindepräsidentin von Buus, neue Präsidentin des Verbands Basellandschaftlicher Gemeinden, VBLG, und eben neu auch FDP-Landrätin. So gesehen, schon eine ziemliche Nummer. (Leserkommentar – habe den als Ironie gelesen, sei’s drum.)
Mal abgesehen davon, welche Partikulargruppe der FDP und mit welcher Absicht der Name „Jermann“ kurz vor Weihnachten in die Tagi-Baz gedrückt wurde – mir scheint, der öffentliche Anspruch an einen Regierungsrat, eine Regierungsrätin ist inzwischen derart im Keller, dass selbst völlig unerfahrene Sekretariatsleiterinnen als ernsthafte Anwärterinnen auf das politische Spitzenamt gelten.
Das bedenkliche an der Lage: Die glauben – in einer völligen Selbstüberschätzung – tatsächlich selbst daran, sie könnten das, so von Null auf 1000 Mitarbeiter führen.
Was die Qualifikation der Neo-Kandidatin aus der FDP anbelangt: Ob Bankrätin ein Qualitätsmerkmal ist – warten wir es ab. In Sachen BLKB tut sich einiges. Gemeinderätin von Buus – ein Kaff mit mal 1000 Einwohnern. VBLG – das war mal vor zwei Jahrzehnten eine wichtige Schaltstelle – heute bedeutungslos. Landrätin allenfalls für ein halbes Jahr und danach schwups in die Regierung?
Im Politbetrieb gilt die Regel: Wer von einer Partei dem Wahlvolk vorgeschlagen wird, ist nicht der/die Beste, sondern soll jemand anderen verhindern.
Was abhanden gekommen ist, ist ein Massstab – für parteiunabhängige Leute wie mich, den man anlegen kann, um festzustellen: gewogen und zu leicht empfunden.
Kommen wir zunächst zum Selbstverständlichen:
- Integrität: ehrlich, ethisch einwandfrei, transparent. Wille, dem öffentlichen Interesse zu dienen und nicht dem persönlichen oder parteipolitischen Gewinn.
- Einfühlungsvermögen: Fähigkeit, die Sorgen, Kämpfe und Hoffnungen der verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu verstehen und auf sie einzugehen. Das Ziel: Das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen.
- Vision: Eine gute Regierungsperson muss eine klare und überzeugende Vision für die Zukunft des Baselbiets haben, dazu konkrete Pläne, um die Visionen umzusetzen.
- Kompetenz: Gefordert ist das nötige Wissen, die Fähigkeiten und die Erfahrung, um sich in komplexen Fragen zurechtzufinden, wirksame Strategien zu entwickeln und fundierte Entscheidungen zu treffen.
- Verantwortung übernehmen: Es gilt die Verantwortung für das Handeln zu übernehmen, die Bereitschaft, sich von der Öffentlichkeit zur Rechenschaft ziehen zu lassen. Stichworte: Transparenz, offenes Ohr für Kritik und Feedback.
- Kommunikation: Er/Sie bringen die Fähigkeit mit, Ideen klar zu formulieren, andere zu inspirieren und effektiv mit Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund zu kommunizieren.
Kommen wir zum konkreten Anforderungsprofil an einen Kandidaten/Kandidatin fürs Baselbieter Regierungsamt:
- Berufserfahrung und Seniorität:
- Nachweisbare Führungserfahrung, idealerweise als CEO eines mittelgrossen oder grösseren Unternehmens (mindestens 20 Mitarbeitende),
- idealerweise 4r bis 55 Jahre alt,
- mindesten eine nationale, besser noch eine internationale Berufserfahrung (raus aus dem Liestaler Politbiotop).
- ausgeprägtes strategisches Denkvermögen,
- Weil der Posten von Toni Lauber frei wird: Erfahrungen in Finanzfragen.
- Intellektuelle Fähigkeiten: Hohe Grundintelligenz, um Zusammenhänge zu erkennen, neue Informationen schnell zu verarbeiten und um kreative Ansätze zu entwickeln. Sie zeigt sich darin, dass man fähig ist,…
- …komplexe Themen rasch zu erfassen,
- …nicht nur die Details zu verstehen, sondern auch Muster und Wechselwirkungen zu erkennen, um fundierte Entscheidungen zu treffen,
- …Erkenntnisse in klare und überzeugende Argumente zu übersetzen.
- Leidenschaft und Gestaltungswille sind Voraussetzungen dafür, um etwas bewegen und verändern zu wollen.
- Leidenschaft bedeutet, mit Begeisterung und Hingabe für eine Sache einzutreten. Sie ist der Antrieb, damit die Ziele nicht aus den Augen verloren werden.
- Visionen zu haben reichen nicht aus, es braucht Gestaltungswille, um die Visionen in konkrete Taten umzusetzen. Es gilt Verantwortung zu übernehmen, kreative Lösungen zu. entwickeln.
- Bei allem gilt: „If you can’t stand the heat, get out of the kitchen.“
- Frische Kräfte: Die Politik sollte die Baselbieter nicht für dumm verkaufen. Sie wollen bei den in gut zwei Jahren anstehenden Neuwahlen frische Kräfte, neue Köpfe und innovative Ideen.
- Die bestehenden Strukturen und Akteure werden als träge und festgefahren wahrgenommen. Dieses Grundgefühl kann man nicht mit Plakataktionen zukleben.
- Neue Gesichter und Ansätze verkörpern die Hoffnung auf Veränderung, Dynamik und eine bessere Zukunft.
- Es braucht frische Kräfte mit unvoreingenommenen Perspektiven, die Probleme aufbrechen und kreative Lösungen ermöglichen.
- Die Bürgerinnen und Bürger im Baselbiet wollen Leute in der Regierung, die Mut zur Erneuerung zeigen, die den Willen bekunden, den Status quo, diese Baselbieter „mir wei luege“-Stagnation, zu überwinden.
Und nun frage ich Sie, wieviele Punkte dieses Anforderungsprofils erfüllt die von ein paar FDP-Mannen kurz vor Weihnachten gepushte Oberbaselbieterin?
Eben.
Nein, auch Isaac Reber fällt durch und auch Toni Lauber. Auch Monica Gschwind und Mein-Gott-die-Schweizer erst recht.
Vielleicht ist es an der Zeit, nach Leuten Ausschau zu halten, die sich ausserhalb des Liestaler Politbiotops bewegen. Dazu zwei Prototypen (die wegen ihres Alters nicht in Frage kommen) : Andreas Büttiker, Priska Schoch. Oder einer, der noch etwas Zeit braucht, weil der derzeit bei der SBB Managementerfahrung sammelt: Adil Koller.
Anonymus meint
Ich schätze Ihre Kommentare, aber hier frage ich ich, was Sie geritten hat? Wenn Sie jemanden nicht selber auf dem Radar haben, dann taugt er oder sie nichts? Und was soll dieser Antioberbaselbietreflex? Buus mag aus Ihrer Unterbaselbieter Optik ein „Kaff“ sein, aber Gemeindepräsidentin einer grossen oder kleinen Gemeinde zu sein, unterscheidet sich durch die Höhe des Budgets, aber nicht von den Aufgaben her. Im Gegenteil: in einer kleinen Gemeinde sind sie viel näher dran, weil sie eine deutlich kleinere Entourage haben. VBLG bedeutungslos? Wer hat Ihnen diesen Bären aufgebunden?
M.M. meint
🍿
Daniel Flury meint
Welchen Papst hätten’s denn gern? Sie bekommen immer einen Katholiken.
Schön garniert natürlich mit Fötteli, die sie/ihn nicht allzu unvorteilhaft zeigen.
«bullet point»: Heute kommen sie nicht einmal mehr über einen Quartierverein hinaus, wenn sie nicht die Meinung des/der grossen Vorsitzenden teilen.
M.M. meint
Unabhängige Kandidatur!
angrynun meint
plus Erfahrung im Krisenmanagement, rationale Empathie, kein/e Lobbybesoldete/r, kein/e Serviceclübler, und kein Bock darauf, sich in einem der vielen Gratisheftli der BLOCH AG mit einem Cüpli in der Hand oder beim Bergrennen im Oldtimer mit Dächlikappe als Ich-war-auch-dabei-Bünzli zu outen. Wir hoffen vergebens.
Marcus Denoth meint
Die Baselbieter Politik besteht per se aus Bünzlis, das Baselbiet hat sich dem „Mittelland-Kuchen“ angepasst. Selbst die Linken sind brunzbiedere Bünzlis. Schweizer? Reber?
Die Baselbieter sind Bünzlig geworden, vermittellandet, daher wählen sie diejenigen, in welchen sie sich wiedersehen…
Talente, welche herausstechen würden: Fehlanzeige. Oder ziehen zwecks Studium aus dem Kanton weg und machen u.U. dort Karriere. Aber zurück kommt. Keiner.
Vermeintliche Polit-Talente? Im Landrat verheizt und versauert, zurückgetreten und von der politischen Bildfläche verschwunden.
Aber hey, man hat als gemeinsamen Feind die böse, böse Stadt. Und die Freiheit und die Höhenfeuer. Was will man mehr?