Politblogger Manfred Messmer haut in die gleiche Kerbe. „Man traut der politischen Klasse nicht zu, dass sie den Wandel schafft. Er sieht Regierung und Parlament gleichermassen in der Kritik. „Ich kenne viele überlegte, analytische Menschen, die sagten, so geht das einfach nicht mehr weiter. Das hat nichts mit Wutbürgern im Sinne von Dummköpfen zu tun.“
Werde ich heute in der BaZ zitiert.
In der Tat ist es so, dass die (über weite Strecken chaotische und dilettantische) Debatte um das Sparpaket gerade in Unternehmerkreisen zu zwei Erkenntnissen geführt hat:
- Um die Baselbieter Finanzen steht es tatsächlich schlecht. Doch sowohl die kurz- als auch langfristigen Aussichten sind viel düsterer als dies die Politik erkennen will.
- Weder der Regierung noch dem oftmals amateurhaft agierenden (Stichwort: Abstimmungsprozedere) Landrat wird zugetraut, die Baselbieter Finanzkrise zu überwinden, weil es an Personen mit entsprechendem Sachverstand fehlt.
Allerdings – gerade bei diesem Punkt muss sich die Wirtschaft selbst ein paar selbstkritische Fragen stellen lassen.
Man kann nicht während Jahren in Sachen kantonaler Politik gewissermassen im Abseits stehen, in dem man das Thema an die Wirtschaftskammer delegiert und Mitarbeitern im eigenen Betrieb, die neben ihrem Job ein politisches Amt in der Gemeinde oder auf kantonaler Ebene übernehmen möchten, mit kleinlichen Regelungen den Verleider macht.
Es gibt Unternehmen, die verbieten ihren Mitarbeitern schlichtweg eine politische Tätigkeit.
Deshalb muss man sich nicht wundern, wenn im Landrat die dritte Garde sitzt, Pensionierte, Staatsangestellte, Funktionäre, Hausfrauen – Leute halt, die Zeit für Politik haben.
Das führt dann dazu, dass der Rücktritt von Herrn Ballmer die Personalnot bei den bürgerlichen Parteien ins grelle Scheinwerferlicht rücken wird.
Es ist an der Zeit, dass sich „die Wirtschaft“ um die Baselbieter Politik kümmert und sich in den eigenen Reihen auf die Suche nach einem neuen Finanzdirektor macht.
Herr Nussbaumer, ein linker, monothematischer Nationalrat, dem man derzeit die grössten Wahlchancen einräumen muss, schwebt bezüglich Regierungskompetenz auf der Höhe von Herrn Reber. Einfach etwas vehementer argumentierend.
Herr de Courten wäre in normalen Zeiten sicherlich ein ernsthafter Kandidat – einzig deshalb, weil er mit Abstand der Jüngste der SVP-Pensionistentruppe ist. Aber wir befinden uns nun mal nicht in normalen Zeiten.
Gesucht wird ein Quereinsteiger mit einschlägigem finanztechnischen und organisatorischem Know-how, also ein Technokrat.
PS: Eigentlich werden zwei Technokraten gesucht. Einer könnte zusätzlich noch solides Know-how im Gesundheitswesen mitbringen (gesucht wir zum Beispiel so einer wie Christian Schuhmacher).
Wahrsager meint
Genauso wie die geniale Uebernachtverwandlung dieses Blogs müsste es in vielen serbelnden staatlichen und privaten Institutionen und Firmen zu-und hergehen. Mit schnellen Innovationen. Wenn man dazu nicht selber in der Lage ist muss man Hilfe holen, zügig aber nicht überstürzt.
Hülfteschanz meint
Mache mir ernsthafte Sorgen um unsere politischen Kräfte bzw. die Misstrauensvoten gegenüber der (bürgerlichen) Regierung. Frau Pezzettas Farbtupfer und der charismatische, engagierte Einsatz wecken noch leise Hoffnung. Ein Loslösen vom Altmarkt täte Not, allerdings kann hier kein vergleichbarer Apparat erkannt werden.
Wahrsager meint
Das Hauptproblem sind doch die hohen Preise, die Abzocker und deren Handlanger in Politik und Regierung. Erst ein grösser Zusammenbruch, und sei es ein Erdbeben oder was anderes Gravierendes wird die Augen endgültig öffnen.
Christoph Hablützel meint
Ja, die Quereinsteiger. Es gab, es gäbe und es gibt sie. Aber nicht in erster Linie die Arbeitgeber verleiden ihnen die Politik und verhindern den Quereinstieg, sondern die Parteien selbst bzw. die Mehrzahl ihrer langjährigen Funktionäre, die vor allem etwas nun gar nicht mögen: dass Quereinsteiger Erfolg haben, ohne die jahrelange Mühsal der lokalpolitischen Arbeit durchlitten zu haben, abseits des Medieninteresses.
Allerdings: Ein bisschen Verständnis kommt da schon auf, so von Mensch zu Mensch gesehen. Denn die Durchsetzung der eigenen politischen Haltung den Besten (und damit von Fall zu Fall eben auch Quereinsteigern) zu überlassen, sich im richtigen Moment zurück zu nehmen und – vor allem – dem Neidfaktor, dem menschlichen, im Interesse des Gesamten, keine Chance zu geben, braucht Grösse und Gelassenheit.
Liberopoulos meint
Das hat nichts mit dem Verhindern von Quereinsteigern zu tun. Politische Arbeit ist heute einfach nicht attraktiv. Punkt.
Liberopoulos meint
Es ist aber immer noch ein Unterschied, wenn man sich die Probleme selber einbrockt, als wenn sie durch eine Fremdherrschaft zu stande kommt. Entsprechend löffeln wir jetzt auch unsere eigene Suppe aus. Das wird vielleicht etwas dauern, aber ich bin überzeugt, dass der Kanton BL gestärkt aus der aktuellen Krise kommt.
merlinx meint
Hoffen wir das Beste!
(Unser Blog-Master hat uns leider noch nicht verraten, ob ein solcher Sachverständiger sich ev. auch getrauen sollte zu überlegen, die Löhne und Pensionen der im Dienste des Staates sich Befindenden wenn nicht ein bisschen zu senken, so doch für eine „gewisse“ Zeit einzufrieren …)
merlinx meint
Technokraten, laut wiki „Sachverständige“, möchten also bitte behilflich, sein, dass die in Liestal sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen können? Nicht ein wenig utopisch?
Aber schliesslich ist finanztechnisches Know-how ja auch bei Umstrukturierungen, oder bei Liquidationen gefragt …
Die Aussicht, im Baselbiet neue Bodenschätze zu entdecken, ist gering, dh die wirtschaftliche Situation, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entscheidend zur erfolgreichen Kantonsgründung beitrug, wird sich leider nicht wiederholen.
Es führt kein Weg daran vorbei, endlich mit der Planung und Verwirklichung eines einheitlichen Wirtschaftsraumes Nordwestschweiz Ernst zu machen und mit ein mit paar lieb gewonnenen, aber untauglich gewordenen „politischen Gegebenheiten“ aufzuräumen.
Es droht schlicht nichts anderes als wieder eine Verarmung der ländlichen Gebiete, der Dörfer, der Leute, – aber im Gegensatz zu früher nicht infolge einer „städtischen Fremdherrschaft“, sondern verursacht durch das sture, krampfhafte Festhalten an einem Baselbieter Mythos, der meinetwegen noch als tröstlich folkloristischer Automatismus dienen mag.
d'Ettiger meint
Es kam, wie es kommen musste. Der mündige Stimmbürger wäre sehr wohl bereit, einem seriösen Sparpaket zuzustimmen. Doch es fehlt der Glaube an diese Regierung. Dies müssten die Herren in Liestal zur Kenntnis nehmen. Ich hoffe fest auf kurzfristige Veränderungen. Der 71-jährige Pratteler Strippenzieher ist auch nicht mehr in der Gunst, somit wird hoffentliche der Platz frei für – ja für wen? Christian Schuhmacher wäre wirklich eine interessante Kandidatur.