… als eine Poststelle. Dass die Post das Hauptpostgebäude am unteren Ende der Freien Strasse räumen will, ist deshalb ein Glücksfall, den man mit grossem Applaus begrüssen darf – statt das gute alte Postzeitalter zu bejammern.
Lasst uns also darüber diskutieren, was man aus den frei werdenden, wohl einmalig schönen Räumen machen kann.
Wie wärs zum Beispiel mit einem Kulturzentrum? Mit einem Kulturzentrum für den Genuss?
Was Basel fehlt, ist eine Markthalle, eine urbane Markthalle, ein Marktplatz für ausgesuchte Gaumenfreuden. Eine Handelsfläche für Delikatessen, die von unabhängigen Produzenten aus der Schweiz angeboten werden.
Und dazu noch ein paar Besonderheiten aus anderen Regionen der Welt.
Ohne Zwischenhandel, direkt auf den Basler Markt: Käse, Würste, Wein, Brot, Gemüse, Honig, Marmelade, Fleisch, Fisch, Früchte und so weiter, und so fort. Überhaupt Gemüse: Das Angebot konzentriert sich auf Saisonales, sodass viele lernen, was «saisonal» tatsächlich bedeutet.
Überhaupt würden in der «Alten Hauptpost» Köstlichkeiten mit dem Label «Slow Food» die Geschmackssinne justieren.
Ist der Vorschlag für einen täglichen Gourmetmarkt in der Hauptpost absurd? Wer solches denkt, soll sich an seine letzten Ferien erinnern und besonders an jenen Morgen, als der Besuch des örtlichen Marktes mit all seinen lokalen Köstlichkeiten auf dem Programm stand – welch ein Erlebnis.
Und Sie dachten: Ach hätten wir doch eine solche Feinkosthalle auch in Basel.
Weil ich derzeit in London lebe, möchte ich noch einen Schritt weitergehen und das Beispiel des nicht nur bei Touristen beliebten Borough-Marktes – wir kaufen dort regelmässig ein – hervorheben.
Interessant ist nämlich dessen Organisationsmodell, das man in Basel ohne Weiteres kopieren kann. Die Marktaufsicht wird von einem Bürgerkomitee, bestehend aus Anwohnern der Umgebung, wahrgenommen.
Das im rechtlichen Rahmen in einer Stiftung organisierte Komitee entscheidet über die Zulassung von Händlern und Waren und garantiert für die hohe Qualität des Marktes und für eine belegte Herkunft der Lebensmittel.
(Wenn wir schon am Fantasieren sind: Die Verantwortung für den Markt auf dem Marktplatz kann auch der Stiftung übertragen werden. Er wird zur Aussenerweiterung der Gourmethalle. Macht doch Sinn.)
Basel hat an diesem Ort am Ende der Freien Strasse und am Übergang zum Marktplatz mehr verdient als Lidl.
Der Akzent, den die Gourmethalle beim Genuss setzt, soll einhergehen mit der angestrebten Exklusivität der Freien Strasse.
Womit wir zur Regierung schwenken können.
Wirtschaftsminister Brutschin hat vor den Wahlen gesagt, dass er sich einen Rückkauf des Postgebäudes durchaus vorstellen könnte.
Wollte man damit die Poststelle erhalten wollen, wäre das allerdings ziemlich absurd.
Doch eine Investition in einen Delikatessenmarkt wäre eine langfristige Anlage in die Essenskultur der Stadt. Dank moderaten Mieten. Freie-Strasse-Mietpreise kann sich kein Lebensmittelhändler leisten.
Weil die Bürgerlichen, wie man liest, nach den Wahlen nun auch die urbanen Citoyens entdeckt haben, wäre das doch ein Projekt, wo sie sich so richtig ins Zeug legen könnten.
Eine Stiftung mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern, die einen Markt mit hochwertigen Lebensmitteln verantworten – na wenn das mal nicht eine liberale Ansage wäre, dann weiss ich auch nicht.
Robert Schiess meint
Gute Idee – Nur: in der Hauptpost hat es zu wenig Platz für einen solchen Markt. Ich habe schon 2001 in einem Forumsartikel in der BaZ vorgeschlagen, die Markthalle beim Bahnhof, die sich nun langsam zu einer wirklichen Markhalle entwickelt, zu einer grossen Markthalle, wie Du sie beschreibst, auszubauen. Ueli Vischer, damals Finanzdirektor und zuständig, aber wollte diese Markthalle lieber verkaufen. Dabei ist es eine eminent städtische und öffentliche Aufgabe, einen Markt einzurichten und seine Regeln zu bestimmen, überall auf der Welt. Basel aber dachte kurzfristig und verkaufte. mit dem bekannten Debakel
M.M. meint
Der Kleiderladen nebenan, die Postfächer und dann auf der anderen Seite der Anlieferung der swisscomshop müssen auch Teil des Marktes werden. Klar ist das keine Riesenfläche aber da lässt sich was machen.
Für was ich keinen Platz hatte in der Kolumne: Der Markt soll nicht von den Händlern mit individuellen Verkaufstischen bestückt werden, sondern da muss ein guter Innenarchtekt/Gestalter ans Werk.
Und wenn auch der Markplatz ins Konzept einbezogen wird, kann man dort gerade noch diesen grauenhaften Würstlstand von Eiche versenken.