Der Absturz von Frau Amati ist brutal. Eine knappe halbe Stunde (luftpistoleschiessen) veränderte den ganzen Rest ihres Lebens.
Auf Wikipedia ist nur Stunden nach dem Aufbrausen des digitalen Shitstorm ihr Profil fortgeschrieben worden.
Unauslöschbar.
Im September 2024 wurde Ameti breit und international kritisiert, nachdem sie auf Instagram Fotos veröffentlicht hatte, auf denen sie die Reproduktion aus einem Auktionskatalog mit der Darstellung der Madonna mit Kind und dem Erzengel Michael von Tommaso de Mazza von um 1375 als Zielscheibe verwendet hatte. Ameti gab in der Folge am 9. September ihren Rücktritt aus der Leitung der Zürcher GLP bekannt. Gleichentags kündigte die GLP Schweiz an, ein Parteiausschlussverfahren zu beantragen. Die Schweizer Bischofskonferenz missbilligte ihr «inakzeptables Verhalten» und gab bekannt, dass Ameti die «katholische Gemeinschaft um Vergebung» bat. Die Jungpartei Junge SVP reichte Strafanzeige wegen Störung der Glaubens- und Kultusfreiheit ein.
Könnte noch ergänzt werden mit: „Ihr Arbeitgeber, Farner Consultants, hat Amati am Montag darauf entlassen.
In Bern läuft ein politischer Vorstoss, ihr die Doktorandenstelle an der Uni Bern zu entziehen.
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Die Politikerin erhält inzwischen Morddrohungen und steht gemäss Medienberichten unter Polizeischutz.
Markus Somm meinte gestern in seinem launigen Geplauder-Podcast „Bern direkt“, hätte Ameti statt Maria und das Jesuskind Mohammed als Zielscheibe für ihre Schiessübungen gewählt, „wäre sie wahrscheinlich jetzt eine tote Frau.“ (6:04)
Doch auch bei den Christen…. „Vor dreihundert Jahren hätte Sanja Ameti in der Schweiz, in Europa nicht mehr lange leben können.“ erklärte Historiker Somm der Zuhörerschaft bei 11:12. Als Beweis, dass dem so wäre, zog er eine ziemlich abstruse Geschichte über einen Basler aus dem Ärmel.
Hexenjagd, passt schon.
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Keine Frage, Ameti hat über lange Zeit den politischen Diskurs in diesem Land bereichert.
Landauf, landab war sie mit ihren pointierten Ausführungen und angriffigen Statements ein gern gesehener Talkgast. Auf ihrem Höhepunkt liess es sich selbst ein Christoph Blocher nicht nehmen, sich mit ihr verbal zu duellieren.
Beide haben es genossen. Endlich mal jemand auf Augenhöhe.
Doch ihre beste Zeit hatte sie schon lange vor dem Luftpistolenvorfall hinter sich. Ihre eigene Partei, die glp, die sie jetzt aus dem Vorstand gedrängt hat, setzte sie bei den letzten Nationalratswahlen auf einen aussichtslosen hinteren Platz.
Jetzt ist die Sternschnuppe mit einem lauten Knall verglüht.
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Es bleiben ihr zwei Optionen:
a) sie zieht sich irgendwohin ins ferne Ausland zurück und wartet ab. Skandale haben bekanntlich kurze Verfallsdaten.
oder
b) sie nimmt sich einen aggressiven Anwalt und setzt sich zur Wehr. Zum Beispiel gegen im Plauderton vorgetragene Mordfantasien.
gotte meint
gelernt: 1) auch hier herrscht eine art theokratie (nzz: «schüsse auf die gottesmutter ») die jede liberale meinungsäusserungsfreiheit sofort pulverisiert (ja, meinungsäusserungsfreiheit. denn geschützt wird auch das recht, dummes zeugs zu reden oder zu posten). 2) nur svp-mannen geniessen das recht, wider das recht zu handeln und ihre politkarriere trotz sprengstoffgürtel-attrappen auf dem bundesplatz fortzusetzen. 3) die glp scheint frau ameti wirklich nicht gemocht zu haben …
Daniel Flury meint
Nicht die Schüsse auf das Jesulein aus dem Mittelalter sind das Problem, sondern die knallharte Arroganz dieser jungen Karrieristin, die uns über die letzten Jahre beweisen wollte, welch grosse Arschlöcher wir alle im Vergleich zu ihr sind.
Zurück auf Spielfeld 1: Denken, vor Posten.
U. Haller meint
Nun, mit Schiessen als Sport und vor allem mit dem Schiessen auf menschliche Silhouetten – alles schon mitgemacht – hatte ich schon immer meine liebe Mühe. Ihre Schüsse sind für mich daher sehr wohl ein Problem. Klammert man jetzt einmal den religiösen Aspekt aus, stellt sich doch die berechtigte Frage, wie eine Frau tickt, die »als Sport« auf das Bild eines Kindes und dessen Mutter schiesst. Schwer vorstellbar, dass dabei noch irgendwelche Achtung vor Mitmenschen mitschwingt. Mir ist noch ihr Podiumsgespräch mit »Herr Dr. (!) Blocher« in guter Erinnerung. Überheblich und an Arroganz kaum zu überbieten.
Lucas Heimboltzinger meint
U.Haller ist beizupflichten. Und flugs eilen die Kulturschaffenden der Dame zu Hilfe und machen sie, ausgerechnet sie (!), zum Opfer. Ok, die Kulturschaffenden (Ausnahme NZZ gestern) lobpreisen aktuell auch die mit widerlichen sprachlichen Entgleisungen und Detail gespickte „literarische“ Abrechnung einer erzürnten Ex-Geliebten des krebskranken Thomas Hürlimann.
Marc Baumgartner meint
Ich hoffe: b)
Die Luftpistolenaktion ist zwar wirklich beknackt, vor allem dann, wenn man sie auch noch veröffentlichen muss. Trotzdem ist Frau Ameti eine schlaue Querulantin, die immer mal wieder unsere politische und gesellschaftliche Trägheit aufmischt. Und das halte ich letztendlich für durchaus gesund.