Na klar hätten es viele Branchen gern, wenn der Staat zumindest für sie den Preis der Leistung festschreiben würde, (bin ich froh, dass es so etwas nicht mal in Ansätzen bei mir gegeben hat).
Jetzt müssen wir über einen solchen Staatspreisfestlegung auch noch abstimmen. Für die Buchhändler.
Die behaupten dreist, dass sie ein Recht darauf hätten, in einer geschützten Werkstatt zu boseln. Heute in den Mittagsnachrichten sagte ein Branchenvertreter gar, dass die schweizerische Buchpreisbindung auch für ausländische Onlineanbieter gelte.
Aha.
Wenn ich also ein Buch bei Amazon oder bei Libri.de runterlade, dann verdienen die mehr, nur weil ich mich aus der Schweiz ins System einwähle. Den höhere Gratisgewinn streichen die dann einfach ein.
Lächelnd. Ohne Gegenleistung.
Der heutige Preisunterschied fürs selbe Buch, sagen wir zwischen Orell Füssli und Libri.de, soll geglättet werden, meinen die Schweizer Buchhändler. Sie wollen für uns einen weltweit geltenden Maschendrahtzaun hochziehen.
Wer meint, das sei ein Witz, der liegt richtig.
Nur gilt dieser Witz bereits für die Österreicher. Auch die haben eine Buchpreisbindung. Ergo zahlen sie bei Amazon und Co. einen Aufpreis für Österreicher.
Es gibt nicht einen Grund, weshalb man für Bücher wieder eine staatliche Preisregulierung einführen muss.
Buchhandlungen werden in den kommenden Jahren nicht en mass wegen der Marge verschwinden, sondern weil die Leser das Trägermedium wechseln: vom Papier auf den E-Reader.
merlinx meint
Ich finde die hier mehrheitlich eingenommene Geldbeutel-Perspektive zu einfach, es geht schliesslich um ein Kulturgut.
Markt und Kultur, das verhält sich bei „falscher Aufstellung“ wie Feuer und Wasser: Gedankenloses Auslöschen oder sinnloses Verdampfen.
Bei „richtiger Aufstellung“ hingegen fühlen wir uns befeuert, und trocknen dennoch nicht aus.
Das allerdings bringt nur eine gute Kultur zustande, und dafür ist jeder selbst verantwortlich, – nicht ein staatliches Gesetz.
U. Haller meint
Wie oft in den letzten Jahren habe ich ein Fachbuch bestellt. Letztes Beispiel: Heutiger Preis Amazon EUR 196.99, buch.de EUR 225.90, libri.de EUR 262.30 und thalia.ch sage und schreibe voll aufgerundet CHF 320.- Thalia deswegen eingeschrieben kontaktiert und auf diesen Sachverhalt hingewiesen. Dieses Unternehmen angesichts der Tatsache, dass sie Buch nicht an Lager halten müssen, sondern dieses mit einem Klick bestellen können, um einen Rabatt gebeten (wobei ich mir immer noch vorbehalten habe, auf den Deal nicht einzusteigen). Keine Antwort. War ja auch zu erwarten. Habe alle Bestellungen 2012 mit Preisvergleichen an Sara Stalder weitergeleitet. Aber ob das etwas nützt? Lösung: Lasse mir künftig Bücher allenfalls an einen lieben Freund im grenznahen Ausland senden. Dann gibt es dort noch ein Bier, zwei Fliegen auf einen Streich also. Das Haar in der Suppe ist allerdings der Umstand, dass, wie ich mir sagen liess, das Personal bei Amazon zu Dumpinglöhnen arbeiten muss.
Thommen, Peter_61 meint
Die Billigstpreiserpressungen durch Büchergrossvertriebe laufen bereits jetzt! Das Problem verschiebt sich einfach nach hinten zu den Verlagen…
Diogenes hat sich bereits mit einem überworfen…
Ich findes es erstaunlich, wie Sie das alles nur noch bewundern und mit Ihren Fingern einfach über Ihr Flachgerät scnippen…
Ich bin trotzdem gegen die erneute Preisbindung, denn die Infrastruktur ist bereits verändert. Und Die Rabatte würden wieder heimlich gegeben…
So einfach ist die Sache nicht. Denn schon Italien und Spanien haben keine Struktur wie D A CH F – und ausländische nichtdeutschsprachige Bücher bleiben allein schon wegen der hohen Importkosten preisfrei…
Vielleicht rentiert es sich mal, mit dem Flugzeug und einem 20 Frankenbillet die Bücher direkt im Ausland zu holen?! Wenn es denn weiterhin genug Kerosin gibt! 😉
Beat Hermann meint
Buchpreisbindung ist doch nur ein Präludium. In der Pipeline sind Bevorzugung der Hotellerie bei der MWSt, die Aufweichung des nach Cassis de Dijon genannten Prinzips, und ich fürchte dass diese Aufzählung nicht abschliessend ist. Heimat hat für die Einen einen Selbstwert und für die Anderen einen Frankenwert.
Beat Hermann meint
…. ja, die Presseförderung soll doch auch erweitert werden
michinteressierts meint
Wenn Sie, lieber M.M., bereits eine Idee haben, wie man die Sache umgehen kann, dann lassen Sie es uns bitte wissen (kein Witz)
Thomas meint
Da gibt es einige Möglichkeiten: z.B. kleine Online-Shops im Ausland benutzen, bei denen die Buchpreisbindung nicht eingeklagt wird. Auch ob sich amazon dran halten wird ist fraglich. Oder gleich physisch über die Grenze gehen.
Oder: Da die Buchpreisbindung nicht für gebrauchte Bücher gilt gibt es Firmen, die öffnen neue Bücher, machen ein Eselsohr rein und verkaufen diese als gebraucht obwohl eigentlich neu.
Oder: Gleich auf E-Books umsteigen. Die sind von der Buchpreisbindung nämlich ausgenommen.
Der freie Markt hat sicher noch weitere kreative Ideen 🙂 Wie das bei unsinnigen Vorschriften halt so ist…
Timon meint
wenn der Buchhändlerverband eine solche Regelung wünscht, dann ist das seine Sache und sein Recht.
Aber wenn die Mehrheit des Parlaments, der Bundesrat und viele Parteien dieser Regelung zustimmen dann kann man sich fragen, was für ein Verständnis für den freien Markt in diesem Land herrscht.
Wir dürfen nur dank den Jungparteien über diese unnütze Regel abstimmen. Weshalb hat sich nicht die FDP selber bequemt, die liberalen Werte zu verteidigen?