Ich weiss nicht, ob das in den nächsten Wochen zum Running-Gag wird, dieses Getuschel „mal-ganz-unter-uns: Die Esther Keller von der GLP – gut die Partei ist im Grossen Rat nicht das Gelbe vom Ei, aber lassen wir das – auf alle Fälle, wenn die Esther Keller kommt, dann….“
Na dann spielen wir das doch mal durch, wie das wäre, wenn statt der Frau Ackermann plötzlich die Frau Keller auf dem Präsidentinnenstuhl sässe.
Da wäre zum ersten, dass da eine aufgestellte junge Frau gewählt würde, die auf die Menschen zugeht, die die Menschen gewinnen kann, die Fremdsprachen beherrscht und die auch ein bisserl was von Politik versteht, dass da also eine Frau eine Frau im Amt ablösen würde, die das alles nicht kann.
Vor allem nicht reden. Nicht mal auf Deutsch.
Was Frau Ackermann seit ihrem Amtsantritt mit „ich-will-mich-nicht-in-den-Vordergrund-drängen“ glaubt kaschieren zu können.
Aber damit hat Frau Keller bereits alle Bonuspunkte aufgebraucht.
Denn eines muss man Frau Ackermann zugute halten, das Präsidialamt ist ungefähr der wirkungsloseste Regierungsjob, den Basel-Stadt zu vergeben hat.
Einziger Trost mögen da die 300’000+ Franken sein, die man als Entschädigung fürs Amt „für gepflegte Verwaltungslangeweile“ (bz) in monatlichen Raten aufs Konto überwiesen bekommt.
Was auch die Grünen freut, schliesslich geht ein Teil des Honorars an die Partei.
Wenn Herr Marcolli in der bz kürzlich geschrieben hat (Problemfall Präsidialdepartement), die Regierungspräsidentin sei von der SP Gnaden im Amt geduldet, dann ist das richtig erkannt.
Aber mit seiner – sinngemässen – Einschätzung, die SP drücke sich als stärkste politische Kraft im Kanton um die Verantwortung, weil sie das Präsidialdepartement nicht übernehmen wolle, dann hat er das eigentliche Problem des Bereichs nicht erkannt.
Und das heisst Geld.
Während das Baudepartement und das Wirtschafts- und Sozialdepartement verschiedene gutgefüllte Fonds, wie beispielsweise den Gewerberappen, den Standortförderungsfonds, den Mehrwertabgabefonds, dem Fonds zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit u.a., im Portfolio haben, mit denen die politischen Departementschefs grosszügig Gelder verteilen können und das Justiz- und Sicherheitsdepartement über den Swisslos-Fonds wacht, hat das Präsidialdepartement nichts dergleichen.
Will das Präsidialdepartement für irgendetwas zusätzliches Geld – was thematisch immer die Deutungshoheit anderer Departemente tangiert – dann geht das nach dem Kollegialprinzip, aka Eifersuchtsprinzip, was bedeutet: Daumen rauf oder runter.
Frau Herzog pflegte an Regierungssitzungen ihren Unmut kundzutun, indem sie die Augen verdrehte.
Womit gesagt ist, dass die dritte SP-Regierungsrätin auf dem grössten aller Pötte sitzt, dem Kantonsbudget.
Warum also sollte jemand von der SP, der/die politisch etwas erreichen will und vor allem bei Sinnen ist, ins Präsidialdepartement wechseln, wo ihn/sie ein Auslaufgitter erwartet, das so eng gestellt ist, dass selbst der Schweizer Tierschutz ins Grübeln käme?
Aber vielleicht reicht dieser Auslauf Frau Keller.
Vielleicht will sie nur einfach ein wenig die Regierungssitzungen moderieren, mit den Leuten auf dem Marktplatz plaudern, Reden vor weiss-ich-wem halten, ein wenig über die Zukunft der Stadt grübeln und ansonsten einfach nur die Sonne über Basel scheinen lassen.
Im Grunde genommen erwartet von der Regierungspräsidentin niemand mehr als das.
Wobei die Chancen von Frau Keller, im Herbst tatsächlich gewählt zu werden, etwa so gross sind, wie dass schon im Sommer ein Impfstoff gegen das Corona-Virus gefunden wird.