Wie gesagt, wenn man im landläufigen Sinn nicht mehr arbeitet, dann gibt es auch keine Ferien mehr. Selbst das Wochenende verliert seinen Sinn.
Obwohl – alle, die ich kenne, die „nicht mehr arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten“, vulgo „Rentner“, reden noch immer von „Ferien“.
Ich kann das gut verstehen. Denn die Norm setzt die Begriffe. Die allermeisten Leute haben Angst, die Norm zu verlassen. Das ist auch gut so. Oder nicht?
Wahrscheinlich handelt es sich beim Beibehalten des Ferien-Begriffs um eine Art verbaler Camouflage. Man tarnt sich mit Worten, welche durchaus auch die innere Einstellung gegenüber der vom protestantischen Arbeitsethos bestimmten Mehrheitsgesellschaft ausdrücken.
Die Norm zu verlassen, ist gar nicht so einfach. Denn dies setzt ein eigenes Modell voraus. Gut, es gibt Menschen, deren Leben sich ausserhalb der Norm abspielen.
Wenn es sich um Künstler handelt, dann ist so ein Entwurf noch halbwegs akzeptiert. Ein erfolgreicher Künstler, d.h. einer, der mit seinen Arbeiten richtig Geld verdient, gehört dazu.
Der britische Adel, wenn er nicht gerade die Welt eroberte, pflegte den Müssiggang derart gekonnt, dass er den Ferienmachern noch heute facettenreich als Blaupause für die (mein Massstab: nun sogenannte) Ferienzeit dient.
Da wir weder Künstler, noch Rentner sind, sondern lediglich auf der Suche nach einem eigenen Modell, also ziemlich privilegiert, haben wir den Begriff „Ferien“ im Sinne von „temporärer Zustand ausserhalb der Alltagsrealität“ aus unserer Begriffswelt gestrichen.
Das hier ist die Alltagsrealität. Es gibt für uns keine andere mehr.
Wir sind die nächsten Wochen in Europa unterwegs. Mit dem Zug, wie schon früher einmal. Im Zug kann man nachdenken, lesen und schreiben
PS: Herr Ballmer hat bezüglich Teuerungsausgleich für die Kantonsrentner recht. Die Diskussion dreht sich tatsächlich um den Dessert, wie die Gegner der Massnahme heute im Lokalblatt richtig bemerken.
bugsierer meint
da sie ja jetzt als privatier unterwegs sind, möchte ich mal das übermässig gestelzte „wir“ in frage stellen. ein selbstewusstes pensionisten-„ich“ wäre glaubwürdiger. ist mir zwar schon klar, dass das für einen alten pr-hasen mit so viel gockeltalent nicht einfach ist. aber sie haben sich ja sicher schon schlimmere 80er marotten abgewöhnt.
wünsche schöne reise, weiterhin …
M.M. meint
ICH bin nicht alleine unterwegs.Aber schön, dass wir darüber geschriebenn haben.