Im Grunde genommen muss man Frau Schwarzer, mit inzwischen saldiertem Schweizer Bankkonto, nicht unbedingt ernst nehmen.
Ihr Beitrag auf ihrem Blog „Warum ich trotz allem Putin verstehe“ ist nun aber eine derart gute Zusammenfassung einer sich offensichtlich verbreitenden Meinung, dass man durchaus darauf eintreten kann.
Es geht darum, dass wir in diesen Tagen und Wochen eine beispiellose Verdrehung der Tatsachen erleben.
Schreibt Frau Schwarzer. Und sie rückt die Geschehnisse ins richtige Licht, damit auch wir Putin verstehen.
- Die Ukraine wird von Schurken beherrscht.
- Der Maidan-Protest ist von nationalistisch-faschistischen Kräften gedreht worden
- Das ukrainische Parlament ist „traditionell käuflich“, weshalb ohne jegliche Legitimation.
- Deshalb ist der mit dem damals amtierenden Villenbesitzer und Präsidenten ausgehandelte Kompromiss den Dnieper runter. Demokratischer Aufbruch futsch.
Und überhaupt, empört sich Frau Schwarzer:
96,77 Prozent der auf der Krim lebenden Menschen votieren für die Zugehörigkeit zu Russland? Und das „störungsfrei“ unter den Augen internationaler Beobachter. Na und! „Wir“, die EU und Amerika, erkennen das nicht an und drohen mit Sanktionen. Was beim Kosovo recht war, die einseitig erklärte Loslösung von Serbien, ist für die Krim noch lange nicht billig.
Internationale Beobachter!
96.77 Prozent!
In Sewastopol wurde der Anschluss an Russland mit dem wahrlich demokratischen Ergebnis – das können wir Referendumsdemokraten, im Gegensatz zu Frau Schwarzer, nun wirklich beurteilen! – von 123 Prozent befürwortet.
Und überhaupt, empört sich Frau Schwarzer:
Wir, der Westen, jedenfalls schreiten unaufhaltsam weiter gen Osten.
Russland ist „umzingelt“, schreibt Frau Schwarzer:
- In Polen stehen Nato-Raketen.
- Im Süden lauern unberechenbare Islamisten.
- Im Westen drohen Demokratien – und ein erstarktes Deutschland.
Die Einkreisung Russlands macht nicht nur Putin Angst. So lange schließlich ist es noch nicht her, dass Nazi-Deutschland Russland überfallen hat – am Ende lagen da 25 Millionen Tote: Kinder, Frauen, Männer. 25 Millionen. Die Kinder und Enkel der Ermordeten leben heute in Russland.
Die Russen müssen befürchten, dass Deutschland erneut einmarschiert, dieses Mal zusammen mit den „Westmächten“?
Also wenn man das so sieht, dann kann auch ich Herrn Putin verstehen. Schliesslich hat uns in der Schweiz das mit der deutschen Kavalerie auch ziemlich beunruhigt.
PS: Alice Schwarzers letzte Pointe:
Ein Russland ohne einen Putin würde vermutlich in der Faust der Mafia enden.
Robert Schiess meint
Frau Schwarzer war offensichtlich nie in der Ukraine, denn dann wäre sie keinesfalls russischen Propagandalüge aufgesessen.
Ich war im vergangene September dort. im Osten (Donezk, Charkiw), Kiew und im Westen (Liw). Die Menschen dort sind höflich und nett, nicht aggressiv, sondern liebenswürdig und zuvorkommend, ob im Osten oder Westen.