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Al­les hat sei­ne Zeit

21. Dezember 2016 By M.M.

Weihnachtsbaum in der Tate Britain

Das mit den «hie­si­gen ge­sell­schaft­li­chen Wer­ten» ist ja so ei­ne Sa­che. Neh­men wir zum Bei­spiel Weih­nach­ten.

Weil wir schon vor lan­ger Zeit aus der Kir­che aus­ge­tre­ten sind, ha­ben wir un­se­re Kin­der nicht tau­fen las­sen. Weih­nach­ten ha­ben wir aber trotz­dem ge­fei­ert. Aus ver­ständ­li­chen ­Grün­den nicht als Fest der Ge­burt Chris­ti, son­dern als Kin­der­fest mit bunt ge­schmück­tem Baum, ­vie­len Ge­schen­ken, mit ei­nem gu­ten Nachtes­sen. Oh­ne post­fak­ti­sches Christ­kind oder Weih­nachts­mann.

Da­nach schau­ten wir «Litt­le Lord ­Faunt­leroy» oder sonst was Rühr­se­li­ges.

Nach frisch ge­ba­cke­nen Gutz­li duf­te­te es in un­se­rem gros­sen Haus spä­tes­tens ab Mit­te No­vem­ber. Hand aufs Herz – die ers­ten Bruns­li im No­vem­ber sind doch die bes­ten. Weil man ei­gent­lich war­ten müss­te bis Weih­nach­ten. Be­glei­tet wur­de die re­ge Back­tä­tig­keit von Weih­nachts­so­und­kitsch, von Soul Christ­mas über Bing Cros­by bis zu die­sem Ohr­wurm: «Last Christ­mas».

Ir­gend­wann ha­ben wir an­ge­fan­gen, den Baum schon An­fang De­zem­ber zu schmücken.

Wir dach­ten, es sei ei­gent­lich scha­de, sich an die­ser Pracht von ei­nem Weih­nachts­baum mit sei­nen bun­ten Ku­geln, dem La­met­ta, den Lich­tern und dem Weih­nachts­schmuck – den wir in den USA ge­kauft hat­ten: Ba­se­ball­hand­schuh, San­ta Claus, Schlit­ten, Ren­tier – nur ge­ra­de für ei­ne knap­pe Wo­che zu er­freu­en.

So wur­de der Weih­nachts­baum in ­un­se­rem Wohn­zim­mer zum bun­ten Licht­ob­jekt, zu­sam­men mit Lich­ter­ket­ten und künst­li­chem Tan­nen­grün, mit de­nen die Tü­ren zum Ess­zim­mer und zum Gang ein­ge­rahmt wa­ren. Be­glei­tet vom Knis­tern des Feu­ers im gros­sen eng­li­schen Ka­min.

Ich weiss, man kann auch über­trei­ben.

Als die Kin­der äl­ter wur­den, gabs noch ein we­nig mehr Fest­lich­keit: Die Girls chic an­ge­zo­gen, mei­ne Frau im Abend­kleid, ich mit Smo­king und der Jüngs­te mit weis­sem Hemd und mit ei­ner mei­ner Kra­wat­ten. Das neue Abend­kleid mei­ner Frau und mein Smo­king wa­ren ei­ne Über­ra­schung. Denn klar hat­ten die Kin­der auf­be­gehrt, als wir sag­ten: Die­ses Jahr gilt fest­li­che Klei­dung.

Weil das TV-Pro­gramm je­nes Weih­nachts­abends nicht so recht zu un­se­rem fest­li­chen Out­fit pas­sen woll­te, lies­sen wir es blei­ben. Statt­des­sen zog sich das Des­sert hin. Bei ei­ner Zi­gar­re. Doch das ob­li­ga­te Weih­nachts­haus­kon­zert muss­te sein. Weil: «Wir be­zah­len eu­re Mu­sik­stun­den nur we­gen des Weih­nachts­haus­kon­zerts.»

Weih­nach­ten als Ver­wandt­schafts­tref­fen hat­ten wir schon Jah­re zu­vor ab­ge­schafft. Die­ser Stress. Und die Stim­mung war auch nicht im­mer gran­di­os. Den Schluss­strich ha­ben wir ge­zo­gen, als wir am 26. mit den Kin­dern für ein paar Ta­ge nach Ve­ne­dig fuh­ren.

Das war schön.

Die fest­li­che Klei­dung war auch die nächs­te Weih­nacht noch okay, aber da­nach wur­den die Ge­schen­ke wie­der ca­su­al aus­ge­packt. Ach ja – Ge­schen­ke. Ich ge­be es zu: Wir ha­ben im­mer ein we­nig über­trie­ben. Aus­ser ein­mal, da sind wir die­ser Seid-doch-ein­fach-mal-et­was-be­schei­den-Stim­mungs­ma­che auf­ge­ses­sen, plus päd­ago­gisch-wert­voll. Am 26. sind wir dann al­le in die Stadt und ha­ben rich­ti­ge Ge­schen­ke ge­kauft. Das Holzxy­lo­fon von Mu­sik Hug ver­staubt seit­her im Kel­ler.

Die­se Weih­nacht sind wir in Lon­don (man ist ja dank Three­ma und Fa­ce­Ti­me nicht mehr wirk­lich weg). Am 25. ma­chen wir das, was Eng­län­der auch tun: Wir ge­hen fürs Weih­nacht­ses­sen ins Pub um die Ecke. Die Kin­der ha­ben ih­re ei­ge­nen ­Fa­mi­li­en. Un­se­re Fa­mi­li­en­zu­sam­men­künf­te ­fin­den un­ab­hän­gig vom Fest­tags­ka­len­der statt.

Al­les hat sei­ne Zeit.

In die­sem Sinn: schö­ne Fest­ta­ge.

Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 21. Dezember 2016.

Kategorie: BaZ-Kolumne, London Stichworte: Unterhaltung

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