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Ag­gres­si­on ist gut

4. Januar 2017 By M.M.

Es wer­den nie ge­nug Po­li­zis­ten auf der ­Stras­se sein, um dich im­mer und über­all zu schüt­zen.

Ha­ben Sie kürz­lich die­sen «Tat­ort» aus ­Mün­chen ge­se­hen? Da droht der Kopf ei­ner ru­mä­ni­schen Bett­ler­ban­de ei­nem So­zi­al­hel­fer mit vor­ge­streck­ter Pis­to­le, ihn um­zu­brin­gen, wenn er nicht die ne­ben ihm am Kü­chen­tisch sit­zen­de Bett­le­rin um­bringt. Er kön­ne das nicht, stam­melt der Mann und greift das Mes­ser, das der Ma­fio­so auf den Kü­chen­tisch legt.

Dann bringt der So­zial­mann die jun­ge Frau um.

Die­se Sze­ne hat mich er­schüt­tert, weil sie ein Sinn­bild des­sen ist, wie wir mit Ge­walt um­ge­hen: Wir ver­ste­hen uns in ers­ter Li­nie als Op­fer und ver­hal­ten uns auch so. Be­sänf­ti­gen, gut zu­re­den, the­ra­pie­ren. Ein sol­ches Dreh­buch kann nur in Deutsch­land (oder der Schweiz) ­ge­schrie­ben wer­den.

Seit Jah­ren wird be­haup­tet, Ag­gres­si­on sei schlecht. Wel­che Mut­ter sagt zu ih­rem Sohn, wenn er wei­nend nach Hau­se kommt, weil ihn ein Klas­sen­ka­me­rad ge­schla­gen hat: Du musst dich halt weh­ren. (In dem Bau­ern­kaff im hin­ters­ten Thur­gau, in dem ich mei­ne frü­he­s­te Kind­heit ver­brin­gen muss­te, wa­ren Prü­ge­lei­en in der gros­sen Pau­se All­tag.)

Heu­te gilt, dass man Kon­flikt­si­tua­tio­nen mit Grup­pen­the­ra­pi­en an­geht.

Theo­re­tisch ist es ja ganz okay, für den Welt­frie­den zu sein. Doch wir ha­ben ge­ra­de eben in Ber­lin und in Istan­bul wie­der mit­an­se­hen ­müs­sen, dass die Welt nicht so fried­lich ist, wie sie mit­tel­eu­ro­päi­sche Müt­ter auf den Schul­hausplät­zen durch­set­zen wol­len.

Es gibt Men­schen, bei de­nen Re­den nichts bringt.

Das sind nicht nur jun­ge Män­ner aus Län­dern und Kul­tu­ren, in de­nen kör­per­li­che Ge­walt zum All­tag ge­hört. Nein, es sind auf un­se­ren Stras­sen auch durch­ge­knall­te Ty­pen un­ter­wegs, die aus hei­te­rem Him­mel grund- und wahl­los zu­schla­gen. Vor al­lem nachts, wenn Al­ko­hol im Spiel ist. Oder die im Streit um den Park­platz die Ner­ven ver­lie­ren.

Und nicht zu ver­ges­sen: streit­süch­ti­ge Ehe­män­ner.

Seit drei Jah­ren trai­nie­re ich Krav Ma­ga. Das ist kei­ne wei­te­re Va­ri­an­te ei­nes asia­ti­schen Kampfs­ports, wo der per­fek­te Be­we­gungs­ab­lauf al­les ist. Krav Ma­ga ist auch kein Sport, son­dern ein is­rae­li­sches Selbst­ver­tei­di­gungs­sys­tem.

Ein schnör­kel­lo­ses: Der An­grei­fer wird aus­ser Ge­fecht ge­setzt, in dem man ihm das Knie zer­schmet­tert, die Fin­ger bricht, den El­len­bo­gen zer­stört, das Schlüs­sel­bein zer­trüm­mert, in die Weich­tei­le tritt und mit ei­nem hef­ti­gen Schlag mit der fla­chen Hand das Na­sen­bein bricht. Man übt das ­Hun­der­te Ma­le, um re­flexar­tig rea­gie­ren zu ­kön­nen.

Man duckt sich nicht weg, son­dern greift so­fort an.

Man trai­niert nicht, um ein Schlä­ger zu ­wer­den, son­dern um ein Ge­spür für ge­fähr­li­che Si­tua­tio­nen zu ent­wi­ckeln. Und um ih­nen aus­zu­wei­chen.

Wer spät­nachts im Tram Kopf­hö­rer im Ohr hat, blen­det sei­ne Um­ge­bung aus. Wer nach Mit­ter­nacht in der Stadt un­ter­wegs ist, be­wegt sich in ei­ner Ge­fah­ren­zo­ne. Wer am Steh­tisch vor der Beiz sein letz­tes Bier trinkt, soll­te auf sei­ne Um­ge­bung ach­ten.

Das Recht, nachts al­lein durch den Park zu schlen­dern, ist nicht durch­setz­bar.

In Is­rael wür­de die Münch­ner Sze­ne so ­ab­lau­fen: Der So­zi­al­ar­bei­ter weiss, dass sei­ne Über­le­benschan­ce un­ter 50 Pro­zent liegt. Das An­ge­bot – ent­we­der du oder die Frau – ist ab­surd. Er steht jam­mernd auf, greift mit der lin­ken Hand das Mes­ser auf dem Kü­chen­tisch und mit der rech­ten den Lauf der Pis­to­le, drückt die Waf­fe von sich weg und sticht gleich­zei­tig auf den Ma­fio­so ein. Das ist Not­wehr.

Den Rest klärt ein Ge­richt.

Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 4. Januar 2017

Kategorie: BaZ-Kolumne, London Stichworte: BaZ-Kolumne, Einsichten

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Kommentare

  1. peter meint

    5. Januar 2017 um 22:58

    hallo manfred,
    ich hoffe, es geht dir gut und bist gut ins neue jahr gestartet.
    alles gute, gesundheit und viel spass am leben!

    noch ein kurzer kommentar: sehr gut geschrieben.

    lg

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