Lassen wir es doch jetzt einfach mal gut sein mit Afghanistan. Die Europäer und die anderen sind raus, die Taliban haben das Land übernommen. Basta.
Dass westliche Hilfsorganisationen weiterhin im Land den Menschen helfen wollen, ist löblich.
Ein Einsatz, der vielen bei uns auch ein gutes Gefühl gibt.
Aber was ist mit den Menschen in Afghanistan. Sind die dankbar für die Hilfe, schätzen die es, dass sich Leute von den westlichen Hilfsorganisationen sich mehr um sie besorgt sind als die bärtigen Fundis in der neuen Regierung.
Ich bezweifle das.
Weil diese Hilfe – gerade die vom Roten Kreuz – auf unseren Werten beruhen, etwas was im „Da Afghanistan Islami Amarat“ (und nicht nur dort) grundstätzlich des Teufels ist.
Ah richtig, wir helfen, damit die Menschen nicht zu uns kommen, lese ich.
Was ich als Fortsetzung der verteidigungspolitischen Doktrin der letzten zwanzig Jahre „Deutschlands Freiheit wird am Hindukusch verteidigt“ deute: Die Aussengrenzen Afghanistans sind die Bollwerke gegen die Flüchtlingsströme an den Grenzen Europas.
Man sagt, für den Westen, die USA insbesondere sei Afghanistan ein einziges Missverständnis gewesen. Wenn ich jetzt lese, dass es eine politische Anerkennung nur geben kann, „wenn die Taliban im Einklang mit den Werten der EU handelten“, dann muss man kein Spezialist für Afghanistan sein, um festzustellen, das Missverständnis feiert fröhliche Urständ.
Wenn der deutsche Aussenminister Maas sagt, er werde von den Taliban die Rechte der Frauen einfordern, dann wird das die neuen Machthaber aber mächtig beeindrucken.
Frauen, Frieden, Eierkuchen.
Man darf es ja nicht mal denken: Die Türe ist zu, schmeissen wir den Schlüssel weg.
Marc Schinzel meint
Ich denke nicht, dass die Tür zu ist. Wir können wegschauen und uns vorstellen, sie sei zu. Die öffnet sich aber von selbst wieder. Sei es, dass Flüchtlinge zu uns kommen, via Iran und Türkei. Sei es, dass sich die Kaida dort seelenruhig wieder reorganisiert. Anzeichen dafür gibt es schon. Da können wir die Tür noch lange vermeintlich zusperren und den Schlüssel wegwerfen. Die sprengen sich den Weg frei, das ist ihr Métier.
Marianne Huber meint
Ein bemerkenswertes Echo auf Ihren Vorschlag am Schluss dieses Textes eines bemerkenswerten Autors:
https://www.nzz.ch/feuilleton/afghanistan-der-autor-taqi-akhlaqi-blickt-auf-sein-land-ld.1644381