Über die Basler Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann ist schon sehr vieles geschrieben und noch mehr gesagt worden.
Im Grunde genommen sind sich die meisten mit dem Chefredaktor der bz einig: Treten Sie nicht mehr an, Frau Ackermann!
Dieser gutgemeinte Rat ist deshalb wahrlich nicht aus der Luft gegriffen: Die Frau kann einfach nicht Regierungsrat. Was sie meint, uns täglich beweisen zu müssen.
Neben ihrer offensichtlichen Mühe mit dem Amt wird eines jedoch erstaunlich wenig diskutiert: Ihr völliges Versagen bei grünen Themen.
Was ich insofern ziemlich erstaunlich finde, weil nun niemand behaupten kann, grüne Themen ständen derzeit nicht weit oben auf der politischen Agenda.
Google bringt keinen einzigen Treffen bei „Elisabeth Ackermann + Green New Deal“.
Was wiederum nicht weiter erstaunt, weil ich mich an keine einzige Rede der Spitzenfrau der Grünen erinnern kann, in der sie mal was zu diesem Thema oder überhaupt etwas Gescheites zu Umweltthemen gesagt hat.
Ich meine nicht das übliche Blabla, sondern Ideen und Visionen, wie Basel in die 3. Industrielle Revolution einsteigen will.
Dabei hätte die Grüne mit der Kantons- und Stadtentwicklung DIE Impulsabteilung für dieses Thema in ihrem Einflussbereich.
Welch eine vertane Chance. (Wahrscheinlicher jedoch: Ackermann ist einfach aus der Zeit gefallen.)
Chef der Stadtentwicklung ist ebenfalls ein Grüner, Lukas Ott, der im Baselbiet bei den Grünen als Spitzenmann und Hoffnungsträger galt.
Welch ein Powerpack!
Auf dem Papier.
Denn Ott und seine überaus gut bestückte Mannschaft werkeln ziellos vor sich hin – so macht es jedenfalls den Anschein.
Produziert wird ziemlich viel Papier(!), darin wenig bis nichts, das als Impuls für heftige Debatten über die dekarbonisierte Zukunft Basels taugt.
Auf den Punkt gebracht: Seit Kessler weg ist, hat diese Abteilung kein einziges Mal mit einem originellen Gedanken – den man annehmen oder bekämpfen kann – für Aufsehen gesorgt.
Ackermann und Ott – welch ein Odd Couple.
Es ist allerdings nicht so, dass man neue Ideen gänzlich aussen vor lässt.
So ist die Stadtentwicklung letztes Jahr auf das schon seit den frühen Nullen-Jahren diskutierte Smart-City-Thema aufgesprungen.
(Disclaimer: Ich war da kurzzeitig engagiert, bin abgesprungen, weil es fundamentale Missverständnisse zwischen der Amtsstelle und mit gab.)
Herausgekommen ist bei Smart City Basel ein Start-up-Schuppen in einem ehemaligen Güterschuppen der SBB.
Und etwas Blabla unter Anschluss der Öffentlichkeit.
Dabei wäre „Smart City“ eine breite Debatte wert, weil es dabei – mit Blick auf die Dekarbonisierung – um fundamentale Fragen einer künftigen Gesellschaftsordnung geht.
Wobei „künftig“ die nächsten zehn Jahre umfasst.
Welche Themen auch in Basel diskutiert werden müssen – und zwar sofort – zeigt sich am Beispiel von Toronto: Wem gehört die Smart City?
Was mich zur Feststellung führt: Im Grunde genommen müssen die Grünen Frau Ackermann den Rücktritt nahelegen, um wegen ihr ihr zentrales Thema nicht an die SP, die Grünliberalen (oder gar die FDP?) zu verlieren.
Was die Journalisten anbelangt, empfehle ich zum einen als Schnelleinstieg ins Thema Rifkins Buch „Der globale Green New Deal„ und zum anderen einen Workshop mit Eric Nussbaumer, einer der wenigen Politiker, die sich intensiv mit diesem Thema befassen.
Auch mit Blick auf das, was in der EU so läuft und uns ebenfalls betreffen wird.
Michael Przewrocki meint
Der Ott macht sich kein Sorgen mit welcher Krawattenfarbe er auf dem Wahlfoto erscheinen soll. Gar nie oder immergrün?
Marcus Denoth meint
Wenn die SP an wirklich grüner Politik interessiert wären, würden sie kaum die grünen PolitikerInnen im Präsidialdepartement versorgen. Um Himmels Willen ja keine zu starke Person. Die Funktion des grünen Sitzes ist die Selbe wie desjenigen der DSP: Mehrheiten beschaffen (für die SP).
Wären die Grünen wirklich interessiert daran, Verantwortung zu übernehmen, würden sie sich entweder mit der SP ums UVEK streiten oder den Bürgerlichen das Justizdepartement wegnehmen, damit sie zeigen könnten, dass sie es wirklic besser machen könnten…aber auch daran sind sie nicht interessiert, man verlöre einen Bashing-Regierungsratsitz und wäre auf einmal selbst die gebashte Partei. Und auf einmal müsste man Demoeinsätze rechtfertigen. Auf einmal müssteman Demos verbieten oder Routenwahlen treffen…man müsste sich ja die Hände schmutzig machen gegenüber der eigenen Klientel!