Mal ehrlich: Mir stinkts. Weil ich einfach keine Lust mehr habe. Auf diese idiotischen Diskussionen. Mit denen von ennet dem Sarah-Jane-Graben, aka Hülfteschanz.
Ich meine, wir stecken noch mitten in dieser Fusionsgeschichte, die im Landkanton immer absurdere Züge annimmt. Weshalb ich diese Woche auf meinem Blog «arlesheimreloaded» (deshalb der Name dieser Kolumne) getitelt habe: «Fusions-Initiative aus Baselbieter Sicht: Ich fantasiere mir einen Feind», wobei, die Basler Leser ahnen es, sie mit dem Feind gemeint sind. Ein Feind, der sich Baselbieter Blut und Boden aneignen will und überhaupt die Basler und Baselbieter «zu einem Einheitsbrei zusammenrühren will».
Wobei, euch zum Trost, wir in Arlese, weil Freiheitsfeuerverweigerer, inzwischen als Defätisten und Kantonsverräter gelten, als, ich zitiere einen Kommentar in meinem Blog, «selbsternannte ‹Überdiegrenzenhinwegdenker›, die wohlgemeint blasiert über das Volch und über die Frauen und Mannen herziehen.» (Gut, dieser Satz ist zumindest kreativ formuliert worden.)
Wenn die Abstimmung nicht nächste Woche wäre, dann müsste man befürchten, dass die Sache irgendwann noch übers Verbale hinaus eskalieren könnte. Es wird ja seit Wochen nicht mehr diskutiert, sondern nur noch gebellt.
Und jetzt kommt Guy Morin, der Dauerpräsident von Basel-Stadt und sagt in einem Nebensatz, dass die Baselbieter ab 2015 jährlich 1,4 Millionen Franken mehr ans Theater Basel bezahlen sollen.
OMG!
Lieber Herr Morin, 2011 haben wir die Theaterdiskussion in Baselland schon einmal geführt. Damals gings um jährlich 4,25 Millionen Franken. Die Diskussion verlief genau gleich wie diese Fusionsprüfungssache. «Mir hei eusi eigeni Kultur», riefen die von jenseits des Sarah-Jane-Grabens und holten damit 51 Prozent Wählerstimmen. Ausserhalb vom Bezirk Arlesheim hatten alle Gemeinden die Vorlage abgelehnt, was einem SVP-Mann, im Nebenberuf kantonal bezahlter Wirtschaftsförderer, den Freudenruf entlockte: «Ausnahmsweise hat nicht der untere Kantonsteil den oberen Kantonsteil dominiert – sondern umgekehrt», (Arlese: 67,16 Prozent Ja).
Das sind die Art Siege, aus denen das zeitgenössische Baselland gestrickt wird.
Nein, ich verspüre nicht die geringste Lust, diese Diskussion ums Basler Theater nochmals zu führen. (Mal ganz unter uns: Beim voraussehbaren Nein des Baselbieter Landrats sind die Kulturargumente nur vorgeschoben, weil man nicht öffentlich und schon gar nicht gegenüber der Stadt eingestehen will: Wir. Sind. Pleite.)
Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 19. September 2014
Übrigens: Mein Lieblingssatz heute in der BaZ, zum Uefa-Final im Joggeli: „Die beiden Basler Regierungen sind von den ersten Vorgesprächen an voll hinter diesem Projekt gestanden…“ Die beiden Basler Regierungen – das tönt doch stark nach „zwei getrennte Kantone auf einem gemeinsamen Gebiet“.
(c) Bild Guy Morin, Facebook
Pascal Weber meint
Vielleicht sollte ernsthaft eine Fusion zwischen Basel-Stadt und dem Bezirk Arlesheim geprüft werden. Im Oberbaselbiet dürfte es dann künftig die eine oder andere Mehrzweckhalle weniger geben…
Schewardnadse meint
Gähn, immer diese Mehrzweckhallenleier… Langweilig!
Minimum meint
Wer bei kognitiv suboptimiert einen Kommafehler begeht, sollte sich vielleicht selbst ein paar Gedanken über seine/ihre kognitiven Fähigkeiten machen.
gotte meint
gnade den interpunktionell herausgeforderten, kognitiv subopimiert ist doch wunderbar!
Chienbäse-Baerti meint
…und tönt echt intelell!
Breaktime meint
Upps… tatsächlich, das ist falsch! Failed! Besten Dank und – sorry gäll!
aber wie ich Ihrem philosophischen Feedback entnehmen kann, haben Sie meine Botschaft ja grundsätzlich bewusst verstanden -> Ziel erreicht.
Lassen Sie’s, wir Jungen kriegen das mit der Rechtschreibung dann schon noch in den Griff… nicht während Ihrer Generation… aber wenn wir dann am Drücker sind. =)
PS: Normalerweise haben wir die Senfautomaten (= Besserwisser, Klugscheisser) in der Pause verkloppt.. aber heute bedanken wir uns mit einem Lächeln. *lol* Danke!
Chienbäse-Baerti meint
Hauptsache ihr beherrscht Früh-Englisch.
Meury Christoph meint
Der Schachzug von Guy Morin ist nur als Befreiungsschlag in eigener Sache zu verstehen. Er weiss auch, dass die Baselbieter für sein Ansinnen, das Theater mit zusätzlichen 1.4 Millionen zu alimentieren, nur ein müdes Lächeln übrig haben werden.
Ist die entsprechenden Anfrage offiziell abgelehnt, kann Guy Morin behaupten, dass die Baselbieter schuld sind, dass dem Theater das dringend benötigte Geld fehlt und daher die Baselbieter für allfällige Sparmassnahmen und Betriebseinschränkungen verantwortlich sind. Guy Morin wird sich dann die Rolle des Retters zuschanzen. Er wird den Lucky Punch gegen das Theater abwehren und Lösungen zur Rettung präsentieren.
Nebenbemerkung: Es ist ja seit geraumer Zeit im Baselbieter äusserst heikel über Kultur zu reden. Das Thema ‚Kultur‘ ist mit dem «Kulturleitbild» (2013) vollständig von der politischen Agenda verschwunden. Die Kulturverantwortlichen im Baselbiet machen sich ganz klein und dünn, wenn es um die Kultur geht. Oder weiss jemand, wann über das neue Kulturgesetz befunden wird? Seit seiner Ablehnung im November 2009 wird hinter den Kulissen an einer Version gefeilt, welche die Kultur vermutlich auf «Höhenfeuer», «Freiheitsbäume» und das Absingen des Baselbieter Liedes reduziert.
Oder gilt das neue Kulturgesetzt bereits und wir haben die Inthronisation verpasst?
Nemesis meint
Aber Herr Meury, wie kann man das als Kulturmensch übersehen? Hier können Sie mal ein Auge voll nehmen. Sich aber nicht mehr dazu vernehmen lassen, die Frist ist nämlich Ende August abgelaufen…
http://www.baselland.ch/fileadmin/baselland/files/docs/polit-rechte/vernehml/vern2014/kultur/kulturfoerderung_lrv.pdf
Breaktime meint
Gut gebrüllt, Löwe! – genau so liebe ich Ihre Texte M.M.! Hoffentlich hört es der kognitiv, suboptimierte Dauerpräsident!